Schüler auf Asteroidenjagd
Redaktion
/ idw / Pressemitteilungen des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
4. Januar 2011
Das Pan-STARRS 1 Teleskop auf Hawaii, konzipiert als leistungsfähigster
Asteroidenjäger der Welt, und Schüler in Deutschland und den USA haben acht
Wochen lang gemeinsam nach Asteroiden gesucht. Nach Abschluss des Projekts haben
die Schüler einige interessante Beobachtungen vorzuweisen, darunter vier
bestätigte Entdeckungen von sogenannten Near-Earth Objects.
Das Pan-STARRS1 Observatorium kurz vor
Sonnenaufgang auf dem Haleakala, Maui.
Bild: MPIA / Rob Ratkowski |
Wenn das Pan-STARRS 1-Teleskop (PS1), eines der
leistungsfähigsten Durchmusterungsteleskope, die derzeit weltweit in
Betrieb sind, den Nachthimmel durchsucht, dann schießt seine
1.400-Megapixel-Kamera mehr als 500 Bilder pro Nacht. In der Zeit
zwischen dem 25. Oktober und dem 21. Dezember 2010 landeten die dabei
aufgenommenen Daten nicht nur auf den Computern der professionellen
Astronomen, sondern auch in Klassenzimmern in den USA und Deutschland.
Dort haben Schüler die Bilder genutzt, um die Bahnen bereits bekannter
Asteroiden zu verfolgen und zu bestätigen, und um Kandidatenobjekte für
bislang unbekannte Asteroiden zu entdecken. Ließ das Wetter in Hawaii
keine Beobachtungen zu, kamen alternativ Daten eines Teleskops des
Astronomical Research Institute (ARI) in Westfield im
US-Bundesstaat Illinois zum Einsatz.
Über das Internet erhielten die teilnehmenden Schülergruppen eine
Vielzahl von Reihenaufnahmen. Jede Reihenaufnahme zeigte eine bestimmte
Himmelsregion, aufgenommen im Abstand von einer Stunde. In dieser Zeit
würde sich ein Asteroid des so genannten Hauptgürtels relativ zu den
fernen Hintergrundsternen merklich (in den vorliegenden Bildern um rund
100 Pixel) bewegen. Die Schüler durchsuchten die Bilder nach Objekten,
bei denen sich diese Art von Bewegung zeigte, untersuchten, ob es sich
dabei vielleicht um Artefakte handeln konnte, und meldeten ihre
Ergebnisse an die International Astronomical Search Collaboration,
die das Projekt koordiniert.
Bei einigen der interessantesten Beobachtungsobjekte handelte es sich um
sogenannte Near-Earth Objects (NEOs): Asteroiden oder ähnliche
Objekte, deren Umlaufbahnen sie ins innere Sonnensystem führen. Einige
der NEOs könnten sich als potenzielle "Killerasteroiden" auf
Kollisionskurs mit unserem Heimatplaneten erweisen; solche
Gefahrenquellen ausfindig zu machen ist eines der Hauptziele des
PS1-Teleskops.
Um die Umlaufbahn eines NEOs vorhersagen zu können, sind mindestens zwei
Beobachtungen zu unterschiedlichen Zeiten nötig. Einige der
Zweitbeobachtungen haben die Schüler im Rahmen dieses Projekts
beigetragen. "Wir konnten eine 'NEO confirmation', eine
Bestätigungsbeobachtung für den Asteroiden 2010 UR7 durchführen",
erläutert die 17-jährige Katharina Stöckler vom Gymnasium Neckargemünd.
"Solche Beobachtungen sind äußerst wichtig, da sie zum einen die
Existenz der potenziellen Gefahrenquelle bestätigen und es zum anderen
ermöglichen, die Umlaufbahn des Asteroiden mit größerer Genauigkeit zu
bestimmen."
Im Rahmen des Projekts kam es noch zu drei weiteren solchen "Confirmations".
Außerdem gelangen 64 Dritt- oder Viertbeobachtungen von NEOs, die den
mit der Erforschung dieser Objekte befassten Wissenschaftlern ebenfalls
wichtige Daten liefern. Im Laufe des Projekts fanden die Schüler in den
Pan-STARRS-Daten außerdem 151 Kandidaten für bislang unentdeckte
Asteroiden, die im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter um die
Sonne kreisen (sowie 20 weitere Kandidaten in den Daten des ARI/Westfield-Teleskops).
Schüler des Benedikt-Stattler-Gymnasiums in Bad Kötzting in Bayern
entdeckten in einer einzigen Nacht ganze sieben solcher
Kandidatenobjekte.
Um bestätigt zu werden und provisorische Identifikationsnummern (wie
etwa "2010 UR7") zu erhalten, müssen die Objekte noch ein weiteres Mal
beobachtet werden. Bei einigen wird dies nicht gelingen; andere könnten
sich doch noch als bereits bekannte Asteroiden herausstellen. Kommt es
aber zur Bestätigung und wird ein Objekt dann über mindestens einen
gesamten Umlauf (typischerweise 3 bis 6 Jahre) hinweg verfolgt, bekommt
es eine endgültige Identifikationsnummer und die Entdecker haben das
Recht, einen Namen für den Asteroiden vorzuschlagen.
"Pan-STARRS-Bilder enthalten eine enorme Menge an Information
und geben den Schülern die Chance, hunderte von neuen Entdeckungen zu
machen," sagt Dr. Patrick Miller von der Hardin-Simmons-Universität in
Abilene, Texas, der Direktor der International Astronomical Search
Collaboration. "Mit den Daten, die Pan-STARRS liefert, könnten
wir unsere Kampagnen auf tausend Schulen und Colleges, und zehntausende
von Schülern und Studenten, ausdehnen – das sind für uns, und auch für
die beteiligten Bildungseinrichtungen, aufregende Perspektiven!"
"Es ist für uns sehr aufregend, dass wir ein Forschungsinstrument der
Spitzenklasse – eben Pan-STARRS – und echte Forschungsdaten
nutzen können, um Schülern einen Zugang zur Astronomie zu schaffen",
freut sich Dr. William Burgett, der Pan-STARRS-Projektmanager.
"Wir hoffen, dass dies nur der erste Schritt eines Projekts ist, mit dem
wir später weltweit hunderte von Schulen zu erreichen hoffen."
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