Schneesturm auf Komet Hartley 2
von
Rainer Kayser
25.
November 2010
Anfang des Monats flog die Sonde Deep Impact in einem
Abstand von rund 700 Kilometern am Kometen Hartley 2 vorüber. Die Auswertung von
dabei gewonnenen Bilddaten ergab nun, dass dessen Kern in eine Wolke aus großen Eispartikeln gehüllt
ist - einige davon sind so groß wie Fußbälle. Es ist das erste Mal, dass ein
derartiges Phänomen bei einem Kometen beobachtet werden konnte.
Diese
Nahaufnahme der Sonde Deep Impact zeigt den von
einer Partikelwolke umgebenen
Kern des Kometen Hartley. Foto:
NASA/JPL-Caltech/UMD [Großansicht] |
Der Kern des Kometen Hartley 2 ist in eine Wolke aus großen Eispartikeln eingehüllt - einige davon sind so groß wie Fußbälle. Das zeigen
kürzlich von der NASA veröffentlichte Aufnahmen des Kometenkerns. Die hoch aufgelösten Bilder stammen von der Raumsonde
Deep Impact, die im Rahmen der Mission Epoxi am 4. November in 700 Kilometern Entfernung an dem Kometenkern vorbei geflogen ist. Es ist das erste Mal, dass ein derartiges Phänomen bei einem Kometen beobachtet werden konnte. Messungen zeigen, dass es sich nicht um feste Eisbrocken, sondern eher um Schneeflocken handelt, extrem locker gepackte Gebilde aus mikroskopischen Eiskörnchen.
"Als wir diese ganzen Flecken rund um den Kometenkern das erste Mal gesehen haben, fiel uns die Kinnlade herunter", gesteht Pete Schultz von der
Brown University in Providence im US-Bundestaat Rhode Island.
"Stereoaufnahmen zeigten uns dann, dass es sich um Schneeflocken rund um den Kometenkern handelt - das ganze sah aus wie eine Szene in einer Schneekugel." Die Bilder zeigen, wie gewaltige Fontänen aus verdampfendem Trockeneis - gefrorenem Kohlendioxid - die Schneeflocken an den zerklüfteten Enden des Kometenkerns ins Weltall katapultieren.
Im mittleren Bereich des Kometenkerns, wo die Oberfläche glatter ist, dominiert dagegen ein anderer Prozess. Hier verdampft gefrorenes Wasser unter der staubigen Kometenoberfläche, dringt durch das poröse Material nach außen und entweicht als Wasserdampf in den Weltraum. Einen ähnlichen Prozess hatte die Sonde
im Rahmen ihrer ursprünglichen Mission auch auf dem Kometen Tempel 1 beobachtet.
Die Mission Deep Impact hatte im Juli 2005 ein Geschoss auf den Kern des Kometen Tempel 1 abgefeuert und damit erstmals Materie aus dem Inneren eines Kometenkerns freigelegt. Aber selbst bei dieser spektakulären Aktion wurden nur mikroskopische Eispartikel freigesetzt, keine Schneeflocken wie bei Hartley
2. Da Deep Impact den Flug durch die Gas- und Staubhülle des Kometen Tempel 1 völlig schadlos überstanden hatte und noch über ausreichend Treibstoffreserven verfügte, entschied die
NASA, die Mission der Sonde unter dem neuen Namen Epoxi zu verlängern und
sie zu einem weiteren Kometen zu schicken.
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