Der Stoff zwischen den Sternen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München astronews.com
18. Juni 2010
Zwischen den Sternen ist der Raum nicht etwa leer, sondern es finden
sich hier geladene Teilchen, Atome, Moleküle und Staubkörner. Astronomen
bezeichnen dies als interstellares Medium. Sicher ist, dass es eine
wichtige Rolle bei der Entwicklung von Sternen und Galaxien spielt.
Welche genau wollen Wissenschaftler nun im Rahmen eines neuen
Schwerpunktprogramms klären.
Die Sagittarius-Sternwolke im Sternbild
Schütze in einer Aufnahme des Weltraumteleskops
Hubble. Aber auch zwischen den Sternen ist der
Raum nicht leer.
Bild: Hubble Heritage Team
(AURA / STScI / NASA) |
Der Raum zwischen den Sternen ist nicht leer, sondern gefüllt mit geladenen Teilchen, Atomen, Molekülen sowie Staubkörnern. Er wird beeinflusst durch
die Strahlung von Sternen, stellaren Explosionen, Gravitationseffekten und Magnetfelder. Diese Mixtur nennt man das Interstellare Medium, kurz ISM. Seine Bedeutung für die Entwicklung der Galaxien ist enorm, denn im ISM entstehen die Sterne. Dort finden
sich die Staubkörner und organischen Moleküle aus denen später Planeten und Leben entstehen kann.
Bis heute weiß man jedoch nur wenig über Struktur und Entwicklung des
Interstellaren Mediums. In dem neuen Schwerpunktprogramm "Physics of the Interstellar Medium", das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 14,4 Millionen Euro über sechs Jahre gefördert wird, soll ab Juni 2010 unter der Leitung des Departments für Physik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Licht in die noch unerforschten Bereiche des ISM gebracht werden.
"Wir wollen erstmals ein konsistentes Modell des ISM entwickeln, in dem alle bekannten und teilweise hoch komplexen dynamischen und chemischen Prozesse berücksichtigt sind und das eine solide physikalische Basis für viele Bereiche der Astrophysik liefert, in denen das ISM eine Rolle spielt", sagt der Koordinator Andreas Burkert, Professor für Astronomie und Astrophysik an der LMU.
In Zusammenarbeit mit Forschern an deutschen Universitäten und Wissenschaftlern der Max-Planck-Institute soll ein tiefgreifendes
und umfassendes physikalisches Verständnis des ISM und der damit verbundenen
dynamischen Prozesse erarbeitet werden. Bekannt ist, dass die durchschnittliche
Dichte des ISM ein Partikel pro Kubikzentimeter beträgt und damit so gering ist, dass sie auf der Erde nicht nachgebildet werden kann. Die ISM bietet somit ein faszinierendes Feld, um die Physik von stark verdünnten Gasen, chemischen Prozessen und Atom-, Molekül- und Festkörperphysik unter extremen Bedingungen zu studieren.
Im Vergleich zu den Sternen enthält das interstellare Gas mit einem Teilchenanteil von einem Prozent nur wenig schwere Elemente. Das Gros, nämlich 90 Prozent,
entfällt auf atomaren und molekularen Wasserstoff, neun Prozent sind Helium.
Neben dem Gas spielt auch der interstellare Staub eine wichtige, noch nicht
vollständig erforschte Rolle im Gefüge des ISM. Seine Zusammensetzung ist nicht
zweifelsfrei geklärt. Nachgewiesen wurden bislang Silikate, Grafit und Eisen.
Die Körner sind "nadelförmig" und richten sich im Magnetfeld der Galaxie aus. Das Licht der Sterne wird durch den interstellaren Staub teilweise absorbiert.
Die Physik des ISM spielt eine entscheidende Rolle in vielen Bereichen der Astronomie. Die Entstehung und Entwicklung von Galaxien zählt ebenso dazu wie die Bildung von Sternen, Fragen zur Häufigkeit der Struktur und dem Wachstum der Staubkörner, die die Grundbausteine der Planeten darstellen. Trotz dieser großen Bedeutung des ISM, ist seine Struktur und Entwicklung noch kaum verstanden.
Neue Beobachtungen mit leistungsfähigen Teleskopen haben jedoch zu einem Paradigmenwechsel in unserem Verständnis des ISM geführt. Das bisher zur Anwendung kommende Gleichgewichtsmodell muss ersetzt werden durch ein hochdynamisches Modell von stark gekoppelten, interaktiven und turbulenten Mischgas-Phasen, die weit vom Gleichgewicht entfernt sind und die ständig durch energetische Prozesse durchmischt und bewegt werden, die wir noch kaum verstehen. Diesen Paradigmenwechsel wollen die Forscher mit den Mitteln des DFG-Schwerpunktprogramms analysieren und erforschen.
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