Raumstation erhält hochgenaue Uhren
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
15. Dezember 2009
Die Internationale Raumstation ISS wird zwei extrem genaue Uhren bekommen.
Eine entsprechende Vereinbarung wurde heute von der europäischen
Weltraumagentur ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES in Paris
unterzeichnet. Mit dem Atomic Clock Ensemble in Space (ACES) soll
unter anderem Einsteins allgemeine Relativitätstheorie überprüft werden.
Schema der Versuchsanordnung ACES am
europäischen Weltraumlabor Columbus.
Bild: ESA / D. Ducros |
Die ESA-Direktorin für bemannte Raumfahrt, Simonetta Di Pippo, und
der CNES-Direktor für Strategie, Programme und internationale
Beziehungen, Thierry Duquesne, haben heute im Pariser Hauptsitz der
französischen Raumfahrtagentur CNES eine Vereinbarung unterzeichnet, die
den Weg für den Start einer hochpräzisen Atomuhr ebnet, die an der
Außenwand des europäischen Columbus-Labors an Bord der
Internationalen Raumstation (ISS) befestigt werden soll.
Die Atomuhr PHARAO (Projet d’Horloge Atomique par Refroidissement
d’Atomes en Orbite) wird zusammen mit einer weiteren Atomuhr, dem Space
Hydrogen Maser (SHM), die Versuchsanordnung ACES (Atomic Clock Ensemble
in Space) der ESA bilden. Diese wird eine Genauigkeit von 1x10-16
aufweisen, was einer Zeitabweichung von rund einer Sekunde alle 300 Millionen
Jahre entspricht.
Diese neue Generation von Atomuhren im Weltraum wird für die genaue
Überprüfung von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie entscheidend sein. Des
Weiteren wird sie einen Beitrag zur Genauigkeit und langfristigen Stabilität
globaler Zeitskalen, wie der internationalen Atomzeit (TAI) und der
koordinierten Weltzeit (UTC), leisten und die Entwicklung von Anwendungen auf
dem Gebiet der Erdvermessung sowie Anwendungen für die Fernerkundung über ein
GNSS-Netz unterstützen.
"Die Unterzeichnung dieser Vereinbarung bedeutet für die physikalische
Grundlagenforschung im All einen großen Fortschritt", so Di Pippo. "PHARAO und
ACES werden sich in die Liste wichtiger europäischer Projekte einreihen, bei
denen die ISS als entscheidende Forschungsplattform und Prüfstand für neue
Technologien diente."
Die Zeitskala von ACES ist das Ergebnis der außerordentlichen
Kurzzeit-Stabilität des Wasserstoff-Masers sowie der Langzeit-Stabilität und
Genauigkeit der Cäsium-Atomuhr PHARAO. Das Zeitsignal von ACES wird über eine
spezielle Mikrowellenverbindung zur Erde gesendet, wodurch die Uhrzeiten im All
und auf der Erde verglichen werden können. Die Versuchsanordnung ACES besteht
aus den beiden Atomuhren PHARAO und SHM sowie einem Frequenzvergleicher und der
Mikrowellenverbindung und wird von dem im CADMOS in Toulouse angesiedelten
ACES-Betriebsunterstützungszentrum aus betrieben.
Zum Einsatz kommt sowohl das bereits bestehende europäische Bodennetz der ISS
mit dem Columbus-Kontrollzentrum als auch ein spezielles Netz aus
Mikrowellenterminals, die mit den stabilsten und genauesten Atomuhren am Boden
verbunden sind. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird das CNES die Finanzierung und
Entwicklung der Atomuhr PHARAO übernehmen und diese der ESA für die Integration
in ACES zur Verfügung stellen. Ferner wird das CNES die Funktionstests
unterstützen und die Bodenkonsole für den Betrieb von PHARAO vom CADMOS aus
bereitstellen.
Die ESA wird ACES und die zur Unterbringung von PHARAO benötigte Hardware
entwickeln sowie dessen Betrieb in den europäischen Gesamtbetrieb der ISS und
von Columbus einbinden. Zudem wird die ESA die im Atomuhr SHM
entwickeln, die ursprünglich ein Schweizer Projekt war. ACES soll
voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2013 zur ISS gebracht werden. In der
Umlaufbahn wird ACES mithilfe des Roboterarms der Raumstation an der der Erde
zugewandten externen Nutzlastplattform von Columbus angebracht.
Als Gegenleistung für die Startkosten von ACES und vier anderen externen
Nutzlasten liefert die ESA die Beobachtungskuppel an die NASA. Der Start der
Kuppel ist für Februar 2010 zusammen mit dem Start des Verbindungsknotens Nr. 3,
einem anderen in Europa gefertigten bewohnbaren Bauteil der ISS, vorgesehen.
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