Neuer Orbit für bessere Sicht mit Infrarot-Kamera
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juni 2009
Die NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey hat eine acht
Monate dauernde Verschiebung ihres Orbits um den roten Planeten erfolgreich
abgeschlossen. Durch die neue Bahn überfliegt die Sonde jetzt die Tagseite des
Planeten mehr als eine Stunde früher. Dies erleichtert die Untersuchung der
mineralogischen Zusammensetzung der Marsoberfläche.

Falschfarbenaufnahme der Marsoberfläche mit
THEMIS vom 22. Mai 2009. Die Farben verraten den
Wissenschaftlern etwas über die Zusammensetzung
des Marsbodens. Bild: NASA / JPL /
Arizona State University |
"Der Orbiter ist nun jeweils direkt über einer Region, wenn es
dort etwa 15.45 Uhr ist, zuvor war es 17.00 Uhr", erläutert Jeffrey Plaut,
Projektwissenschaftler für Mars Odyssey am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Aus diesem Grunde wird der Boden wärmer sein und für
die Infrarotsensoren gibt es mehr zu sehen." Daher erhoffen sich die
Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die mineralogische Zusammensetzung der
Marsoberfläche vom Thermal Emission Imaging System (THEMIS) der Sonde.
In den ersten sieben Jahren war der Orbit von Mars Odyssey Ergebnis
eines Kompromisses zwischen den Anforderungen der Infrarotbeobachtung und der
anderer Instrumente.
Bereits einmal waren die Bedingungen für die Untersuchungen im Infraroten
vergleichbar gut wie jetzt, nämlich in den ersten sechs Monaten der Mission.
Damals machten die Wissenschaftler wichtige Entdeckungen. So spürten sie mit
Hilfe von THEMIS Salzablagerungen auf, bei denen es sich um
Verdunstungsrückstände von Wasser handeln könnte.
"Dank des neuen Orbits können wir nun genau die detaillierten Untersuchungen
auf der restlichen Marsoberfläche machen, die wir für etwa 10 bis 20 Prozent des
Planeten während der ersten sechs Monate durchführen konnten" erläutert Philip
Christensen von der Arizona State University, der verantwortliche
Wissenschaftler für THEMIS.
Allerdings wird die bessere Sicht auf den Mars ihren Preis haben: Eines der
drei Instrumente des Gammastrahlen-Spektrometers wird nicht mehr funktionieren.
Durch die neue Ausrichtung der Sonde wird vermutlich eine wichtige Komponente
des Gammastrahlen-Detektors überhitzen. Das Neutronen-Spektrometer und der
Detektor für hochenergetische Neutronen dürften allerdings weiter funktionieren.
Mit dem Gammastrahlen-Spektrometer waren in den vergangenen Jahren
beispielsweise große Mengen Wassereis unter der Oberfläche entdeckt
(astronews.com berichtete).
2001 Mars Odyssey befindet sich in einem sonnensynchronen Orbit um
den Mars. Wenn sich die Sonde dabei von Nord nach Süd bewegt, befindet sie sich
jetzt immer direkt über dem Teil des Mars, an dem die lokale Zeit gerade 15.45
Uhr ist. Vor der Kursänderung überflog sie das Gebiet immer um 17 Uhr. Die
Verschiebung des Orbits wurde am 30. September 2008 mit einem Feuern der
Triebwerke für insgesamt sechs Minuten eingeleitet und mit einem erneuten Zünden
der Triebwerke am 9. Juni abgeschlossen.
Der neue Orbit war von einer von der amerikanischen Weltraumbehörde
zusammengestellten Gruppe von Fachleuten empfohlen worden, um so den
wissenschaftlichen Nutzen der Mission zu maximieren. Der Orbit der Sonde ist
zudem auch gut geeignet, um von dort im Jahr 2012 dem kommenden Marsrover
Curiosity als Relaystation für Übertragungen zur Erde zu dienen. 2001
Mars Odyssey war 2001 gestartet worden. Die Mission der Sonde wurde im
letzten Jahr bereits zum dritten Mal für zwei Jahre verlängert.
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