2001 MARS ODYSSEY
Große Mengen
Wassereis entdeckt
von
Stefan
Deiters
astronews.com
29.
Mai 2002
Ist das die Nachricht auf die viele so lange gewartet haben? Nur
wenige Monate nach Beginn der Marserkundung durch die NASA-Sonde
2001 Mars Odyssey glauben Forscher Wassereis direkt unter der
Oberfläche des roten Planeten ausgemacht zu haben und dies in einer Menge,
die die kühnsten Erwartungen der Wissenschaftler übersteigt.

Die Sonde 2001 Mars Odyssey hat große Mengen Wassereis unter der
Marsoberfläche aufgespürt. Bild: NASA / JPL / University
of Arizona / Los Alamos National Laboratories

Die Regionen, in denen die Forscher große Mengen Wasserstoff
gefunden haben, sind hier dunkelblau markiert. Hier dürfte der
Wasserstoff in Form von Wassereis vorliegen. In hellblauen,
grünen, roten und gelben Regionen fanden die Forscher kleinere
Wasserstoffmengen. In der Nordpolarregion ist die Entdeckung von
Wasserstoff durch die Polkappe aus gefrorenem Kohlendioxid
derzeit nicht möglich. Bild: NASA / JPL / University of
Arizona / Los Alamos National Laboratories [Großansicht] |
"Das sind wirklich begeisternde Ergebnisse und der beste direkte Beweis für
die Existenz von Wasser unter der Oberfläche des Mars", so Dr. William Boynton,
der für das Gammastrahlen-Spektrometer an Bord der Sonde 2001 Mars Odyssey
verantwortlich ist. "Wir hatten immer Hoffnung, dass wir Beweise für Eis finden
werden, aber was wir nun tatsächlich entdeckt haben ist mehr Eis als wir je
erwartet hatten."
Die Forscher sind dem lebenswichtigen Nass mit Hilfe des
Gammastrahlen-Spektrometers an Bord der Marssonde auf die Spur gekommen. Mit dem
Instrument sind die Wissenschaftler in der Lage Wassereis bis in einen Meter
Tiefe unter der Marsoberfläche nachzuweisen. Und genau dies gelang ihnen in
einer großen Region rund um den Südpol des roten Planeten. "Man könnte diese
entdeckte Schicht mehr als verdrecktes Eis bezeichnen und nicht als Geröll das
Eis enthält", erläutert Boynton. Die Entdeckung beruht auf der Intensität von
Gammastrahlen, die vom Wasserstoff ausgesandt werden in Kombination mit
Messungen der Intensität von Neutronen.
Die Menge an aufgespürtem Wasserstoff deutet darauf hin, dass unter der
Oberfläche zwischen 20 bis 50 Prozent der Massenanteile in Form von Wassereis
vorliegen. Da aber Wassereis eine geringere Dichte als Gestein hat, dürfte dies
vom Volumen her gesehen, einen Wassereisanteil von über 50 Prozent bedeuten. Ein
Eimer von Erde aus diesem Bereich würde somit einen halben Eimer Wasser ergeben.
Mit dem Gammastrahlen-Spektrometer haben die Marsforscher die einmalige
Möglichkeit die Regionen bis in einen Meter Tiefe unter der Marsoberfläche zu
untersuchen. Die Ergebnisse haben nun gezeigt, dass der entdeckte Wasserstoff
nicht gleichförmig verteilt ist, sondern in den tieferen Schichten
konzentrierter auftritt. Zudem fanden sich die meisten wasserstoffreichen
Regionen in Gebieten, in denen es sehr kalt ist und in denen Eis somit sehr
stabil sein sollte. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass der Wasserstoff
hier in Form von Eis vorhanden sein muss. Die Eisschicht beginnt etwa 60
Zentimeter unter der Marsoberfläche, in größerer Nähe zum Marssüdpol sogar schon
in 30 Zentimeter Tiefe.
"Der Mars hat uns schon wieder überrascht", freut sich
Odyssey-Projektwissenschaftler Dr. R. Stephen Saunders. "Die frühen Ergebnisse
des Gammastrahlen-Sprektrometers sind besser als wir es je zu hoffen gewagt
hatten. In einigen Monaten beginnt auf der Nordhalbkugel des Mars der Sommer. Es
wird spannend sein, zu beobachten, was sich unter der Polarkappe aus gefrorenem
Kohlendioxid verbirgt." Dieses so genannte Trockeneis verhindert derzeit die
Entdeckung von Wassereis in der Nordpolarregion des roten Planeten. Mit dem
Abtauen der Polarkappe könnte sich dies aber ändern.
"Wir haben für lange Zeit vermutet, dass es auf dem Mars einmal große Mengen
an Wasser gab und das große Rätsel war immer, wo es geblieben ist und was das
für Auswirkungen für mögliches Leben hatte", bewertet Dr. Jim Garvin von der
NASA die neuen Erkenntnisse. "Die jetzt veröffentlichten Daten sind ein sehr
wichtiges Teil des Puzzles aber wir müssen weitersuchen, vielleicht in noch
tieferen Regionen, um herauszufinden, wo der Rest des Wassers geblieben ist."
Auch in Gebieten außerhalb der Südpolarregion fanden die Forscher Wasserstoff
im Untergrund, allerdings in weitaus geringeren Mengen. Hier halten sie es für
eher unwahrscheinlich, dass es sich um Wassereis handelt. Es könnte sich
vielmehr um Wasserstoff handeln, der in Mineralien der Marserde gebunden ist.
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