Zweites MAGIC-Teleskop vor "First Light"
Redaktion
/ Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft astronews.com
15. April 2009
Mit einer Spiegelgröße von 247 Quadratmetern nimmt das zweite MAGIC-Teleskop
auf La Palma in Kürze seinen wissenschaftlichen Betrieb auf. Zusammen mit
dem MAGIC I-Teleskop bietet das weltweit größte
Gammastrahlenteleskop ganz neue astrophysikalische Forschungsmöglichkeiten.
Die Wissenschaftler hoffen auf neue fundamentale Einsichten in die
Geschichte von gewaltigen Strahlungsvorgängen im Universum.
Zusammen warten die beiden Teleskope auf die
Nacht. Dann können MAGIC-I (im Hintergrund) und
MAGIC-II das Universum stereoskopisch, also
räumlich, beobachten, was ganz neue
astrophysikalische Forschungsmöglichkeiten
eröffnet. Foto:
Max-Planck-Institut für Physik / R. Wagner |
Mit der "First Light Zeremonie" stellt die MAGIC-Kollaboration
am 24. und 25. April offiziell ihr zweites MAGIC (Major Atmospheric
Gamma-ray Imaging Cherenkov) Teleskop auf der Kanareninsel La Palma der
Öffentlichkeit vor. Dieses Ereignis markiert nicht nur die Fertigstellung des
zweiten Teleskops, sondern auch den Start der zweiten Phase des Experiments -
MAGIC-II.
Mit MAGIC-II wollen die Wissenschaftler neue galaktische und
extragalaktische Quellen hochenergetischer Gammastrahlung entdecken. Diese
Strahlung stammt von den gewaltigsten Prozessen im Universum, wie
Sternexplosionen, Pulsarwind-Nebeln und aktiven Galaxienkernen. Die
hervorragenden atmosphärischen Bedingungen auf dem 2.200 Meter hoch gelegenen
Roque-de-los-Muchachos-Observatorium erlauben den MAGIC-Teleskopen, die
hochenergetische Gammastrahlung durch Cherenkov-Lichtblitze zu messen. Dieses
bläuliche Licht wird von Sekundärteilchen ausgestrahlt, welche durch die
ursprünglichen Gammastrahlen in der Atmosphäre erzeugt werden. Mit ihren beiden,
im Durchmesser je 17 Metern großen, Spiegelflächen sind die MAGIC-Teleskope
die größten Cherenkov-Teleskope der Welt.
Das 2004 in Betrieb genommene erste MAGIC-Teleskop kann bereits eine
Reihe herausragender Resultate vorzeigen (astronews.com berichtete),
insbesondere die Entdeckung der beiden weitentferntesten aktiven Galaxienkerne
im Gammalicht sowie Untersuchungen der weithin unverstandenen
Gammastrahlungsblitze. Zudem konnte MAGIC vor kurzem erstmals gepulste
hochenergetische Gammastrahlung vom Krebsnebel nachweisen.
Um die Gammastrahlung mit einer noch höheren Empfindlichkeit zu messen,
begann die MAGIC-Kollaboration bereits 2005 mit der Konstruktion von
MAGIC-II. Das zweite MAGIC-Teleskop entspricht weitestgehend
dem ersten Teleskop mit einem mosaikartigen, 247 Quadratmeter großen Spiegel.
Dieser wird getragen von einer besonders leichten und widerstandsfähigen
Kohlefaserstruktur. Dank eines leistungsfähigen Antriebssystems kann das
Teleskop innerhalb von 40 Sekunden jeden Punkt am Himmel anvisieren, um die
mysteriösen kurzen Gammastrahlungsblitze (sogenannte Gamma Ray Bursts)
zu untersuchen. 85 Meter voneinander entfernt können beide Teleskope
stereoskopisch betrieben werden, also die Gammastrahlungsblitze räumlich
beobachten.
Die Wissenschaftler hoffen nun, viele neue und unverstandene
Gammastrahlungs-Quellen zu entdecken. Abgesehen von den Untersuchungen der
Gammaquellen selbst können sie auch zum tieferen Verständnis des gesamten
Universums und grundlegender Physik beitragen, indem sie beispielsweise zur
Suche nach dunkler Materie oder zu neuen Erkenntnissen über Quanteneffekte der
Gravitation verhelfen. Erste Resultate von MAGIC-II werden
voraussichtlich bereits im Frühsommer 2009 vorliegen.
Die MAGIC-Teleskope wurden von einer große internationalen
Kollaboration gebaut und werden auch von dieser betrieben. Momentan besteht
dieser Zusammenschluss aus etwa 150 Wissenschaftlern aus Instituten aus
Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz, Polen, Finnland, Kroatien, Bulgarien
und den USA, welche sich auch die geschätzten vier Millionen Euro Baukosten des
zweiten Teleskops geteilt haben.
Das Max-Planck-Institut für Physik in München nimmt innerhalb von MAGIC
eine führende Rolle ein. Aus Deutschland sind weiterhin die Universitäten
Würzburg und Dortmund sowie das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) Zeuthen
beteiligt. Zur "First Light"-Zeremonie von MAGIC-II auf La Palma wird
auch ein wissenschaftliches Seminar zum MAGIC-Projekt stattfinden. Die
eigentliche Zeremonie ist für den 25. April 2009 geplant.
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