Mehr Energie für die ISS
von Stefan Deiters astronews.com
11. März 2009
In der kommenden Nacht könnte es endlich soweit sein: Die
US-Raumfähre Discovery soll um 2.20 Uhr MEZ zur Internationalen
Raumstation ISS starten. Mit an Bord ist der letzte Satz von Solarzellen-Arrays,
durch das die Raumstation genug Energie für eine sechsköpfige Besatzung und
weitere wissenschaftliche Experimente produzieren können wird. Insgesamt sind
vier Arbeitseinsätze im All vorgesehen (siehe Update am Ende des Artikels).
Die ISS im Sommer letzten Jahres. Nach der
Mission STS-119 werden zwei weitere Paare von
Solarzellen-Arrays montiert sein.
Foto: NASA |
Eigentlich sollte die Mission STS-119 zur Internationalen
Raumstation ISS schon längst Geschichte sein, doch der Start der Discovery
zur ISS wurde in den vergangenen Wochen immer wieder verschoben. Grund dafür
war, wie berichtet, ein Ventil, das zur Druckregelung im Haupttreibstofftank der
Raumfähre benötigt wird. Eines dieser insgesamt drei Ventile war während des
Flugs der Raumfähre Endeavour im vergangenen Jahr gebrochen und
anschließend waren auch Risse in Ventilen anderer Shuttle entdeckt worden.
Die NASA hat mit der Startfreigabe der Discovery nun so lange
gewartet, bis sich die Experten einig waren, dass von den - inzwischen
ausgewechselten - Ventilen keine Gefahr für die Mission zu erwarten ist. Kommt
es nicht noch zu Verzögerungen in letzter Minute, soll die Discovery in
der kommenden Nacht um 2.20 Uhr MEZ zur ISS starten. Freitagabend würde sie dann
an die ISS andocken und dort bis zum 23. März 2009 bleiben. Die Rückkehr zur
Erde ist nach den derzeitigen Planungen für den 25. März 2009 vorgesehen.
Mit der Mission STS-119 erhält die Internationale Raumstation den letzten
Satz von Solarzellen-Arrays. Sie sollen die Stromversorgung für die in den
letzten 13 Monaten durch zusätzliche Laboratorien angewachsene Raumstation
sichern, die zudem ab diesem Jahr ständig von sechs Besatzungsmitgliedern
bewohnt werden wird. "Mehr Besatzung bedeutet auch, dass wir mehr Leistung für
die Lebenserhaltungssysteme und andere Creweinrichtungen, wie Toiletten,
Wasseraufbereitung usw., benötigen", erläutert Kwatsi Alibaruho, leitender
Flugdirektor der ISS für diese Mission. "Wenn wir mehr davon betreiben müssen,
brauchen wir auch mehr Energie."
Und natürlich benötigen auch die wissenschaftlichen Experimente an Bord der
japanischen und europäischen Labormodule zusätzliche Energie, die die neuen
Solarzellen-Arrays liefern sollen. Drei solcher Arrays sind bereits an der ISS
montiert und diese reichen, um den überwiegenden Teil des normalen
Energiebedarfs der Raumstation zu decken. Die Energie des neuen Arrays wird
deswegen hauptsächlich der Wissenschaft zu Gute kommen können.
Die Installation des Arrays wird nicht ganz einfach, soll es doch am
äußersten Ende der Raumstation montiert werden. Der Roboterarm der Station muss
dazu auf seine volle Länge ausgefahren werden. Viel Raum zum Manövrieren bleibt
da nicht. "Wir haben es schon einmal gemacht", meint Lee Archambault, Kommandant
der Discovery während dieser Mission. Ein Paar "Sonnensegel" war zuvor
bereits auf der anderen Seite der ISS montiert worden. "Es waren natürlich nicht
die gleichen Leute dabei. Aber wir haben eine Menge von den Erfahrungen gelernt,
was uns sehr nützen wird."
Während der Mission STS-119 wird es vier Arbeitseinsätze im All geben, so
dass - selbst bei Problemen - genug Zeit vorhanden sein sollte, um alle Aufgaben
zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Außer der Montage der Solarzellen-Arrays
sollen dabei auch verschiedene kleinere Arbeiten im All durchgeführt werden.
Wenn die Discovery die ISS wieder verlässt, wird die Raumstation über
alle "Sonnensegel" verfügen, die für sie geplant waren und wird deshalb fast
schon so aussehen, wie in der endgültigen Konfiguration.
Mit an Bord wird außer dem Piloten Tony Antonelli und vier
Missionsspezialisten auch der japanische Astronaut Koichi Wakata sein, der an
Bord der ISS bleiben und für einige Monate Teil der Besatzung werden wird. Er
wird der erste Astronaut der japanischen Raumfahrtagentur JAXA an Bord der ISS
sein. Mit der Discovery zur Erde zurückkehren wird Sandy Magnus, die
mit der Mission STS-126 im November auf die ISS gekommen war.
Update (11. März 2009, 19.55 Uhr MEZ): Der Start heute Nacht
wurde soeben abgesagt, wegen eines Lecks in einer Wasserstoffleitung zwischen
Shuttle und externen Treibstofftank. Der nächste Startversuch ist für
Freitag, 1.54 Uhr MEZ geplant. Die im Artikel angegeben Daten verschieben sich
entsprechend um einen Tag.
Update (12. März 2009, 10 Uhr MEZ): Der Start ist frühestens
in der Nacht auf Montag möglich. Weitere Details über den Verlauf der Mission
entnehmen Sie bitte unserem Missionslog.
|