Neues Bremer DLR-Institut nimmt Arbeit auf
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
13. Oktober 2008
Die Bedeutung Bremens für die deutsche Raumfahrt ist seit
heute noch ein Stückchen größer: Im neuen DLR-Institut für Raumfahrtsysteme
begann nämlich am Montag der wissenschaftliche Betrieb. Parallel zur
Schlüsselübergabe konnte auch schon die erste Forschungskooperation geschlossen
werden, in deren Rahmen eine neue Raketen-Oberstufe entwickelt werden soll.
Das neue
DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen.
Foto: DLR |
Mit der am 13. Oktober 2008 erfolgten Übergabe des neuen Labor- und
Bürogebäudes haben die 68 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für
Raumfahrtsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) den
wissenschaftlichen Betrieb am neuen DLR-Standort Bremen in vollem Umfang
aufgenommen. Damit erfährt der Raumfahrtstandort Bremen eine weitere Stärkung.
Das neue DLR-Institut wird insbesondere in der Entwicklung von Raumfahrtsystemen
tätig sein. Dabei werden neue, innovative Technologien und Verfahren zum Einsatz
kommen, die die Realisation von Raumfahrtmissionen effizienter und
kostengünstiger machen.
"Das DLR hat heute in Bremen an seinem 13. Standort in Deutschland den
wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen. In Zusammenarbeit mit den in Bremen
ansässigen industriellen und universitären Kapazitäten wird das neue Institut
einen wichtigen Beitrag im Bereich der Systemanalyse und Systemtechnik für die
Raumfahrt leisten", erklärte Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandvorsitzender
des DLR. "Darüber hinaus wird das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in
Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen und der Industrie
Raumfahrtprojekte mit Systemanspruch durchführen, sich gemeinsam mit der
Universität Bremen für eine verbesserte Ausbildung einsetzen sowie Schnittstelle
zwischen anwendungsorientierter Forschung und industrieller Nutzung sein."
Die Schlüsselübergabe an die Wissenschaftler erfolgte in Anwesenheit von Jens
Böhrnsen, Präsident des Senats und Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen,
sowie Renate Jürgens-Pieper, der Senatorin für Bildung und Wissenschaft. Eine
zentrale Aufgabe des neuen DLR-Instituts ist die Analyse komplexer
Raumfahrtsysteme. Dabei erstellen die Ingenieure und Wissenschaftler Entwürfe
und Konzepte für künftige Raumfahrtmissionen und bewerten diese.
Im Sektor Systemtechnik wird insbesondere Hard- und Software entwickelt, die
systembestimmend und anderweitig nicht verfügbar ist. Weitere Komponenten und
Subsysteme werden von anderen Instituten des DLR zugeliefert. Bei der
Realisation von Raumfahrtmissionen legt das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme
seinen Schwerpunkt auf die Systementwicklung, -integration und –verifikation.
Gegenwärtig forschen die Bremer Wissenschaftler bereits an kryogenen Oberstufen,
Kompaktsatelliten, Bordcomputern, orbitalen Experimentalplattformen,
hochpräziser Lageregelung sowie Explorationstechnologie. Hinzu kommen Schüler-
und Studentenexperimente auf Höhenforschungsraketen und –ballons wie zum
Beispiel im Rahmen des REXUS/BEXUS-Programms.
Mit dem Start der wissenschaftlichen Arbeiten am neuen DLR-Standort Bremen
wurden auch die ersten Forschungskooperationen geschlossen. Partner sind der
Raumfahrtkonzern EADS Astrium und die Universität Bremen mit dem Ziel der
Entwicklung einer neuen Oberstufe für ein Trägerraketensystem.
Bisher wurden zirka 12,5 Millionen Euro in den neuen DLR-Standort investiert.
Sie stammen aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,
des Landes Bremen sowie des Europäischen Entwicklungsfonds. Für den laufenden
Betrieb stehen jährlich zirka 17,5 Millionen Euro zur Verfügung. Ausgestattet
wurde das DLR-Institut bereits mit dem so genannten CEF-Labor (Concurrent
Engineering Facility), einer optischen Landenavigationseinrichtung sowie
einer Dynamiksimulation. Sie dienen der Zielstellung "Erlangung von
Systemfähigkeit". Darunter versteht man die Möglichkeit der Gesamtbetrachtung
eines Raumfahrtsystems in seinen einzelnen Baugruppen und deren Zusammenwirken.
Das CEF-Labor versetzt die Wissenschaftler in die Lage, Konzeptstudien
simultan mit allen Projektbeteiligten durchzuführen. Verändert sich in der
Planung zum Beispiel die Masse eines Raumfahrzeugs, werden sofort die
Auswirkungen auf andere Systemkomponenten und -einheiten, wie beispielsweise die
erforderliche Größe der Trägerrakete, erkennbar. Dieses Verfahren verkürzt den
Planungsprozess und spart somit Kosten.
Mithilfe der optischen Landenavigation werden Anflugverfahren von planetaren
Raumsonden simuliert. Damit sollen neuartige Methoden zur Steuerung von
Raumsonden im Endanflug auf ihr Missionsziel entwickelt werden, um mögliche
Verluste zu verhindern. Die Dynamiksimulation bedient sich zweier absolut
ebener, zirka 16 Tonnen schwerer Granit-Tische. Auf diesen simulieren die
Wissenschaftler mit luftkissengelagerten Fahrzeugen den Formationsflug von
Satellitenflotten.
In einem zweiten, gegenwärtig geplanten Bauabschnitt im DLR-Standort Bremen
sind bis 2011 eine große Integrationshalle und weitere Labore geplant. Dann
werden auch die jetzt schon zum DLR-Institut für Raumfahrtsysteme gehörenden
zwölf Wissenschaftler und Ingenieure nach Bremen ziehen, die zurzeit noch am
DLR-Standort in Berlin-Adlershof unter anderem mit umfangreichen
Testeinrichtungen arbeiten.
|