Halo der Milchstraße recht komplex
von
Rainer Kayser
19. August 2008
Die Struktur unserer Milchstraße ist offenbar komplexer als
angenommen: Mithilfe des Sloan Digital Sky Survey, einer
großangelegten Himmelsdurchmusterung, entdeckten Astronomen nun insgesamt 14
Sternströme. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass es bis zu tausend dieser
Sternengruppen gibt. Theoretische Modelle unterstützen diese Vermutung.
Numerische Simulation der Milchstraße. Zu
erkennen sind Sternströme, die ihren Ursprung in
auseinandergerissenen Zwerggalaxien haben. Die
jüngsten SDSS-Beobachtungen bestätigen dieses
Bild der Milchstraßen-Struktur.
Bild:
K. Johnston, J. Bullock
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Die Struktur unserer Milchstraße ist weitaus komplexer als bislang gedacht. Das zeigen die Ergebnisse einer digitalen Himmelsdurchmusterung, deren Ergebnisse jetzt auf einer Fachtagung in Chicago vorgestellt wurden. Im Rahmen des
Sloan Digital Sky Survey
(SDSS) haben die Astronomen unter anderem die Bewegung von 250.000 Sternen in ausgewählten Himmelsregionen vermessen. Dabei stießen die Forscher auf insgesamt 14 Sternströme, also Sternengruppen, die eine gemeinsame Bewegung zeigen und demnach auch einen gemeinsamen Ursprung besitzen. Die Astronomen schließen daraus, dass es in der Milchstraße insgesamt etwa eintausend Sternströme gibt.
"Selbst mit unserer Durchmusterung haben wir bislang nur einen kleinen Teil der Galaxis erfasst", erklärt Kevin Schlaufman von der
University of California in Santa Cruz, der die Ergebnisse auf der SDSS-Tagung präsentierte.
"Wenn jede von uns aufgespürte Geschwindigkeits-Struktur ein separater Sternstrom ist, dann ergibt sich für die inneren 75.000 Lichtjahre der Milchstraße eine Gesamtzahl von rund 1.000." Es sei allerdings möglich, dass mehrere Strukturen zu ein und demselben Strom gehören, so Schlaufman.
Die Milchstraße ist eine Spiralgalaxie, bei der sich die Mehrheit der Sterne in einer relativ dünnen, von den charakteristischen Spiralarmen durchzogenen Scheibe befindet. Diese Scheibe ist von einem kugelförmigen Halo aus Kugelsternhaufen und isolierten Sternen umgeben. Wie die SDSS-Messungen nun zeigen, sind die Sterne in diesem Halo nicht gleichmäßig verteilt, sondern gehören zu einem signifikanten Teil zu Sternströmen.
"In der Zentralregion der Galaxis kommen all diese Strömungen zusammen und wir sehen dort eine homogene Mischung von Sternen", erläutert Kathryn Johnston von der
Columbia University, die auf der Tagung theoretische Modelle präsentierte, die die SDSS-Beobachtungen untermauern.
"Schaut man jedoch weiter nach draußen, so kann man Stück für Stück die einzelnen Strömungen auseinander halten." Die Sternströme haben ihren Ursprung in Zwerggalaxien, die von der Schwerkraft der Milchstraße auseinander gerissen wurden.
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