Sloan Digital Sky Survey geht in die zweite
Runde
von
Hans Zekl
für
astronews.com
22. Juli 2005
Das vielleicht ambitionierteste astronomische Projekt tritt in eine neue Phase.
Der Sloan Digital Sky Survey wird mit neuen Partnern und erweiterten
wissenschaftlichen Zielen bis Sommer 2008 fortgesetzt. Im Rahmen dieser
Himmelsdurchmusterung wurde seit 1998 ein Viertel des Himmels durch Aufnahmen in
fünf Wellenlängen im sichtbaren Licht und mit anschließender Spektroskopie
einzelner Objekte genauestens untersucht.
Das SDSS-Survey-Teleskop. Foto:
Fermilab Visual Media Services |
Seit 1998 wurden mit dem eigens dafür gebauten Apache Point Observatorium
nahe Sunspot, Neu Mexiko, präzise die Helligkeiten und Positionen von über 200
Millionen Objekten - Galaxien, Sternen und Quasaren - gemessen. In das Projekt
waren bisher 15 wissenschaftliche Institutionen mit mehr als 300
Wissenschaftlern eingebunden. Darunter befanden sich mit den
Max-Planck-Instituten für Astronomie in Heidelberg und für Astrophysik in
Garching auch zwei deutsche Institute.
Nun gab der Direktor des SDSS, Richard Kron, die Fortsetzung des Programms bis
Sommer 2008 bekannt. Finanziert wird SDSS-II von der Alfred P. Sloan
Foundation in New York, der National Science Foundation (NSF) der
USA, dem U.S. Department of Energy, dem japanischen Ministerium für
Erziehung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (Monbukagakusho), der
deutschen Max-Planck-Gesellschaft und den beteiligten Instituten. Am SDSS-II
werden sich acht neue Forschungseinrichtungen beteiligen - aus Deutschland jetzt
auch das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP).
SDSS-II wird drei Schwerpunkte besitzen. Der erste – LEGACY – wird die
ursprüngliche Himmelsdurchmusterung für extragalaktische Objekte
vervollständigen. Dabei sollen in einem zusammenhängenden Bereich des nördlichen
Sternhimmels Bilder und die Entfernungen von etwa einer Million Galaxien und
Quasaren gewonnen und gemessen werden. Den zweiten Themenbereich bildet das
Programm SEGUE (Sloan Extension for Galactic Understanding and Exploration;
Erweiterung zur Untersuchung und Erkundung der Milchstraße). Es wird die
Struktur unserer Galaxis und die verschiedenen Sternarten untersuchen. Diese
Daten sollen helfen, die Entstehung und Entwicklung der Milchstraße besser zu
verstehen.
"Mit SDSS-II beteiligt sich das AIP an einem der größten und sichtbarsten
astronomischen Großprojekten weltweit", sagte der wissenschaftliche Vorstand des
AIP, Prof. Matthias Steinmetz. "SDSS II wird nicht nur ein umfassendes Bild über
den Aufbau unserer eigenen Milchstraße liefern, wir werden auch die Überreste
von Zwerggalaxien aufspüren, die vor mehr als einer Milliarden Jahre in die
Milchstraße eingefallen sind und dort durch das Gezeitenfeld der Milchstraße
zerrieben wurden. Aus den Überresten können wir dann rekonstruieren, wie sich
die Milchstraße gebildet hat. Wir betätigen uns sozusagen als galaktische
Archäologen." Auch erhoffen sich die Forscher ein klareres Bild, wie die
chemischen Elemente einst in den Atomöfen der frühen Sterne entstanden sind.
Im dritten Teil des SDSS-II wird nach Supernovae gesucht, deren Entfernungen
präzise gemessen werden sollen. Aus früheren ähnlichen Untersuchungen ist
bekannt, dass das Universum sich seit einigen Milliarden Jahren immer schneller
ausdehnt, anstatt langsamer. "Diese Studie wird uns helfen, eine der wichtigsten
Entdeckungen der modernen Wissenschaft – die Existenz der Dunklen Energie – zu
bestätigen und ihre Größe zu bestimmen," erklärte dazu Andy Becker von der
University of Washington.
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