Suche im Schützen und im Stier
von Stefan Deiters astronews.com
6. Juni 2008
Amerikanische Astronomen wollen das neue Allen Telescope
Array für die gezielte Suche nach Signalen extraterrestrischer
Intelligenzen einsetzen. Dabei wollen sie sich zunächst auf zwei Bereiche in der
Nähe der Sternbilder Stier und Schütze beschränken. Von hier aus nämlich hätten
Außerirdische die Möglichkeit, regelmäßig Erdtransits zu beobachten.
Das Allen
Telescope Array. Foto:
Allen Telescope Array / UC Berkeley |
Das Allen Telescope Array , das sich - wie berichtet - gerade im
Aufbau befindet, soll bei seiner Vollendung aus 350 Radioantennen bestehen, mit
denen dann nach Signalen von außerirdischen Intelligenzen gefahndet werden kann.
Richard Conn Henry, Professor an der amerikanischen Johns Hopkins University,
Seth Shostak vom SETI Institute und Steven Kilston von der Henry
Foundation Inc. wollen nun die Antennen gezielt auf bestimmte Bereiche am
Himmel richten, um so die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung zu vergrößern.
Nach Ansicht der Forscher sei der beste Bereich zur Suche nach intelligenten
Lebensformen auf anderen Planeten die Region der sogenannten Ekliptik. Sie
beschreibt die Ebene in der sich die Erde um die Sonne bewegt. Von der Erde aus
betrachtet, wandert die Sonne jährlich entlang dieser Bahn. Jede Zivilisation,
die ein Blick auf unser Sonnensystem geworfen hat, und deren Planet in diesem
Bereich am Himmel liegt, könnte regelmäßig beobachten, wie die Scheibe der Erde
vor der Sonne entlangwandert. Astronomen sprechen dabei von einem Transit und
haben mit dieser Methode schon Planeten um ferne Sonnen aufgespürt.
"Wenn es da draußen noch andere Zivilisationen gibt - was wir nicht wissen -
würden die, deren System sich in der Nähe der Ebene des Erdorbits um die Sonne
befindet, am ehesten eine Grund haben, eine Nachricht in unsere Richtung zu
schicken", erläutert Henry. "Solche Zivilisationen wäre bestimmt der jährliche
Transit der Erde vor der Sonne aufgefallen, woraus sie folgern könnten, dass die
Erde in einer habitablen Zone um ihre Sonne liegt, in der flüssiges Wasser
existieren kann. Mithilfe der Spektroskopie könnten sie auch
unsere Atmosphäre analysieren und herausfinden, dass die
Existenz von Leben hier wahrscheinlich ist."
Die meisten der vielleicht 100 Milliarden Sterne der Milchstraße liegen in
der sogenannten galaktischen Scheibe, die wir am Nachthimmel als helles Band
erkennen können. In dem Bereich, wo sich nun Ekliptik und die Ebene der
Milchstraße am Himmel schneiden, wollen die Wissenschaftler mit ihrer Suche
beginnen. Die beiden Regionen liegen in der Nähe der Sternbilder Stier und
Schütze. "Zu wissen, wo man suchen muss, reduziert die benötigte
Beobachtungszeit mit den Radioteleskopen natürlich ganz gewaltig", so Henry.
"Entscheidend ist, dass durch die gezielte Suche in diesem Bereich unsere
Chancen auf einen Fund möglicherweise besser sind als bei allen früheren
Versuchen", ergänzt Kilston. Das Weltraumteleskop Hubble hatte im
November 2001 erstmals beobachtet, wie ein extrasolarer Planet vor seiner Sonne
vorüberzieht (astronews.com berichtete). "Da ist es nur wahrscheinlich, dass
außerirdischen Zivilisationen entlang der Ekliptik ähnliche Beobachtungen
machen", meint Ray Villard vom Space Telescope Science Institute. "Und
wenn sie herausgefunden haben, dass die Erde bewohnbar ist, senden sie
vielleicht eine Nachricht."
Das Allen Telescope Array wäre, so Shostak, auch ideal geeignet, die
gesamte Ekliptik abzusuchen und sich nicht nur auf die Schnittstellen von
ekliptischer und galaktischer Ebene zu beschränken. Nach Ansicht der Forscher
ist der kritische Faktor bei allen Berechnungen, ob es andere Zivilisationen in
unserer Milchstraße gibt, die Frage, wie lange eine Zivilisation eigentlich
existiert. "Wenn es lange genug ist, vielleicht viele Millionen Jahre, sind die
Zivilisationen in der Ekliptik sicher irgendwann auf unsere Existenz aufmerksam
geworden," spekuliert Henry. "Sie werden dann vielleicht Geduld haben und leicht
zu entdeckende Signale in unsere Richtung senden - wenn nötig für viele
Millionen Jahre. Und das alles in der Hoffnung, dass hier irgendwann eine
Zivilisation mit einer fortschrittlichen Technologie entsteht. Und genau das ist
jetzt der Fall."
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