Merkwürdiger Ring
um toten Stern
von Stefan Deiters astronews.com
29. Mai 2008
Mithilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
haben Astronomen einen bizarren Ring um die Überreste eines explodierten Sterns
gefunden. Bei dem Stern mit Namen SGR 1900+14 handelt es sich um einen
sogenannten Magnetar, also einen Neutronenstern mit einem besonders starken
Magnetfeld. Die Forscher hoffen, dass ihnen der Fund hilft, mehr über diese
eigentümlichen Objekte zu erfahren.
Spitzers Blick auf den bizarren Staubring um SGR
1900+14. Der Magnetar selbst ist auf dem Bild
nicht zu sehen, da er nur im Röntgenbereich
beobachtet wurde.
Bild: NASA / JPL-Caltech / S.
Wachter (Spitzer Science Center) [Großansicht] |
Das jetzt mit Spitzer näher untersuchte Objekt namens SGR
1900+14 ist ein sogenannter Magnetar. Dabei handelt es sich um die Überreste
eines massereichen Sterns, der sein nukleares Leben in einer gewaltigen
Supernova-Explosion beendet hat. Im Gegensatz zu normalen Neutronensternen, die
auch durch eine Supernova-Explosion entstehen, pulsieren Magnetare im
Röntgenbereich und haben ein extrem starkes Magnetfeld.
"Das Universum ist riesig und da können schon manchmal verrückte Dinge
passieren", meint Stefanie Wachter vom Spitzer Science Center der NASA
am California Institute of Technology, die den Ring um den Magnetar
durch einen glücklichen Zufall gefunden hat. "Ich habe mir archivierte
Spitzer-Beobachtungen dieses Objektes angesehen und dabei bemerkt, dass es
von einem Ring umgeben ist, den wir in dieser Art noch nie vorher gesehen
hatten." Wachter hat über ihre Resultate zusammen mit Kollegen einen Artikel in
der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Die Astronomen vermuten, dass der Ring im Jahr 1998 entstand, als ein
gewaltiger Ausbruch von dem Magnetar ausging. Dieser könnte etwa durch eine Art
Bruch auf der Oberfläche des Sterns verursacht worden sein. Dieser
Energieausbruch hat dann eine nahe gelegene Staubwolke quasi ausgehöhlt, so dass
von ihr nur noch ein staubiger, äußerer Ring zurückblieb. Dieser hat einen
Durchmesser von etwa sieben mal drei Lichtjahren.
Der Fund könnte den Astronomen helfen, mehr über die Entstehung von
Magnetaren zu erfahren. Bislang ist nämlich nicht wirklich klar, wann ein Stern
zum Magnetar wird und welche Rolle dabei beispielsweise seine Masse spielt.
"Der Ring muss von irgendetwas zum Leuchten gebracht werden, ansonsten würden
wir ihn mit Spitzer nicht sehen können", erklärt Teammitglied Enrico
Ramirez-Ruiz von der University of California in Santa Cruz. "Die
massereichen Sterne in der Nähe sind dafür die besten Kandidaten. Das bedeutet
aber auch, dass der Magnetar, der genau im Zentrum des Rings liegt, zu diesem
Sternentstehungsgebiet gehört."
Der Ring um SGR 1900+14 unterscheidet sich von anderen bekannten
Ringphänomenen - wie etwa Überresten von Supernovae - dadurch, dass er lediglich
in bestimmten Infrarot-Wellenlängen beobachtet und damit nur von Spitzer
gesehen werden kann. Zunächst dachten die Astronomen daher, dass es sich um eine
Art Infrarot-Lichtecho handelt. Dies entsteht beim Ausbreiten einer
Explosions-Stoßwelle: Wenn diese nämlich auf Staub trifft, wird dieser erwärmt
und beginnt im Infraroten zu leuchten. Eine erneute Beobachtung des Rings um den
Magnetar zeigte jedoch, dass sich dieser nicht nach außen bewegt.
Erst eine spätere detaillierte Analyse ergab dann, dass es sich bei dem Ring
sehr wahrscheinlich um eine ausgehöhlte Gaswolke handelt. Dies dürfte, da man so
etwas bisher noch nicht beobachtet hat, ein sehr seltenes Phänomen im Universums
sein. Trotzdem wollen die Astronomen nun versuchen, weitere solche Ringe
aufzuspüren. "Dieser Magnetar ist in mancherlei Hinsicht noch recht lebendig",
so Ramirez-Ruiz. "Er beeinflusst seine Umgebung und damit das junge
Sternentstehungsgebiet, wo er auch geboren wurde."
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