Suche nach der Signatur des Lebens
Redaktion /
Pressemitteilung der Universität Bremen astronews.com
8. Mai 2008
Im Jahr 2013 will die europäische Weltraumagentur ESA die
erste Rover-Mission zum Mars starten: Ein wichtiges Ziel von ExoMars
wird es sein, nach Spuren von aktuellem oder früherem Leben auf dem roten
Planeten zu fahnden. Dabei könnte das Know-How von Forschern der Universität
Bremen wichtig sein, die sich schon seit Jahren mit der typischen Signatur von
Leben im All beschäftigen.
Aktueller Entwurf des europäischen ExoMars-Rovers.
Bild: ESA |
Gibt es Leben auf dem Mars? Dieser Frage sind Generationen von
Wissenschaftlern bis heute nachgegangen - aber eine eindeutige Antwort steht
nach wie vor aus. Die Suche nach Lebensspuren auf dem Mars geht also weiter. Ein
Antwort könnte eventuell die europäische Mission ExoMars liefern, an
deren Entwicklung auch Wissenschaftler der Universität Bremen beteiligt sind.
Die Bremer Forscher nahmen Ende April 2008 auf Einladung des
Max-Planck-Instituts für Solarsystem-Forschung in Lindau-Katlenburg an einem
Arbeitstreffen teil, bei dem die am Projekt MOMA beteiligten Forschergruppen
ihre neuesten Ergebnisse und Planungen vorstellten. MOMA steht für Mars
Organic Molecule Analyzer und ist ein zentrales Teilprojekt der zukünftigen
ExoMars-Mission. Auch hier das Ziel: Suche nach gegenwärtigen und
vergangenen Lebensspuren auf unserem nächsten Nachbarplaneten.
Die ESA-Mission ExoMars soll nach der jetzigen Planung im Jahr 2013 auf die
Reise gehen und nach einer Landung neun bis zehn Monate später den Mars-Boden
auf organische Relikte, die auf mögliches Leben hinweisen, untersuchen. Die
Universität Bremen ist an dem Projekt beteiligt, weil sie sich mit ihren
Forschungen zur sogenannten Chiralität international einen Namen gemacht hat. Um
die Messung dieses Phänomens, das als "Signatur des Lebens" bezeichnet wird,
geht es bei der Bremer MOMA-Beteiligung.
Der Bremer Wissenschaftler Professor Wolfram Thiemann hat in Zusammenarbeit
mit den ehemals Bremer Forschern Professor Uwe Meierhenrich im italienischen
Nizza und Dr. Jan Hendrik Bredehöft im englischen Milton Keynes ein
Instrumentarium entwickelt, um Chiralität im interstellaren Raum nachzuweisen.
Die von Bremen ausgehende Suche nach chiralen organischen Molekülen im Weltall
galt in der Fachwelt noch bis vor wenigen Jahren als "höchst exotisch". Heute
beschäftigen sich weltweit zahlreiche Arbeitsgruppen an der Erforschung dieses
Themas.
Die Chiralität beschreibt ein von Biomolekülen her gut bekanntes Phänomen.
Man weiß, dass sich Biomoleküle aus Bausteinen zusammensetzen, die einheitlich
entweder ausschließlich rechts- oder ausschließlich linkshändig sind.
Beispielsweise sind Eiweiße (Proteine) ausschließlich aus L-Aminosäuren
aufgebaut, wohingegen deren Spiegelbilder, die D Aminosäuren, in Eiweißen keine
Verwendung finden. Auf ähnliche Weise nutzen sowohl die Kohlenhydrate wie auch
die DNA ausschließlich D-Zucker und haben keine Verwendung für etwaig
vorkommende L-Zucker Einheiten.
Eine zentrale wissenschaftliche Frage ist nun, wie zu Beginn der biologischen
Evolution die rechts-/links-Symmetrie gebrochen werden konnte, um die
molekularen Bausteine des Lebens einheitlich entweder in rechts- oder in
links-Form generieren zu können. Heute sprechen viele Gründe dafür, dass dieser
Symmetriebruch nicht erst auf der frühen Erde, sondern bereits im interstellaren
Raum stattfand. In solchem Falle sollten diejenigen Moleküle, die wie
Aminosäuren oder Zucker das Phänomen der Händigkeit (griechisch: Chiralität)
aufweisen, im Kometenmaterial in rechts- oder links-Form in ungleicher Menge
nachgewiesen werden.
Die ExoMars-Mission ist eine Wiederaufnahme der Mitte der 70er Jahre
erfolgten Viking-Mission. Diese sollte Leben auf dem Mars finden,
konnte aber zu keinen eindeutigen Ergebnissen kommen. Die damalige
Mehrheitsmeinung der beteiligten Wissenschaftler, dass das Experiment eindeutig
keinerlei Hinweise auf Leben auf dem Mars erbracht hat, wird inzwischen
verstärkt in Frage gestellt. Heute verfügen die Wissenschaftler über deutlich
empfindlichere Techniken, die es gestatten, den Mars-Boden besonders gründlich
nach organischen Spuren abzusuchen. Das soll mit MOMA geschehen, der auf einem
Rover installiert wird.
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