Kollision von zwei Weißen Zwergen
von Stefan Deiters astronews.com
1. November 2007
Die Supernova 2006gz war irgendwie anders als andere
Supernovae: Sie wurde zwar zunächst als Supernova vom Typ Ia klassifiziert, also
als Explosion eines Weißen Zwergs, doch blieben erhebliche Zweifel an dieser
Einordnung. Offenbar aus gutem Grund: Amerikanische Astronomen fanden nämlich
nun Indizien dafür, dass 2006gz durch die Kollision zweier Weißer Zwerge
entstand.
Entstand die Supernova 2006gz durch die
Kollision zweier Weißer Zwerge? Astronomen
fanden dafür deutliche Hinweise.
Bild: NASA / Dana Berry, Sky
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"Diese Entdeckung zeigt einmal wieder, dass die Natur erheblich vielfältiger
sein kann, als wir erwartet hatten", meint Malcom Hicken, der am
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics gerade seine Doktorarbeit
anfertigt. "Es gibt offenbar mehr als einen Weg für einen Weißen Zwerg zu
explodieren."
Supernova-Explosionen werden von Astronomen traditionell in zwei Typen
eingeteilt, die sich danach unterscheiden, ob sich in ihrem Spektrum Spuren von
Wasserstoff finden lassen (Typ II) oder eben nicht (Typ I). Typ II-Supernovae
werden in der Regel als der Kollaps des Kerns eines massereichen Sterns
gedeutet. Der häufigste Supernova-Typ der Gruppe I ist der Typ Ia, bei dem man
von der Explosion eines Weißen Zwergs ausgeht, der von einem nahen Begleiter
ständig Material abgezogen und dieses auf seiner Oberfläche abgelagert hatte,
bis er schließlich explodierte.
Auch die Supernova 2006gz wurde zunächst als Typ Ia klassifiziert, da sich in
ihrem Spektrum keine Wasserstoffspuren fanden und noch andere Indizien für
diese Einordnung sprachen. Allerdings deutete die Auswertung weiterer
Beobachtungen bald darauf hin, dass diese Sternenexplosion etwas Besonderes war.
So fanden sich im Spektrum von SN 2006gz Spuren von unverbranntem Kohlenstoff -
mehr als je bei einer anderen Supernova zuvor gefunden wurden. Zudem entdeckte
man
auch Spuren, die auf Schichten aus stark komprimiertem Silizium hindeuteten.
Letztlich war SN 2006gz auch ungewöhnlich hell: Der Vorgängerstern hätte für diese
Helligkeit nach Ansicht der Astronomen massereicher sein müssen als 1,4
Sonnenmassen, die magische Obergrenze für Weiße Zwerge. Bislang gab es nur
einen anderen solchen Fall, bei der die Beobachtungsdaten aber nicht
sonderlich belastbar waren. "Unser Fall ist anders. Obwohl SN 2006gz auch extrem
hell war, ist die chemische Zusammensetzung, insbesondere der unverbrannte
Kohlenstoff, sehr ungewöhnlich, die Daten aber sehr solide", so Robert Kirshner,
der auch zum Beobachterteam gehörte.
Alles deutet, so die Ansicht der Wissenschaftler, auf die Kollision zweier
Weißer Zwerge hin. Nach den aktuellen Theorien würde nämlich dabei unverbrannter
Kohlenstoff ins All geschleudert und während der Explosion Silizium entstehen,
das durch eine Stoßwelle komprimiert werden würde.
Sollten die Astronomen tatsächlich hier auf das erste Beispiel für eine neue Art
von Supernova-Explosionen gestoßen sein, könnte das auch Auswirkungen auf
kosmologische Betrachtungen haben: Bislang ging man nämlich davon aus, dass
Supernovae vom Typ Ia eine klar definierte Helligkeit haben, weswegen sie auch
von Kosmologen gerne zur Entfernungsbestimmung im All verwendet werden. So wurde
etwa die Dunkle Energie aus Beobachtungen von weit entfernten Supernovae vom Typ
Ia gefolgert.
Gibt es nun aber nicht nur eine Art, wie eine Supernova vom Typ Ia entstehen
kann, müssen die Astronomen künftig vorsichtiger sein, wenn sie diese
Sternenexplosionen als Entfernungsindikatoren verwenden. "Die Supernova 2006gz
war keine Standard-Supernova vom Typ Ia und wäre damit nicht in kosmologische
Studien aufgenommen worden", so Hicken. "Aber wir müssen schon aufpassen, dass
wir nicht die Explosion von zwei Weißen Zwergen für die Explosion eines Weißen
Zwerges halten. Bei SN 2006gz war das leicht auseinanderzuhalten, aber es könnte
Fälle geben, die nicht so klar sind."
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