Ein Bild von einem Sternhaufen
von Stefan Deiters astronews.com
2. Oktober 2007
ESA und NASA haben jetzt eine neue eindrucksvolle Aufnahme
veröffentlicht, die das Weltraumteleskops Hubble vom
Sternentstehungsgebiet NGC 3603 gemacht hat. Hier befindet sich einer der
eindrucksvollsten massereichen jungen Sternhaufen. Die Sterne liegen in dessen
Zentrum so dicht beieinander, dass man zwei großen Sterne schon einmal für einen
extragroßen Stern halten kann.
Hubbles Blick
auf NGC 3603.
Foto: NASA, ESA und die Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration [Großansicht]
Bild von NGC 3603 mit Erklärungen.
Foto: NASA, ESA und die Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration [Großansicht] |
NGC 3603 ist ein bekanntes Sternentstehungsgebiet im
Carina-Spiralarm unserer Milchstraße und liegt rund 20.000 Lichtjahre von uns
entfernt. Die jüngste Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble dieser
Region, die jetzt von NASA und ESA veröffentlicht wurde, zeigt einen jungen
Sternhaufen, der von einer gewaltigen Gas- und Staubwolke umgeben ist. Die
meisten auf dem Bild erkennbaren Sterne sind heiße blaue Sterne, die mit ihrer
intensiven ultravioletten Strahlung und heftigen stellaren Winden für deutlich
sichtbare Aushöhlungen im Staub und Gas gesorgt haben, das den Haufen umgibt.
Für Astronomen ist die Analyse solcher Sternhaufen eine interessante
Möglichkeit, die Vorgänge rund um die Sternentstehung und -entwicklung zu
studieren: Der Haufen stellt quasi eine Art Momentaufnahme in der Entwicklung
von Sternen mit unterschiedlicher Masse dar, da alle Sonnen des Haufens
unterschiedliche Massen haben, aber in etwa zum gleichen Zeitpunkt entstanden
sind. Die Wissenschaftler vergleichen nun Sternhaufen mit unterschiedlichem
Alter und untersuchen, wie sich ein solcher Haufen verändert.
Die Untersuchungen von NGC 3603 wurden geleitet von Jesús Maiz Apellániz vom
spanischen Instituto de Astrofisica de Andalucia. Der Wissenschaftler
entdeckte zusammen mit seinen Kollegen, dass sich bei NGC 3606 offenbar die
massereichsten Sterne im Zentrum finden lassen, die Verteilung der verschiedenen
Sternenarten im Haufenzentrum aber in etwa dem gleicht, was man auch von anderen
ähnlichen Haufen in der Milchstraße kennt.
Bei den drei hellsten Sternen im Zentrum des Haufens, so ein weiteres
Ergebnis des Teams, könnte es sich um optische Täuschungen handeln und
nicht - wie zuvor vermutet - um Sterne, die so massereich sind, dass sie nach
den theoretischen Modellen der Astronomen gar nicht existieren dürften. Bei
jedem dieser Mega-Sterne, so die Astronomen, dürfte es sich in Wirklichkeit um
zwei oder mehrere massereiche Sterne handeln, die so dicht beieinnander liegen,
dass selbst Hubble nicht in der Lage ist, die Sterne zu trennen. Durch
ihr helles blendendes Licht erscheint einfach nur ein einziger Stern.
Die These wird auch durch eine Untersuchung mit dem Very Large Telescope
der ESO unterstützt: Eine andere Gruppe von Astronomen hatte nämlich
Geschwindigkeiten der Einzelkomponenten in zwei der drei Systeme messen können
und festgestellt, dass der massereichste Sterne eine Einzelmasse von rund 115
Sonnenmassen hat, was noch mit der Theorie verträglich ist.
Auf der Aufnahme sind auch einige sogenannte Bok-Globulen zu sehen, dunkle
und dichte Wolken aus Gas und Staub, die etwa die zehn bis 50-fache Masse
unserer Sonne haben. Hier entstehen - wie in einem Kokon - gerade neue Sterne.
Bok-Globule gehören mit zu den kältesten Objekten im Universum.
Auch auf dem Bild zu erkennen ist der Stern Sher 25 links oberhalb des
Haufenzentrums. Es handelt sich dabei um einen Superriesen, der nach Ansicht der
Astronomen kurz vor seinem Kollaps und damit vor einer Supernova-Explosion
steht. Wie Sher 25 muss auch der Vorgängerstern der berühmten Supernova 1987A
ausgesehen haben, die sich 1987 in der Großen Magellanschen Wolke ereignete.
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