Planeten verschmutzen ihre Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
9. Juli 2007
Seit Jahren rätseln Astronomen darüber, warum eigentlich
Sonnen, die von Planeten umkreist werden, metallreicher zu sein scheinen als
Sterne ohne Planeten. Jetzt gibt es eine verblüffend einfache Antwort: Schuld
sind die Planeten selbst, die während ihrer Entstehung die Atmosphäre ihrer
Sonne verschmutzen.

Sonnen, um die Planeten kreisen, sind
metallreicher als Sterne ohne Planeten. Bild: NASA,
ESA und G. Bacon (STScI) |
Einige Jahre nach der Entdeckung der ersten extrasolaren Planeten,
stießen Astronomen auf einen merkwürdigen Zusammenhang: Planeten scheinen
deutlich häufiger um Sterne zu finden zu sein, die einen relativ hohen Anteil an
Eisen haben. So haben beispielsweise Sonnen, um die Planeten kreisen, einen
doppelt so hohen Anteil an schweren Elementen wie Sterne, die nicht von Planeten
umrundet werden.
Doch was hat das zu bedeuten? Bildeten sich Planeten bevorzugt um Sonnen
mit einem hohen Anteil an schweren Elementen oder waren gerade die Planeten der
Grund dafür, dass sich die beobachteten Stoffe an der Oberfläche der Sterne
sammelten? Im ersten Fall müssten die Sonnen durch und durch metallreicher sein
als andere Sterne ohne Planeten. Im zweiten Fall wäre alles nur ein
oberflächliches Phänomen, da Material aus dem Planetensystem auf den Stern hinabgeregnet ist und die
Atmosphäre verschmutzt hat.
Doch wie sollte man diese Fragen klären? Die Spektren, die Astronomen von
Sternen aufnehmen, geben gerade Auskunft über die Stoffe auf der
Oberfläche der fernen Sonnen. Ob es sich dabei nur um eine Verschmutzung
handelt, ist nicht zu erkennen. Um etwas mehr Licht in diese Frage zu
bringen, schaute sich eine Gruppe von Astronomen nun Rote Riesensterne an, die
anders als die hauptsächlich untersuchten Zwergsterne schon ihren
Wasserstoffvorrat im Inneren verbraucht haben und deutlich größer und kühler
sind. Auch unsere Sonnen, zur Zeit noch ein Zwergstern, wird sich in
einigen Milliarden Jahren zu einem solchen Riesenstern aufblähen.
Bei der Untersuchung von 14 Riesensternen, um die man Planeten gefunden hat,
stellten die Wissenschaftler fest, dass es hier eine deutlich andere Verteilung
gab als bei den normalen Sonnen mit Planeten. "Entwickelte Sterne sind nicht
metallreicher - auch wenn sie über Planeten verfügen", fasst Luca Pasquini von
der Europäischen Südsternwarte ESO die Ergebnisse zusammen. "Die Besonderheiten
von Sonnen, die von Planeten umkreist werden, scheinen also zu verschwinden,
wenn sie älter werden und sich aufblähen."
Die Astronomen vermuten, dass der Grund hierfür in der unterschiedlichen
Struktur der beiden Sternentypen liegt: Rote Riesen haben in ihrem Inneren im
Vergleich zu normalen Sternen eine riesige Zone, in der das Gas komplett
durchmischt ist. Material, das auf die Oberfläche eines Roten Riesens
herabregnet, würde sehr schnell durch die Mischungsvorgänge verdünnt und wäre
kaum noch nachweisbar.
"Die einfachste Erklärung ist tatsächlich, dass sonnenähnliche Sterne
deswegen so metallreich erscheinen, weil sie Verschmutzungen in ihrer Atmosphäre
haben", meint auch Artie Hatzes, Direktor der Landessternwarte in Thüringen, wo
einige Beobachtungen gemacht wurden.
In der Entstehungsphase eines Sonnensystems
ist der Stern von einer sogenannten protoplanetaren Scheibe umgeben, in der
die Planeten entstehen. Einiges Material daraus stürzt auf die junge Sonne und
verunreinigt deren Atmosphäre. Bläht sich diese Sonne dann später zu einem
Riesenstern auf, werden diese Verunreinigungen so verdünnt, dass sie nicht mehr
nachzuweisen sind. "Das ist in etwa so wie bei Tiramisu oder Capuccino", meint
Pasquini, "das Kakaopulver ist nur eine dünne Schicht ganz oben auf."
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten
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