Endspurt für Komet McNaught
von
Hans Zekl
für
astronews.com
12. Januar 2007
Ziemlich überraschend erschien der vor einigen Monaten entdeckte Komet
C/2006 P1 McNaught als auffällig helles Himmelsobjekt am Sternenhimmel. Obwohl er sich nun
rasch der Sonne nähert, könnte er in den nächsten Tagen aufgrund seiner enormen
Helligkeit eventuell zu Sonnenuntergang am noch hellen Himmel beobachtet werden.
SOHO-Bild der Sonnenumgebung. Der Komet McNaught ist bereits am
oberen linken Bildrand zu sehen. Der Punkt links unten ist der
Merkur. Die Aufnahme wurde am 12. Januar um 10.54 Uhr MEZ
gemacht.
Foto:
ESA, NASA SOHO/LASCO Team |
Wer den hellsten Kometen seit Hale-Bopp noch sehen will, muss sich beeilen,
denn schon heute erreicht er mit nur rund 25 Millionen Kilometern innerhalb
der Merkurbahn seinen kleinsten Abstand zur Sonne und wird kurz danach für
Mitteleuropa unbeobachtbar. Der Schweifstern wurde am 7. August letzten Jahres
von Robert H. McNaught am Siding Spring Mountain Observatorium in Australien
entdeckt, als
er noch schwächer als der Zwergplanet Pluto war.
Bis vor Kurzem verbarg er sich noch hinter der Sonne und war deshalb nicht zu
beobachten. Am 29. Dezember fand ihn schließlich der norwegische Amateurastronom Bjorn
H. Granslo als relativ hellen Kometen mit seinem 4-Zoll-Teleskop. Bis zum
2. Januar war seine Helligkeit dann deutlich angestiegen, und diese
Entwicklung hielt weiter an. Inzwischen ist der Komet heller als der
hellste Stern am Himmel, Sirius. Damit übertrifft er sogar den großen
Kometen Hale-Bopp, der 1997 wochenlang mit bloßem Auge zu sehen war.
Wie
hell McNaught werden wird ist unklar, doch dürfte er wohl die Helligkeit
des Abendsterns, der Venus, erreichen.
Allerdings ist er trotz seiner extremen Helligkeit nicht einfach zu
beobachten. Zum einen verhinderte das extrem schlechte Wetter der
letzten Zeit in weiten Teilen Mitteleuropas die Beobachtung.
Andererseits konnte er sich aufgrund seiner Bahn nie sehr weit von der
Sonne entfernen. Bis zum 13. ist er deshalb nur am sehr hellen Morgen- und
Abendhimmel zu finden, wobei ein Fernglas die Suche nach ihm erleichtert.
Am besten sind die Bedingungen am Abendhimmel, denn dann steht der Komet
höher über dem Horizont. Praktisch kann man die Suche schon wenige
Minuten vor Sonnenuntergang beginnen. Der Komet befindet sich dann bis
zu fünf Grad (zehn Vollmonddurchmesser oder etwa die halbe Breite der Faust
bei ausgestrecktem Arm) oberhalb unseres Tagessterns. Etwa eine
dreiviertel Stunde geht er nach der Sonne unter.
Bei der Beobachtung, die wohl eher für erfahrene Beobachter in Frage
kommt, ist allerdings extreme Vorsicht geboten: Nie, unter keinen Umständen,
darf man direkt in
die Sonne blicken. Sofortige Erblindung ist die Folge.
Am Morgenhimmel ist er links oberhalb der Sonne zu finden, nachdem er
etwa 20 Minuten vor ihr aufgegangen ist. Nach dem 13. ist er dann nur
noch für kurze Zeit von Spezialisten mit Teleskopen am Taghimmel zu
beobachten. Auf jeden Fall braucht man einen tief liegenden Horizont und einen klaren Himmel im Bereich des Kometen.
Mehr Glück werden Beobachter weit im Süden, besonders auf der
Südhalbkugel haben. Hier dürfte Komet McNaught in einigen Tagen ein
fantastisches Schauspiel am Abendhimmel bieten.
Ganz auf die Kometenbeobachtung zu verzichten, braucht man allerdings auch im
verregneten Deutschland nicht: Der Vorbeiflug von McNaught an der Sonne lässt
sich im Internet verfolgen. Seit heute Nacht befindet sich der Komet im
Blickfeld des Sonnensatelliten SOHO. Im Netz lassen sich die aktuellen Bilder
abrufen.
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