Computernutzer sollen Planetenjägern helfen
von
Hans Zekl
für
astronews.com
16. Oktober 2006
Über 200 Planeten in fremden Sonnensystemen haben Astronomen
bislang entdeckt. Doch eine zweite Erde war nicht dabei, denn für eine solche
Entdeckung reicht die heutige Technik noch nicht aus. Um die Situation außerhalb
unseres eigenen Planetensystems besser zu verstehen, rufen deshalb Astronomen
die Öffentlichkeit zur Mithilfe auf: In einer simulierten "Galaxie" soll nach
Planeten gefahndet werden.
Bislang unentdeckt: eine zweite Erde
(künstlerische Darstellung). Bild: NASA / JPL |
Bei der Suche nach Exoplaneten, also nach Planeten, die um andere Sterne
kreisen, werden große Planeten ähnlich Jupiter bevorzugt. Der weitaus größte
Teil aller bisher entdeckten fremden Welten verriet sich nämlich durch die
Wackelbewegung seiner Sonne. Diese wird durch die Anziehungskraft des Planeten
hervorgerufen, die an seiner Sonne zerrt. Dadurch wandern Planet und Stern um
einen gemeinsamen Schwerpunkt, der nicht im Zentrum der Sonne liegt. Auch bei
Erde und Mond ist dies der Fall, sodass das deren Drehzentrum rund dreiviertel
Erdradien vom Mittelpunkt unseres Heimatplaneten entfernt liegt. Je größer nun
ein Planet ist und je enger seine Umlaufbahn um seine Sonne ist, desto stärker
ist seine Anziehungskraft auf sie. Erdähnliche Planeten dagegen haben eine zu
kleine Masse, um ihre Störwirkung mit heutigen Mitteln feststellen zu können.
Die Ergebnisse werden noch zusätzlich dadurch verfälscht, dass den Astronomen an
den großen Teleskopen immer nur wenige Tage zur Beobachtung zur Verfügung
stehen. Außerdem sind die meisten Sterne nur während einiger Monate des Jahres
zu sehen. Dadurch ist es sehr schwer, Planeten mit einer Umlaufzeit von etwa
einem Jahr genau zu vermessen. Da sich die großen Teleskope alle in einem
relativ schmalen Streifen um den Äquator befinden, können auch keine Messungen
in einigen Himmelsregionen durchgeführt werden.
Aus diesen Gründen geben die bisherigen Ergebnisse sehr wahrscheinlich nicht die tatsächlichen
Gegebenheiten im Weltraum wieder. Gregory Laughlin von der University of
California in Santa Cruz und seine Kollegen überlegten daher, wie sie der
Lösung des Problems näher kommen könnten. Daraus entstand das Projekt
Systemic, bei dem die Öffentlichkeit aufgerufen ist mitzumachen. Angeregt
wurden die Forscher durch andere wissenschaftliche Forschungsprojekte mit
öffentlicher Beteiligung wie Seti@home, bei dem Anwender einen Bildschirmschoner
aus dem Internet herunter laden und Signale von Radioteleskopen nach Hinweisen
auf künstliche, außerirdischen Quellen untersucht werden.
Das Projekt besteht aus einer ausgeklügelten Simulation für die Suche nach
extrasolaren Planeten. Dazu erschuf die Forschergruppe eine Datenbank mit
100.000 künstlichen Sonnensystemen. Auf der Homepage des Projekts kann die dafür
notwendige Software herunter geladen werden, die unter Windows, Mac Os X und
Linux läuft. Das Java-Applet benötigt allerdings die aktuelle Java-Version 1.5
ab Update 6.
Mit diesem Programm können Teilnehmer die Daten analysieren, indem sie die
Planetendaten wie Masse, Bahnform und Umlaufzeit verändern, bis sie die beste
Anpassung an die Messdaten gefunden haben. Auf der Homepage stehen dafür drei
Übungen zur Verfügung, um den Umgang mit der Software zu erlernen, sowie ein
Blog, mit regelmäßig erneuerten Beiträgen. Allerdings sind die Informationen
alle in Englisch.
Bei der simulierten Suche sind alle Probleme der echten Suche vorhanden. Die
Ergebnisse helfen aber den Astronomen, die reellen Ergebnisse besser
einzuordnen, wie gut oder wie schlecht ihre Messungen die Wirklichkeit
wiedergeben. "Wie gut sind wir, fremde Systeme zu entdecken? Sterne mit drei
Planeten anstatt zwei? Zwei anstelle einem? Die umfangreiche Simulation erlaubt
es uns eine ganze Reihe solcher Fragen zu untersuchen," hebt Laughlin die
Bedeutung des Projekts hervor. Um die Daten genau auszuwerten, braucht es viel
Sorgfalt, Zeit und somit Geduld, um zu genauen Resultaten zu kommen. Deshalb ist
die Mithilfe vieler erforderlich.
Noch stehen keine Simulationsdaten zur Verfügung. Das Projekt befindet sich
noch in der Einführungsphase. Aber an echten Messwerten können die Teilnehmer
jetzt schon üben. Allerdings ist das Projekt nicht ganz einfach. Wer daran
teilnehmen möchte, sollte schon gewisse Kenntnisse über Planetenbahnen
mitbringen.
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