Aus der Milchstraße katapultiert
von Rainer Kayser
31. Januar 2006
Forscher haben jetzt zwei Sterne aufgespürt, die mit einer
Geschwindigkeit von über zwei Millionen Kilometern pro Stunde unsere Milchstraße
verlassen. Dieser Fund bestätigt zusammen mit weiteren Entdeckungen der letzten
Monate die theoretische Vorhersage, dass das Schwarze Loch im Zentrum unserer
Galaxie gelegentlich einen Stern so stark beschleunigt, dass er unsere Heimatgalaxie verlassen kann.
Fünf Sterne sind bislang bekannt, die unsere Milchstraße mit hoher Geschwindigkeit verlassen. Bild:
Ruth Bazinet, CfA |
Amerikanische Astronomen haben zwei Sterne aufgespürt, die mit hoher
Geschwindigkeit aus unserer Milchstraße herausrasen. Die Sterne bewegen sich mit
einer Geschwindigkeit von über zwei Millionen Kilometern pro Stunde - zu viel, um
vom Schwerefeld der Galaxis zur Umkehr gezwungen zu werden. Die Forscher
vermuten, dass es etwa eintausend Sterne gibt, die unsere Milchstraße verlassen.
Da die Galaxis etwa 100 Milliarden Sterne enthält, gleicht die Suche nach
solchen kosmischen Rasern der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im
Heuhaufen. Doch "die Entdeckung dieser beiden Sterne war weder Glückssache noch
Zufall", meint Margaret Geller vom Smithsonian Astrophysical Observatory,
eine an den Beobachtungen beteiligte Forscherin, "wir haben ganz gezielt
gesucht. Wir haben eine Vorstellung von ihrem Ursprung, also wussten wir auch,
wo wir suchen müssen."
Die Theorie sagt voraus, dass diese Sterne vor Jahrmillionen aus den dichten
Regionen des galaktischen Zentrums herausgeschleudert wurden. Ursprünglich waren
sie Teil eines Doppelsternsystems. Gerät ein solcher Doppelstern zu nahe an das
supermassereiche Schwarze Loch im galaktischen Zentrum, so wird es von dessen
Anziehungskraft auseinander gerissen: Während der eine Stern vom Schwarzen Loch
verschlungen wird, wird der andere mit hoher Geschwindigkeit weggeschleudert.
Der erste rasende Stern wurde im vergangenen Jahr von amerikanischen
Astronomen entdeckt. Schon kurz darauf meldeten europäische Wissenschaftler zwei
weitere, insgesamt kennen die Astronomen damit nun fünf Sterne, die unserer
Milchstraße den Rücken kehren. Die Forscher schätzen, dass etwa alle 100.000
Jahre ein Stern aus dem galaktischen Zentrum herausgeschleudert wird.
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