ARIANE 5
ECA
Schwerlast-Ariane nun voll einsatzbereit
Redaktion / DLR
astronews.com
22. November 2005
Im Dezember 2002 sah die Zukunft der Ariane-Raketen alles andere
als rosig aus: Die als Aushängeschild des Ariane-Programms gedachte leistungsfähigere
Version der Ariane 5-Rakete musste wegen eines Triebwerksproblems über
dem Atlantik gesprengt werden. Drei Jahre später ist dies beinahe vergessen. Mit
dem zweiten erfolgreichen Start einer Ariane 5 ECA in der vergangenen
Woche steht dem planmäßigen Einsatz der Schwerlast-Ariane nichts mehr im
Wege.
Start der Ariane 5 ECA vom Raumfahrtzentrum Kourou in
Französisch Guayana. Foto: Arianespace. |
In der Nacht zum 17. November 2005 ist die europäische Ariane-Trägerrakete
in ihrer leistungsfähigsten Version zum zweiten Mal erfolgreich vom
Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch Guayana gestartet. Um 1.25 Uhr MEZ, gut
vierzig Minuten nach Abheben der Trägerrakete, brach im Kontrollzentrum Jubel
aus, als das Signal von der planmäßigen Abtrennung der beiden
Telekommunikationssatelliten empfangen wurde.
Denn dieser Bilderbuchstart ist
mehr als nur ein normaler Missionserfolg für die europäische Raumfahrt. Er setzt
vor allem den Schlusspunkt unter das dreijährige Programm zur Neu-Qualifizierung
der Schwerlastversion der Ariane 5 ECA. Nach dem ersten erfolgreichen
Demonstrationsflug der Ariane 5 ECA am 12. Februar 2005 gilt die
Trägerrakete nun als voll flugqualifiziert. Damit wurde eine wichtige
Voraussetzung dafür geschaffen, ab dem nächsten Jahr 30 bei der europäischen
Raumtransportindustrie bereits georderte Ariane-Trägerraketen
einzusetzen.
Das Testzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Lampoldshausen war mit wichtigen Brennversuchen für das Vulcain 2-Hauptstufentriebwerk
maßgeblich an der Entwicklung und Qualifikation der Ariane 5 ECA
beteiligt. Dort wurde auch das Vulcain 2-Triebwerk für den jüngsten Flug
qualifiziert. In zwei Versuchen ist das Triebwerk mit der Seriennummer M211 im
Herbst 2004 beim DLR in Lampoldshausen am Prüfstand P5 auf "Herz und Nieren"
untersucht worden und lief insgesamt 630 Sekunden bei vollem Schub.
"Beim ersten Test werden mehrere Leistungspunkte und die Charakteristik des
individuellen Triebwerks erprobt, beim zweiten Test wird das Vulcain 2-Triebwerk
in einem festgelegten Leistungspunkt getestet, der sich aus dem vorgesehenen
Flug ergibt", so Wolfgang Kitsche, Projektleiter der Vulcain-Triebwerktests
am DLR-Standort Lampoldshausen. Nach einer weiteren Inspektion durch die
Herstellerfirma Snecma wurde das Triebwerk bei EADS in Les Mureaux integriert
bevor es dann in der vergangenen Woche beim Flug 167 erfolgreich zum Einsatz
kam.
Dem Erfolg der vergangenen Woche gingen bereits wichtige Meilensteine voraus.
Bereits am 12. Februar 2005 war die Ariane 5 ECA erfolgreich gestartet
und hatte mit einem ersten Demonstrationsflug bewiesen, dass die in der Leistung
gesteigerte Version der Ariane 5 in der Lage ist, den Erhalt des
"europäischen Weltraumzugangs" zu sichern. Der erste Start der Ariane 5 ECA
war im Dezember 2002 aufgrund von Problemen mit dem Vulcain 2-Haupttriebwerk
vom Kurs abgekommen. Die Rakete musste über dem Atlantik notgesprengt werden.
Prof. Wolfgang Koschel, Direktor des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe, war
Leiter der Untersuchungskommission und maßgeblich beteiligt an Definition und
Qualifikation der Verbesserungen an der Düse des Triebwerks, die zur endgültigen
Flugqualifizierung führten: mechanische Verstärkung des oberen Drittels der
Düse, Erhöhung des Durchflusses der Kühlflüssigkeit (flüssiger Wasserstoff)
durch die Kühlröhrchen sowie Keramikbeschichtung der Düseninnenwand.
Auch der
Prüfstand im DLR Lampoldshausen wurde entsprechend umgerüstet, um sowohl die
Fluglasten beim Schalldurchgang zu simulieren, als auch Vakuumbedingungen zu
erzeugen. Die Schubdüse war bei diesen speziellen Versuchen von einem Gehäuse
umgeben, in dem der Druck auf etwa 300 Millibar abgesenkt wurde. Die daraus
resultierende Belastung der Düse entspricht der Belastung beim Flug in der
höheren Atmosphäre.
Im Vergleich zur Basisversion Ariane 5 G ist die neue Ariane 5 ECA
in der Lage, rund drei Tonnen mehr Nutzlast in einen geostationären
Transferorbit einzuschießen. Neben dem neuen Vulcain 2-Hauptstufentriebwerk
ist auch die neu entwickelte Oberstufe ESC-A, die wie die Hauptstufe der
Ariane 5 mit flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff angetrieben
wird, für die Leistungssteigerung verantwortlich.
Als Demonstration dieser neuen Leistungsfähigkeit hatte die Ariane 5 ECA
auf ihrer zweiten Mission zwei Satelliten mit einer Gesamtmasse von über acht
Tonnen an Bord. Diese hohe Nutzlastkapazität ermöglicht es der Betreiberfirma
Arianespace, auf lange Sicht Doppelstarts mit großen
Telekommunikationssatelliten durchzuführen und den europäischen Weltraumzugang
mit der Ariane zu erhalten.
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