Erfolgreicher Jungfernflug für stärkere Ariane
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Redaktion
astronews.com
14. Februar 2005
Am
Wochenende ist sicherlich so manchem bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA
ein Stein vom Herzen gefallen: Die neue, leistungsstärkere Version der Ariane
5-Rakete absolvierte am Sonnabend erfolgreich ihren Jungfernflug. Beim
ersten Versuch im Dezember 2002 musste die Rakete kurz nach dem Start gesprengt
werden - mit einschneidenden Auswirkungen auf das Forschungsprogramm der ESA.
Die neue Ariane 5 bei ihrem Jungfernflug am Sonnabend. Foto:
ESA / CNES / Arianespace - S. Corvaja |
Die neueste Ausführung der Ariane-5, die Nutzlasten von bis zu zehn Tonnen in
die Übergangsbahn zum geostationären Orbit hieven soll, hat am Sonnabend mit
Erfolg ihren ersten Qualifikationsflug hinter sich gebracht. Nach einem
perfekten Start von Europas Raumflughafen in Französisch-Guayana um 18.03 Uhr
Ortszeit (22.03 Uhr MEZ) setzte der Träger seine Nutzlasten in der
vorausberechneten Übergangsbahn aus.
Dieser Erfolg ebnet den Weg für die
kommerzielle Nutzung der Ariane-5 ECA, die die gegenwärtig verwendete
"Grundausführung" Ariane-5G ablösen und die Wettbewerbsfähigkeit der
europäischen Trägersysteme auf dem Weltmarkt für Startdienste sichern soll. Ab
ihrem zweiten Flug, der für Mitte des Jahres geplant ist, wird die Ariane-5
ECA Europas neues Arbeitspferd für den Transport schwerer Nutzlasten in die
geostationäre Umlaufbahn und darüber hinaus sein.
Die Ariane-5 ECA verfügt über zwei verbesserte Feststoffzusatzraketen,
die mit je 2,43 Tonnen mehr Treibstoff beladen sind und damit gegenüber der
Grundausführung insgesamt 60 Tonnen mehr Schub leisten. Auch die kryotechnische
Hauptstufe wurde aufgerüstet und kann nun 15 Tonnen zusätzlichen Treibstoff
mitführen; angetrieben wird sie vom neuen Triebwerk Vulcain-2, einer
Weiterentwicklung des Vulcain-1, das 20 Prozent mehr Schub leistet.
Außerdem
kommt bei der Ariane-5 ECA die neue kryotechnische
Hochleistungs-Oberstufe ESC-A mit dem Triebwerk HM-7B zum Einsatz, mit dem
bereits die Drittstufe der Ariane-4 ausgerüstet war. Damit bietet die
Ariane-5 ECA genug Startkapazität, um kommerzielle Satelliten in fast jeder
denkbaren Kombination in die Übergangsbahn zum geostationären Orbit zu
befördern, und wird Arianespace in die Lage versetzen, wieder systematisch
Doppelstarts anzubieten, was den bisherigen Generationen von Ariane-Trägern
ihren Erfolg gesichert hat.
Die Ariane-5 ECA hat drei Nutzlasten ins All befördert. Als erste
wurde 26 Minuten nach dem Start der kommerzielle Satellit XTAR-EUR ausgesetzt,
ein 3.600 Kilogramm schwerer X-Band-Nachrichtensatellit, der im Auftrag von XTAR
LLC mitgeführt wurde. Seine kreisförmige Einsatzbahn wird XTAR-EUR unter Nutzung
seines eigenen Antriebssystems erreichen.
Nach seiner anfänglichen orbitalen
Erprobung soll er staatlichen Kunden abhörsichere Kommunikationsdienste bieten.
Die beiden anderen Nutzlasten, der Minisatellit SloshSat-FLEVO und die mit
Instrumenten ausgerüstete Maqsat-B2-Attrappe, die sich während des Flugs im
Sylda-Doppelstartadapter befanden, wurden im Auftrag der ESA gestartet.
31 Minuten nach dem Start wurde die SloshSat-Einrichtung für
Flüssigkeitsexperimente und ihre Überprüfung in der Umlaufbahn, ein nur 129
Kilogramm schwerer Satellit, den das nationale Luft- und Raumfahrtlabor der
Niederlande (NRL) für die ESA entwickelt hat, ausgesetzt. Mit diesen auf zehn
Tage angesetzten Experimenten auf dem Gebiet der Fluidphysik unter
Schwerelosigkeitsbedingungen soll untersucht werden, wie sich die
Schwappvorgänge in Treibstoffbehältern auf die Kontrolle eines Raumfahrzeugs
auswirken.
Um die Vermehrung von Raumfahrtschrott zu begrenzen, wird der dritte
Passagier, Maqsat B2, mit der Oberstufe des Trägers verbunden bleiben. Mit
dieser 3 500-kg-Attrappe sollte das dynamische Verhalten eines kommerziellen
Satelliten innerhalb der Nutzlastverkleidung der Ariane-5 simuliert werden. Ein
eigenes Telemetriesystem übermittelte in allen Flugphasen vom Start bis zur
Einbringung in die Umlaufbahn Daten über das Nutzlastumfeld. Der mit einer Reihe
von Kameras ausgerüstete Satellit lieferte außerdem aufregende Bilder mehrerer
Schlüsselphasen, darunter die Abtrennung der Feststoffzusatzraketen und das
Aussetzen der in der oberen Hälfte des Sylda-Adapters untergebrachten Nutzlast.
"Weniger als einen Monat nach der Landung von Huygens auf Titan ist
dieser Start ein weiterer großer Erfolg für Europas Raumfahrt und eine erneute
Demonstration von Europas Stärken auf diesem höchst anspruchsvollen
technologischen Gebiet", sagte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain nach dem
Flug. "Der heutige Erfolg ist zudem der verdiente Lohn für all jene, die in der
Industrie und in den Raumfahrtagenturen in ganz Europa so hart daran gearbeitet
haben, diesen Träger wieder einsatzfähig zu machen. Garantierter Zugang zum
Weltraum ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung all unserer
Weltraumtätigkeiten, weswegen wir diese Kapazität uneingeschränkt
aufrechterhalten müssen."
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