Schwarze Löcher faszinieren nicht nur die interessierte Öffentlichkeit, sondern
halten auch für die aktuelle Forschung immer noch Überraschungen bereit. Die
meisten Wissenschaftler sind fest davon überzeugt, dass Schwarze Löcher
existieren, akzeptieren aber auch, dass viele ihrer Theorien unter den
Extrembedingungen in der Nähe dieser Materiemonster nicht mehr so richtig
funktionieren. Andrew Hamilton, Professor für Astrophysik an der Universität von
Colorado, glaubt zu wissen, was man innerhalb eines Schwarzen Loches antreffen kann
und ist überzeugt, dass die bisherige Annahme, man würde dort quasi "spaghettisiert",
also der Länge nach auseinander gerissen, falsch ist.
Die meisten Menschen, die sich für die Physik rund um Schwarze Löcher
interessieren, oder die regelmäßig ins Kino gehen, haben schon einmal vom "Ereignishorizont" gehört, dem theoretischen Punkt ohne Wiederkehr. Doch
Schwarze Löcher, die in der wirklichen Welt vorkommen, sollten ein wenig
komplexer sein und zwei dieser Horizonte haben: einen äußeren und einen inneren
Ereignishorizont. Hat man den ersten Horizont passiert, geschehen merkwürdige
Dinge: So stürzt etwa der Raum mit einer größeren Geschwindigkeit als das Licht
ins Innere. Doch hinter dem zweiten Horizont im Zentrum ist die Welt wieder normal.
Und genau für diesen Bereich interessiert sich Hamilton.
Ganz im Zentrum dieser Region befindet sich eine Singularität, die Masse
verschlingt. Allerdings, so Hamiliton, würden die Gesetze der allgemeinen
Relativitätstheorie ihren Appetit zügeln: Verschlingt die Singularität zu viel,
würde sie gravitativ abstoßend werden und anstatt Materie zu verschlingen, würde
sich heißes Plasma aufstauen, dass nur langsam in der Singularität verschwindet.
Je nach Größe des Schwarzen Loches könnte es dieses heiße Plasma sein, glaubt
Hamilton, was letztendlich für den Tod des Weltraumreisenden sorgt. Viele
Lehrbücher beschreiben das Ende eines Astronauten in einem Schwarzen Loch
anders: Wegen der extremen Anziehungskraft würden die Füße des Unglücklichen
stärker angezogen als sein Kopf und er so auseinander gerissen. Für ein kleines
Schwarzes Loch mit nur wenigen Sonnenmassen könnte dies zutreffend sein, glaubt Hamilton, aber bei supermassereichen Schwarzen Löchern, die Millionen oder
Milliarden mal mehr Masse haben als unsere Sonne, sieht das anders aus: Hier
seien die Gezeitenkräfte, die für die Spaghettisierung sorgen relativ schwach,
so dass man eher durch die Hitze umkäme als durch diesen Effekt.
Welche Theorie nun stimmt, dürfte noch einige Zeit im Dunkeln bleiben. Und dem
Weltraumreisenden wird die Aussicht gegrillt zu
werden kaum willkommener sein als die, von den Gezeitenkräften zerrissen zu
werden.