Kontrollzentrum
in Betrieb genommen
Redaktion
astronews.com
21. Oktober 2004
Jetzt ist alles
vorbereitet für das europäische Weltraumlaboratorium Columbus: Vor zwei
Tagen nahmen ESA und DLR das neue Kontrollzentrum für das Weltraumlabor in
Oberpfaffenhofen in Betrieb. Erste Aufgaben wird das Kontrollteam in Bayern auch
schon vor dem Start des Labormoduls übernehmen, dessen Start durch die
Columbia-Katastrophe verzögert wurde.
Europas Weltraumlabor Columbus (Bild oben) soll einmal von Oberpfaffenhofen
(Foto unten)
aus überwacht werden. Bild/Foto: ESA/DLR
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Am 19. Oktober 2004 haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und
die Europäische Weltraumorganisation (ESA) das Columbus-Kontrollzentrum
für die Internationale Raumstation (ISS) in Betrieb genommen. Columbus
heißt das europäische Weltraum-Labor der ISS, das nach Wiederaufnahme der
Shuttle-Flüge an die ISS angedockt werden soll, voraussichtlich im Jahr
2006.
Das Kontrollzentrum wurde im Auftrag der ESA eingerichtet. Es ist im
Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum des DLR untergebracht und wird die
europäische Leitstelle für den Betrieb des Columbus-Labors sein. Dieses
ISS-Modul, an dessen Kosten Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF), mit 41 Prozent beteiligt ist, gilt als der
bedeutendste europäische Beitrag im Rahmen des Raumstationsprogramms.
Der Auftrag zum Aufbau des Columbus-Kontrollzentrums ist gewissermaßen
ein "verdienter Lohn" für die langjährige Betriebserfahrung und Kompetenz bei
der Durchführung bemannter und unbemannter Raumflugmissionen, die das Deutsche
Raumfahrt-Kontrollzentrum des DLR vorweisen kann.
Bei neun bemannten sowie 40
unbemannten wissenschaftlichen und kommerziellen Satellitenmissionen hat sich
der DLR-Standort Oberpfaffenhofen, der rund 25 Kilometer südwestlich von München
gelegen ist, in den vergangenen 36 Jahren einen Namen gemacht. Zu den
herausragenden Missionen zählen die D-1 und D-2-Shuttle-Missionen ebenso
wie Flüge zur russischen Raumstation Mir. Mit seiner Kompetenz bei der
Positionierung und des Betriebs von Satelliten sieht sich das Kontrollzentrum
auch für neue Herausforderungen bestens gerüstet.
Das Columbus-Kontrollzentrum ist nun fertig und kann die Arbeit für die
europäischen Elemente der ISS aufnehmen. Wissenschaftler und Ingenieure werden
ihre Arbeitsplätze im Kontrollzentrum einnehmen, die Systeme überprüfen, legen
den Flugablauf fest und trainieren das Team für den Ablauf sowie den Betrieb und
führen Simulationen durch. Insgesamt werden durch die Columbus
Betriebsaufgaben etwa 75 Arbeitsplätze langfristig gesichert. Das ESA
Vertragsvolumen für den Aufbau des Kontrollzentrums belief sich auf 40 Millionen
Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Freistaat
Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,
Verkehr und Technologie beteiligten sich mit je mit 20 Millionen Euro am Aufbau
des Kontrollzentrums in Oberpfaffenhofen.
Mit der Eröffnung des Columbus-Kontrollzentrums wird eine auf zehn bis 15
Jahre angelegte Betriebsphase für bemannte Raumfahrtforschung in
Oberpfaffenhofen eingeleitet. Dies ist ein für den DLR-Standort und die Region
enorm wichtiger Schritt, knüpft man doch an große Erfolge der Vergangenheit an.
In den kommenden Monaten werden das DLR, die ESA sowie Industriepartner den
operationellen Ablauf testen und die Kommunikationsverbindungen zu allen anderen
Zentren des Operationsnetzwerks der Internationalen Raumstation ISS herstellen.
Seiner ersten Aufgabe im Rahmen einer Raumflugmission sieht das Columbus-Kontrollzentrum
bereits für April 2005 entgegen. Dann soll eine Mission eines ESA-Astronauten
zur ISS erfolgen, die von einem Missionsteam im Columbus-Kontrollzentrum
in Oberpfaffenhofen unterstützt wird. Voraussichtlich ab Oktober 2005 wird das
Kontrollzentrum auch an den Missionen des unbemannten Raumtransporters ATV
beteiligt sein. Dieser wird die Raumstation künftig unter anderem mit
Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und Sauerstoff versorgen sowie neue
wissenschaftliche Experimente an Bord der ISS bringen. Das
Raumfahrt-Kontrollzentrum des DLR in Oberpfaffenhofen stellt dabei den
ATV-Hauptzentren in Toulouse, Houston und Moskau seine
Boden-Kommunikationsinfrastruktur für den Start und die so genannten in-orbit
operations zur Verfügung.
Im Jahr 2006 soll das Zentrum schließlich die Arbeiten im Columbus-Labor
kontrollieren. Sobald das Modul an die ISS angekoppelt ist, übernimmt das
Columbus-Kontrollzentrum die Verantwortung für das europäische Weltraumlabor
sowie die Koordination des wissenschaftlichen Programms.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, ist das Zentrum der
Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt und beschäftigt sich in
dieser Funktion mit umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten in
nationaler und internationaler Kooperation. Über die eigene Forschung hinaus ist
das DLR als Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Umsetzung
der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig.
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