Erster
Testsatellit bis Ende 2005
Redaktion
astronews.com
20. Juli 2004
Nach
jahrelangem Tauziehen um das europäische Satellitennavigations-System Galileo
scheint jetzt alles nach Plan zu laufen: Die Entwicklungs- und Testphase von
GalileoSat läuft, das Ausschreibungsverfahren der Europäischen
Weltraumorganisation ESA ist eröffnet. Der erste Testsatellit soll noch
innerhalb der nächsten 18 Monate um die Erde kreisen.

Der erste Testsatellit für das europäische
Satellitennavigations-System Galileo soll noch vor Ende 2005 um
die Erde kreisen. Bild:
ESA / J. Huart |
Das Galileo-Programm wird in drei Stufen schrittweise umgesetzt:
Definitionsphase, Entwicklung und Tests im Orbit und schließlich die Einrichtung und Inbetriebnahme des kompletten Systems. Ziel der Definitionsphase
war es, die grundlegenden Eckdaten und Spezifikationen für das System
auszuarbeiten. Dieser Teil des Projekts wurde 2003 bereits erfolgreich
abgeschlossen. Ende 2003 begann anschließend die Entwicklungs- und Testphase.
Hierbei soll eine erste Ausbaustufe des Systems mit vier Satelliten direkt im
Weltraum getestet werden. Mit dieser "Mindestkonstellation" können die
Wissenschaftler prüfen, ob die Satelliten an den Testorten auf der Erde wie
vorgesehen exakte Positions- und Uhrzeitdaten liefern können.
Zu Beginn dieser Phase wird die ESA zunächst einen Experimentalsatelliten in den
Weltraum bringen. Zum einen will man damit die Frequenzbänder für den
Galileo-Betrieb sichern, zum anderen die Umlaufbahnen der für die Testphase
vorgesehenen Satelliten ermitteln. Auch wird der "Pioniersatellit" dazu dienen,
wichtige Technologien wie beispielsweise Atomuhren unter Weltraumbedingungen zu
testen. Der Start des Experimentalsatelliten soll noch vor Ende 2005 erfolgen,
die gesamte Testphase im Weltraum bis 2007 abgeschlossen sein.
Sind die Ergebnisse positiv, wird das System anschließend für den vollen Betrieb
ausgebaut: Die restlichen Satelliten werden gefertigt und in die Umlaufbahn
gebracht, die erforderlichen Bodenstationen fertig gestellt. Sobald alle
Satelliten im Weltraum sind, kann das System dann in Betrieb genommen werden. Am
Ende der Ausbaustufe sollen 27 Betriebs- und drei Reservesatelliten die Erde
umkreisen, verteilt auf drei kreisrunde mittlere Erdumlaufbahnen (Medium Earth
Orbits, MEOs), bei einer Höhe von 23.222 Kilometern und einem Neigungswinkel zum
Äquator von 56 Grad. Am Boden helfen ein dichtes Netzwerk von Bodenstationen
sowie lokale und regionale Servicestellen, einen reibungslosen Betrieb zu
gewährleisten.
Während die technischen Vorarbeiten noch laufen, hat das Galileo Joint
Undertaking, ein Gemeinschaftsunternehmen der Europäischen Kommission und
der ESA, bereits das Auswahlverfahren für das zukünftige Betreiberkonsortium
eingeleitet. Dieser so genannte "Konzessionsinhaber" wird später für die
endgültige Einrichtung und den laufenden Betrieb des Galileo-Systems
verantwortlich sein.
Parallel zu den technischen Arbeiten läuft auch in der Politik alles nach Plan:
Am Rande des Gipfeltreffens im Juni 2004 in Dublin wurde ein entsprechendes
Kooperationsabkommen zwischen der EU und den USA unterzeichnet. Ziel dieser
Vereinbarung ist es, eine reibungslose Zusammenarbeit und Kompatibilität
zwischen Galileo und seinem amerikanischen Gegenstück GPS sicherzustellen. Davon
profitieren alle Beteiligten: Galileo soll im Verbund mit GPS und dem russischen
System GLONASS der weltweite Standard für satellitengestützte Navigation werden.
Nicht zuletzt unterstreichen diese Pläne auch die globale Bedeutung von Galileo.
Verträge mit anderen Ländern wie China, Indien, Kanada und Israel sind bereits
unter Dach und Fach oder werden zumindest diskutiert.
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