Offiziell markiert dieser Beschluss den Startschuss für Galileo. Für die ESA
bedeutet er jedoch die Fortsetzung des Programms: Teams der Organisation
arbeiten seit Jahren an Satellitennavigationssystemen, insbesondere an der
Entwicklung kritischer Technologien wie Atomuhren und Signalgeneratoren.
Mit Galileo, das von der ESA und der EU gemeinsam entwickelt und je
zur Hälfte finanziert wird, entsteht ein komplettes ziviles System, das ab 2008
der Welt im allgemeinen und den Europäern im besonderen ein präzises, sicheres
und zuverlässiges Instrument zur Ortung per Satellit bieten soll. Die
Anwendungen sind vielfältig: Steuerung und Überwachung des Straßen-, Schienen-,
Luft- und Seeverkehrs, Zeitverteilung, Synchronisierung der Datenübermittlung
zwischen Banken und vieles mehr. Mit einem auf das 4,6-fache der Investitionen
geschätzten Ertrag und der Schaffung von über 100 000 Arbeitsplätzen in den
kommenden 15 Jahren verspricht das Vorhaben außerdem großen wirtschaftlichen
Nutzen.
Die Satellitennavigation stellt eine regelrechte technische Revolution dar, die
bisweilen mit der Erfindung der Uhr verglichen wird. Früher begnügte man sich
notgedrungen damit, zu wissen, wie spät es ist; heute will und kann man auch
seinen genauen Standort kennen. Da die Nutzer von Satellitennavigationsdiensten
derzeit voll und ganz auf das vom amerikanischen Militär kontrollierte GPS
angewiesen sind, wird Galileo den Menschen in Europa und weltweit ein
entscheidendes Plus verschaffen: Galileo wird dem GPS nicht nur
kommerziell Konkurrenz machen, sondern das US-System auch ergänzen und so eine
Kontinuität der Ortungsdienste ermöglichen, die mit einem einzigen System nicht
erreicht werden kann.
Für die europäische Industrie ist die Bestätigung von Galileo besonders
wichtig. Sie kann nun die volle Entwicklung fortschrittlicher Technologien für
das Satellitensystem samt Bodeninfrastruktur, aber auch für seine zahlreichen
Anwendungen in die Wege leiten. Auf dem Gebiet der Anwendungen ist die ESA im
übrigen bereits seit mehreren Jahren tätig: Der Europäische Globale
Navigationsüberlagerungsdienst (EGNOS) verfeinert die gegenwärtigen GPS-Signale
und gibt einen Vorgeschmack der künftigen Galileo-Dienste.
"Als erstes gemeinsames Vorhaben der Europäischen Weltraumorganisation und der
Europäischen Union stellt Galileo einen Meilenstein in der europäischen
Raumfahrt dar", betont ESA-Generaldirektor Antonio Rodotà. Auch gründet die EU
aus diesem Anlass zum ersten Mal ein gemeinsames Unternehmen. Dieses
Unternehmen, deren Gründungsmitglieder die Europäische Kommission und die ESA
sind, wird die Gesamtverantwortung für die Entwicklungs- und Validierungsphase
sowie für die Vorbereitung der Errichtungs- und der Betriebsphase wahrnehmen.
Galileo ist somit ein großer Schritt für die Raumfahrt und für Europa,
der den Bürgern auf der ganzen Welt zugute kommen wird. Das Gesamtsystem besteht
aus 30 Satelliten (d.h. 27 operationellen und 3 aktiven Reservesatelliten) auf
drei kreisförmigen Erdumlaufbahnen in 23 616 km Höhe mit einer Bahnneigung von
56° zum Äquator. Damit wird ein hervorragender Empfang der Navigationssignale
auf dem gesamten Planeten gewährleistet. In Europa werden zwei Galileo-Kontrollzentren
(GCC) die Funktionstüchtigkeit der Satelliten überwachen und das
Navigationssystem leiten.