Taximission
zum Wachwechsel auf der ISS
Redaktion
astronews.com
17. Oktober 2003
Ablösung für
die ISS-Expedition Crew 7: Morgen früh soll vom Kosmodrom in Baikonur aus
ein Sojus-Raumschiff zur Internationalen Raumstation ISS starten. Neben
der zweiköpfigen neuen ISS-Besatzung ist auch der ESA-Astronaut Pedro Duque an
Bord, der im Rahmen der Mission Cervantes Experimente im All durchführen
soll.
Pedro Duque (rechts) und seine Mannschaftskollegen Michael Foale
(links) und Alexander Kaleri. Bild: ESA |
Am 18. Oktober um 11.37 Uhr Ortszeit (07.37 Uhr MESZ) startet vom Kosmodrom
Baikonur in Kasachstan die Sojus TMA-3, mit der der spanische ESA-Astronaut
Pedro Duque zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen soll. Begleitet wird
er bei der Mission Cervantes von der neuen ISS-Bordmannschaft, Expedition 8. Duque, seit 1992 Mitglied des Europäischen Astronautenkorps, wird als sechster
ESA-Astronaut und erster Spanier die ISS besuchen und auf ihr arbeiten.
Die 10-tägige Mission wurde nach dem Autor von "Don Quijote", Miguel
de Cervantes (1547-1616), benannt. Zu ihren wichtigsten Zielen gehört ein
umfassendes wissenschaftliches Versuchsprogramm. Duque soll eine Reihe von
Experimenten auf den Gebieten der Lebenswissenschaften, Physik, Erdbeobachtung,
Bildung und Technologie durchführen, die meisten davon im russischen Teil der
Station, jedoch auch einige im NASA-Labor Destiny. Dabei wird er unter anderem
eine in Europa entwickelte wissenschaftliche Versuchseinrichtung auf der ISS,
den Handschuhkasten für Schwerelosigkeitsforschung, verwenden.
"Die Chance, bei einem Raumflug dabeizusein, bekommt man nicht alle Tage",
sagte Duque. "Deshalb bin ich entschlossen, jeden Augenblick zu nutzen und die
verschiedenen Experimente mit größter Professionalität durchzuführen. Darüber
hinaus bin ich stolz, fast 40 Millionen spanische Bürger repräsentieren zu
dürfen." Aus europäischer Sicht ist die Mission Cervantes auch deshalb von
Bedeutung, weil sie zur Erfahrung der ESA-Astronauten vor dem Start von
Columbus, Europas eigenem Labor für die ISS, beiträgt. Duque hat bereits an
der Entwicklung von Columbus, insbesondere an Verbesserungen seiner
Bedienungs- und Wartungsfreundlichkeit sowie seiner ergonomischen Struktur,
mitgewirkt. Die praktischen Erfahrungen, die Duque nun während seines
Aufenthalts auf der ISS sammeln wird, werden der laufenden Entwicklung des
Labors und seiner Versuchseinrichtungen zugute kommen.
Die beiden anderen Hauptzwecke dieser Mission (Sojus-Flug 7S) sind der
Wachwechsel auf der ISS und der Austausch der seit April als "Rettungsboot" an
der ISS angedockten Sojus-Kapsel TMA-2 gegen die Kapsel TMA-3. Als Flugingenieur nimmt Duque auf dem Flug zur ISS eine aktive Rolle bei der
Steuerung der Sojus TMA-3 wahr. Seine Mitreisenden, Flugkommandant Alexander
Kaleri (Rosawiakosmos) und Michael Foale (NASA), werden die jetzige
ISS-Bordmannschaft, Expedition 7, ablösen und etwa sechs Monate auf der
Station verbringen. Die Sojus TMA-3 wird zwei Tage nach dem Start an den in rund
400 km Höhe über der Erde kreisenden Komplex andocken. Auch beim Rückflug zur
Erde an Bord der Sojus TMA-2 am 28. Oktober in Begleitung der Expedition 7,
Jurij Malenchenko und Edward Lu, die seit dem 28. April auf der ISS waren, ist
Duque Flugingenieur.
Duques Flug, der vom Spanischen Zentrum für Technologieentwicklung in der
Industrie (CDTI) und damit vom spanischen Ministerium für Wissenschaft und
Technologie finanziert wird, fällt unter eine Rahmenvereinbarung zwischen der
ESA und der russischen Raumfahrtagentur Rosawiakosmos über die Flüge
europäischer Astronauten. "Dank der nicht nachlassenden Zusammenarbeit der ISS-Partner blicken wir
erwartungsvoll einer produktiven und für alle an der Station Beteiligten
vorteilhaften Zukunft entgegen", sagte Jörg Feustel-Büechl, der ESA-Direktor für
Bemannte Raumfahrt. "Mit der Verwirklichung der Mission Cervantes zeigt
die Europäische Weltraumorganisation ihre Entschlossenheit, die Forschung in der
bemannten Raumfahrt fortzusetzen und die internationale Zusammenarbeit und
Freundschaft zu fördern."
Die Mission war ursprünglich für April dieses Jahres geplant. Nach dem Columbia-Unglück jedoch war die ESA von den ISS-Partnern gebeten worden, auf
diese Fluggelegenheit zu verzichten, um einen Mannschaftswechsel auf der ISS zu
ermöglichen. Die ESA ist dieser Bitte nachgekommen und hat Duques Flug auf
Oktober verschoben. Die Mission Cervantes, die auf die Mission Odissea im Oktober/November
2002 mit dem belgischen ESA-Astronauten Frank De Winne folgt (astronews.com
berichtete), ist die vierte
einer Reihe bemannter Sojus-Missionen zur ISS mit europäischer Beteiligung.
Duque bereitet sich seit Oktober 2002 auf diese Mission vor. Den größten Teil
dieser Zeit hat er seither im Gagarin-Kosmonautenausbildungszentrum in der
Sternenstadt bei Moskau verbracht; hinzu kamen missionsspezifische
Ausbildungseinheiten in der ESA-Niederlassung ESTEC im niederländischen
Noordwijk und im Johnson Space Center in Houston, USA.
Duque war bereits einmal im Weltraum: Vom 29. Oktober bis 7. November 1998
hat er als Missionsspezialist am Flug STS-95 des Raumtransporters Discovery
teilgenommen, einer neuntägigen Mission im Zeichen der Erforschung der Sonne.
Den mittlerweile 40-jährigen erwartet nun eine Mission, die sich in mehrfacher
Hinsicht von seinem Erstflug unterscheiden dürfte; insbesondere wird er
unmittelbar an der Steuerung der Sojus beteiligt sein. "Die Ausbildungsmethoden
für den Raumtransporter und für die Sojus sind grundverschieden. An Bord des
Raumtransporters waren wir gewissermaßen Passagiere, und die Arbeit begann erst
in der Umlaufbahn", so Duque.
Als Ersatzmann für die Mission Cervantes steht der niederländische
ESA-Astronaut André Kuipers bereit, der wiederum im April nächsten Jahres im
Rahmen einer niederländischen Sojus-Mission zur ISS fliegen soll.
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