KUIPER-GÜRTEL
Rätsel um
Doppel-Asteroiden
von Rainer Kayser
12. September 2002
Vor einigen Jahren war die Existenz des Kuiper-Gürtels, der hinter
der Bahn des Neptun beginnt, noch bloße Theorie. Inzwischen hat man in
diesen äußeren Regionen unseres Sonnensystems unzählige so genannte
Trans-Neptun-Objekte ausgemacht, darunter überraschend viele
Doppel-Asteroiden. Die Astronomen rätseln nun, wie diese entstehen
konnten.
Die Sonde New Horizons könnte im nächsten Jahrzehnt auch den
Kuiper-Gürtel erforschen.
Bild:
Southwest Research Institute |
Die Entstehung von Doppel-Asteroiden im so genannten Kuiper-Gürtel des
Sonnensystems bleibt rätselhaft. Neue Modellrechnungen des amerikanischen
Astronomen Alan Stern zeigen nämlich, dass sie vermutlich nicht durch die
Kollision von zwei Asteroiden entstanden sein können. Der am Southwest
Research Institute in Boulder, Colorado, tätige Wissenschaftler präsentiert
seine Analyse in der kommenden Ausgabe des Fachblatts Astronomical Journal.
Kollisionen zwischen den kosmischen Kleinkörpern seien nicht häufig und
energiereich genug, um die beobachtete Anzahl von Doppel-Asteroiden im
Kuiper-Gürtel zu erklären, schreibt Stern.
Der Kuiper-Gürtel beginnt jenseits der Neptunbahn und erstreckt sich weit über
die Bahn des sonnenfernsten Planeten Pluto ins All hinaus. Über 500 kleine
Himmelskörper haben die Astronomen in den vergangenen Jahren dort entdeckt,
Überbleibsel vermutlich aus der Entstehungszeit des Sonnensystems. Insgesamt
sieben dieser "Kuiper Belt Objects", kurz KBOs, besitzen einen Begleiter.
"Überraschenderweise sind die meisten dieser Begleiter genau so groß oder fast
so groß wie das Objekt, dass sie umkreisen", erläutert Stern. Die
Standard-Hypothese für die Entstehung solcher Doppel-Objekte - wie es auch das
Erde-Mond-System, sowie Pluto und sein Mond Charon sind -, geht von der
Kollision eines Himmelskörpers mit einem etwas kleineren Objekt aus. Die aus dem
großen Himmelskörper herausgeworfenen Trümmerstücke vereinigen sich dann mit den
Überbleibseln des kleineren Objekts und formen so den Begleiter. Sterns
Simulationen zeigen nun aber, dass die Anzahl der Himmelskörper im Kuiper-Gürtel
und ihre Bahnenergie nicht ausreicht, um die Doppel-Asteroiden zu erklären. Eine
Hintertür lässt der Forscher allerdings offen: Wenn nämlich die KBOs eine
hellere Oberfläche besitzen als vermutet, wären sie tatsächlich wesentlich
kleiner als bislang angenommen - und dann könnte die Energiebilanz stimmen.
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New Horizons,
Projekthomepage an der Johns Hopkins Universität |
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