PLUTO
Plutos
Atmosphäre verändert sich
von Stefan
Deiters
astronews.com
16. August 2002
1988 und vor
einigen Wochen beobachteten Astronomen, wie sich der
Pluto in die Sichtlinie zwischen der Erde und einem anderen Stern schob. Die Auswertung der Daten
lieferte wichtige Informationen über die Atmosphäre des äußersten Planeten. Und
diese scheint sich innerhalb der letzten 14 Jahre deutlich abgekühlt und
verändert zu haben - weitaus mehr als die Forscher erwartet hatten.
Ein mit Computerhilfe erstelltes Bild des Pluto, das auf Daten
des Hubble-Weltraumteleskops basiert. Bild:
A. Stern (SwRI), M. Buie (Lowell Obs.), NASA, ESA |
Am 20. Juli 2002 schob sich der Pluto in die Sichtlinie zwischen
Erde und dem fernen Stern P126A. Was für Laien nichts besonderes zu sein
scheint, ist für Astronomen eine einmalige Chance, etwas über den äußersten
Planeten unseres Sonnensystems zu lernen. So werteten auch Dr. Marc Buie vom
Lowell Observatory und Dr. James Elliot vom MIT die Daten dieser Sternbedeckung
aus und errechneten, dass seit der letzten beobachteten Sternbedeckung des Pluto
sich die Atmosphäre des Planeten dramatisch verändert hat.
"In den letzten 14 Jahren gab es eine oder gleich mehrere Veränderungen",
erläutert Buie. "Die Atmosphäre des Pluto kühlt sich insgesamt ab, während die
Oberfläche des Planeten etwas wärmer zu werden scheint. Einige Veränderungen
sind durchaus normal, da sich der Pluto von der Sonne entfernt, aber wir sehen
hier komplexere Veränderungen als erwartet." Der Forscher hofft, dass durch
diese Entdeckung die Chancen für die Realisierung einer Mission zum äußersten
Planeten größer werden. Bislang ist der Pluto als einziger Planet unseres
Sonnensystems noch nicht von einer Raumsonde besucht worden. Die NASA plant
derzeit eine Mission, die 2006 starten und den Pluto zehn Jahre später erreichen
soll (astronews.com berichtete). Die Sonde würde wichtige Informationen über
Atmosphäre und Oberfläche des Pluto, die Umgebung des Planeten und seinen Mond Charon liefern.
"Wir können nicht vollständig erklären, was zu diesen dramatischen Änderungen
in der Pluto-Atmosphäre geführt hat", so Buie. "Eine Pluto-Kuiper-Gürtel-Mission
wäre eine einmalige Chance, die ganzen Puzzleteile zusammenzufügen." Die Chancen
für die Mission stehen derzeit nicht schlecht: Ein Ausschuss des US-Senats hat
Mittel für eine solche Mission im NASA-Haushalt bereitgestellt, das
Repräsentantenhaus muss dem allerdings noch zustimmen.
Während einer Sternbedeckung wandert ein Objekt durch die Sichtlinie von der
Erde zu einem fernen Stern. Dadurch wird die ferne Sonne entweder vollständig
verdeckt oder aber ihr Licht verdunkelt. Der zeitliche Verlauf der
Verdunkelung verrät den Astronomen nun einiges über Dichte, Druck und Temperatur
der Atmosphäre des Objekts, das dafür verantwortlich ist. Beobachtet man zwei
Sternbedeckungen desselben Objekts zu unterschiedlichen Zeiten, kann man auch
Aussagen über Änderungen in der Atmosphäre machen.
Bei einer Verdunklung des Pluto 1988 wurde erstmals die Struktur und
Temperatur der Atmosphäre des äußersten Planeten bestimmt. Es zeigte sich, dass
Pluto über eine dünne aber ausgedehnte Atmosphäre verfügte, die hauptsächlich
aus Stickstoff bestand aber auch Spuren von Methan und Kohlenmonoxid zeigte. Mit
einem tragbaren Teleskop verfolgten Buie und ein Kollege im nördlichen Chile nun
die Verdunklung des Sterns P126A am 20. Juli und machten eine erstaunliche
Entdeckung: Die Lichtkurve unterschied sich deutlich von den Ergebnissen von
1988. So muss die Atmosphäre seit damals dramatisch abgekühlt und sich auch
sonst verändert haben.
Weitere Daten könnten die Forscher möglicherweise noch im August erhalten: Am
kommenden Dienstag wird nach den Berechnungen der Forscher der Pluto den Stern
P131.1 verdunkeln. Vorhersagen von Sternbedeckungen von so kleinen Objekten wie
Pluto sind nicht einfach: Um herauszufinden, wo genau die Bedeckung des Sterns
P126A im Juli überhaupt sichtbar war, haben Astronomen hunderte Bilder von Pluto
und dem fernen Stern gemacht, um so die genaue Region zu bestimmen, wo ein
Teleskop aufgestellt werden muss.
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