Dass die uns recht nahe Sonne Wega von einem Staubring umgeben ist, der
möglicherweise von der Entstehung von Planeten herrührt, ist den Forschern schon
seit 1983 bekannt. Dieser Sachverhalt könnte auch den Astronomen Carl Sagan dazu
verleitet haben, die außerirdische Zivilisation in seinem Roman Contact
gerade hier anzusiedeln. Wega, 25 Lichtjahre von der Erde entfernt, ist der
hellste Stern am Sommerhimmel und liegt im Sternbild Leier.
In unserem Sonnensystem entstehen kleine Staubpartikel unter anderem durch
Ausgasungen von Kometen und Kollisionen von Asteroiden. Die Anziehungskraft der
Planeten beeinflusst jedoch die Verteilung des Staubs rund um die Sonne. An
bestimmten Stellen kommt es zu einer erhöhten Konzentration von Staub. Aus der
Ferne betrachtet könnte also auch die Verteilung dieses Staubs, die Existenz von
Planeten verraten. Vorteil wäre, dass der Staub um einen Sonne deutlich leichter
zu beobachten ist, als der Stern selbst, weil die Staubscheibe eine deutlich
größere Oberfläche hat. Das Verfahren auf diese Weise nach Planeten zu suchen
ist in etwa vergleichbar mit der Suche nach einem Schiff aus einem Flugzeug,
wobei man aber nur die Wellen des Schiffes sieht, es selbst aber zu klein ist,
um es direkt zu erkennen.
Die neuen und in der letzten Woche vorgestellten Beobachtungen der Staubwolke
um Wega wurden bei einer Wellenlänge von 1,3 Millimetern mit einer Anordnung aus
fünf 15 Meter Radioantennen in den französischen Alpen gemacht. Die Auflösung
der Beobachtungen ist so gut, dass noch Strukturen um Wega zu erkennen sind, die
etwa in Saturnentfernung die ferne Sonne umkreisen. Im Millimeter-Bereich ist
der Kontrast zwischen dem Stern und der Staubscheibe deutlich größer als im
optischen Bereich, so das Spuren von Planeten in der Staubscheibe leichter zu
erkennen sind. Erste Hinweise auf solche - durch einen Planeten verursachten -
Störungen gab es schon 1998. Die Beobachtung der Staubscheibe um Wega wird
zusätzlich noch dadurch begünstigt, dass wir von der Erde aus auf den Pol von
Wega schauen.
Durch die neuen Beobachtungen entdeckten die Astronomen zwei verräterischen
Konzentrationen in der Scheibe rund um Wega. Eine dieser Staubkonzentrationen
hat einen Abstand von etwa 60 Astronomischen Einheiten (eine Astronomische
Einheit ist die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne), die zweite einen
Abstand von 75 Astronomischen Einheiten. "Diese beiden Staubkonzentrationen
könnte man ganz natürlich erklären, wenn man annimmt, dass es eine Planeten
gibt, der sich in einem recht exzentrischen (also wenig kreisförmigen) Orbit um
Wega bewegt", erläutert Dr. David Wilner, der Gruppenleiter am
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
"Da genaue Geschwindigkeitsmessung von massereichen extrasolaren Planeten
darauf hindeuten, dass diese oft in sehr exzentrischen Bahnen um ihre Sonnen
kreisen, könnte diese asymmetrischen Staubkonzentrationen ein recht häufiges
Phänomen in fernen Planetensystemen sein", meint Kollege Dr. Matt Holman.
Allerdings sind noch weitere Beobachtungen nötig, um die Struktur der
Staubscheibe um Wega genauer zu verstehen. Zudem geben die Wissenschaftler zu,
dass eine solche Staubkonzentration auch durch die Kollision zweier Asteroiden
entstehen könnte. Das gleichzeitige Auftreten von zwei solchen Konzentrationen
sei aber schon verdächtig.
Ein gute Möglichkeit, die Theorie der Astronomen zu überprüfen, bieten
weitere Beobachtungen: Sollten nämlich die beiden Staubkonzentrationen
tatsächlich auf einen Planeten zurückzuführen sein, müssten sie um Wega kreisen
- mit der halben Orbitgeschwindigkeit des vermuteten Planeten. Diese Bewegung zu
finden, wird nun die nächste vordringliche Aufgabe sein.