EXTRASOLARE PLANETEN
Verräterisches Leuchten
von Stefan
Deiters
astronews.com
30. August 2001
Für einen Betrachter in weiter Ferne ist unsere Heimatwelt
bestenfalls ein kleiner blauer Punkt neben einer gleißend hellen Sonne.
Kein Chance also für ihn, etwas über die Besonderheiten der Erde
herauszufinden? Wissenschaftler der amerikanischen Princeton Universität
halten dies nicht für ganz so aussichtslos und hoffen gar auf eine neue Methode, wie man bewohnbare Planeten um andere Sonnen aufspüren kann.

Verrät das Flackern der Erde ihre Bewohnbarkeit? Foto:
NSSDC/NASA |
Etwas verrät
nämlich unseren Heimatplaneten als bewohnbare Welt, berichten Forscher in der
heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Nature: ihr leicht flackerndes
bläuliches Licht. Während nämlich Mars und Venus recht gleichmäßig scheinen,
ändert sich die Helligkeit der Erde ständig: Bedingt durch ihre Drehung würden
mal Wüsten, Wälder, Ozeane oder Wolken beschienen, die alle unterschiedlich viel
Sonnenlicht reflektieren. Diese Variation in der Helligkeit, so fanden die
Wissenschaftler heraus, ist sogar überraschend deutlich und verrät einiges über
unsere Heimatwelt.
Die Forscher an
der amerikanischen Princeton Universität waren aber natürlich nicht in erster
Linie daran interessiert, wie wohl ein Außerirdischer die Erde sehen würde. Sie
waren auf der Suche nach einer neuen Methode, bewohnbare Welten um ferne Sonnen
aufzuspüren. Die Ergebnisse sollen dann in eine geplante NASA-Mission
einfließen, den Terrestrial Planet Finder. Mit dieser Sonde will die
amerikanische Weltraumbehörde in einigen Jahren auf Planetenjagd gehen.
"Wenn man unser
Sonnensystem aus weiter Ferne betrachtet und die terrestrischen Planeten genauer
untersucht, also Merkur, Venus, Erde und Mars, gibt es einen ganz einfachen Weg,
um herauszufinden, dass die Erde etwas besonderes ist: Man muss nur ihre
Lichtkurve anschauen", erläutert der Astrophysik-Professor Ed Turner. "Bei der
Erde ist sie mit Abstand am Kompliziertesten."
Bisher waren die
Forscher davon ausgegangen, dass die meiste Informationen über eine ferne Welt
aus einer Spektralanalyse stammt, durch die sich die Präsenz von Gasen wie
Wasserdampf, Kohlendioxid oder Sauerstoff in der Atmosphäre des Planeten
verraten würde. Die Analyse der Helligkeitsänderungen eines Planeten kann dieses
Verfahren zwar nicht ersetzen, könnte aber wichtige zusätzliche Informationen
liefern: So könnte man erfahren, ob es Vegetation gibt, Wetterphänomen oder
Ozeane. "Es ist einfach ein zusätzliches Werkzeug um dieses sehr schwierige
Problem anzugehen", so Turner.
Obwohl die Idee,
das Licht eines Planeten zu studieren, sehr nahe liegend erscheint, hatten
Turner und seine Kollegen keinerlei Vorstellungen davon, ob es sich dabei um
einen großen oder einen recht kleinen Effekt handeln würde. Vor allem gibt es
nicht so viele Möglichkeiten aus großer Entfernung auf die Erde zu blicken. Die
Forscher nahmen sich daher existierende Studien über das Reflektionsvermögen von
so unterschiedlichen Strukturen wie Ozeanen oder Kornfeldern vor und
entwickelten damit ein Computermodell der Erde. Mit überraschendem Ergebnis: Die
Lichtabstrahlung der Erde kann um bis zu 150 Prozent schwanken und der Einfluss
von Wüsten, Wälder und Ozeane lässt sich dabei eindeutig zuordnen.
Turner und seine
Kollegen sind immer noch dabei, die Daten detaillierter auszuwerten. Als
möglichen Test ihres Modells käme das vom Mond reflektierte Licht der Erde in
Frage, wirklich spannend würde es aber erst werden, wenn man den ersten
erdähnlichen Planeten gefunden hat. Das dürfte zumindest in diesem Jahrzehnt
nichts mehr werden: Die entsprechende NASA-Mission ist nicht vor 2012 geplant.
Allerdings wird auch die Machbarkeit einiger kleinerer Mission untersucht, die
schon in einigen Jahren starten könnten.
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