Sterne, so nehmen Astronomen gemeinhin an, entstehen aus
kollabierenden Gaswolken. Wie das allerdings genau passiert und wie
groß eine solche Gaswolke mindestens sein muss, damit aus ihr noch
ein stellares Objekt wird, ist noch nicht sonderlich gut erforscht.
Im letzten Jahr gab es einige Aufregung, als zwei britische
Astronomen im Orion-Nebel planetenähnliche Objekte ausmachten, zu
denen aber offensichtlich keine Sonne gehörte. Diese frei
umhervagabundierenden Planeten sorgten für so manche kontroverse
Diskussion - einige Astronomen vermuteten sogar, dass es sich dabei
um falsch interpretierte Beobachtungen handeln könnte.
Jetzt legten Dr. Philip Lucas von der Universität in
Hertfordshire und Dr. Patrick Roche von der Universität in Oxford
nach: Neue Messungen von insgesamt 20 Objekten hätten nunmehr
gezeigt, dass es sich hier tatsächlich um sehr junge und sehr
massearme Objekte handelt. Und die masseärmsten hätten
planetenähnliche Massen. Man könne sie nur erkennen, weil sie sehr
jung sind und deswegen noch eine relativ hohe Temperatur haben. "Es
ist schon faszinierend diese planetengroßen Objekte zu entdecken,
die einfach so im Raum umhervagabundieren und nicht wie unsere Erde
um eine Sonne kreisen", so Lucas. "Unsere neuen
Beobachtungen könnten der erste Schritt sein, die physikalischen
Eigenschaften dieser Objekte zu erforschen."
"Diese Objekte sind schon für sich gesehen sehr
interessant", ergänzt Roche, "doch können wir durch ihr
Studium auch eine ganze Menge über Sternentstehungsprozesse lernen
- ein noch immer recht unklares Gebiet der Astronomie."
Außerdem dürfte die neuen Beobachtungen die Diskussion darüber
weiter entfachen, wie diese "Planeten" eigentlich
entstanden sind: Wurden sie eher wie ein Stern aus einer Gaswolke
geboren oder sind sie gar aus einem Planetensystem
hinausgeschleudert wurden? Und wie soll man die "Objekte"
nennen? Wenn sie wie ein Stern entstanden sind, käme der Begriff
"Planet" nicht in Frage. Lucas und Roche schlagen daher
den Begriff "Planetare" vor.
Die gefundenen Planetare dürften vom Aussehen eher unserem
Jupiter und nicht etwa unserer Erde ähneln. Sie haben Masse von
etwa der fünf bis zur 13fachen Masse des Jupiter und würden daher
noch nicht einmal als Braune Zwerge durchgehen. Lucas und Roche
sehen nur einer geringe Chance, dass ihre neuen Beobachtungen so
große Fehler haben, dass sie ihre Massenabschätzung deutlich nach
oben korrigieren müssten. Zudem hätten inzwischen auch andere
Astronomengruppen in anderen Nebeln Hinweise auf solche Objekte
gefunden.