Kaum eine Woche nach dem Keck-Teleskop gab nun auch die
Europäische Südsternwarte ESO die erfolgreiche Zusammenschaltung zweier
Teleskope auf dem Gipfel des Paranal in Chile bekannt. Wenn das Very
Large Telescope Interferometer (VLTI) einmal der Wissenschaft zur
Verfügung steht, wird es das Auflösungsvermögen eines 200
Meter-Teleskops besitzen - genug um nur zwei Meter große Details auf der
Mondoberfläche zu erkennen.
Blick
auf einen Kontrollbildschirm während der ersten Beobachtung von
Sirius mit dem VLTI. Foto: ESO |
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Am vergangenen Sonnabend
wurden die ersten Versuche zum Zusammenschalten von zwei kleinen Testteleskopen
auf dem Gelände des Very Large Telescope (VLT) unternommen: Das
infrarote Licht des Sterns Sirius wurde von den beiden kleinen Teleskopen
aufgefangen und dann in einem langen unterirdischen Tunnel so zusammengeführt, dass
sich ein auswertbares Bild auf dem Schirm ergab. Im unterirdischen
Kontrollzentrum für das VLTI konnten die Wissenschaftler am Bildschirm
verfolgen, dass ihr Konzept aufgegangen war und das Licht in dem unterirdischen
Tunnel so geschickt umgeleitet wurde, dass die beiden Lichtstrahlen der
Teleskope zum genau richtigen Zeitpunkt kombiniert wurden.
Eine Nacht später
versuchten die Astronomen den Durchmesser des Sterns Alpha Hydrae am Himmel zu
ermitteln. Auf ihren Bildschirmen konnten sie ablesen, dass der Stern einen
Durchmesser von 0,00929 Bogensekunden haben muss. Diese Messung ist in etwa
vergleichbar mit der Bestimmung des Abstandes zweier Autoscheinwerfer in einer
Entfernung von 35.000 Kilometern. Der bislang beste photometrische Wert für den
Durchmesser von Alpha Hydrae beträgt 0,009 Bogensekunden - das VLTI hatte also
ganze Arbeit geleistet.
So waren die
Astronomen auf den Gipfel des Paranal denn auch begeistert, dass das VLTI schon
in dieser frühen Phase so gute Ergebnisse liefert. Und das soll nach den
Planungen erst der Anfang sein: Die ersten Test wurden mit zwei kleinen 0,4
Meter Hilfsteleskopen durchgeführt, später sollen zwei große 8,2 Meter
VLT-Teleskopeinheiten sowie verschiedene bewegliche 1,8 Meter Teleskope dafür
verwendet werden. Durch die Interferometer-Technik kann man theoretisch Bilder
gewinnen, die von der Schärfe her vergleichbar sind mit einem normalen Teleskop
dessen Durchmesser der Entfernung der beiden kombinierten Teleskope entspricht.
Beim VLTI sind dies rund 200 Meter. Somit wäre eine Auflösung von 0,0005
Bogensekunden im sichtbaren Bereich des Lichtes möglich. Das entspricht einer
Strecke von etwa zwei Metern in der Entfernung unseres Mondes.
Bis das komplette
VLT-Interferometer einsatzbereit ist, werden noch Jahre vergehen. Zwei große
VLT-Teleskope sollen erstmals Ende des Jahres kombiniert werden, im nächsten
Jahr sollen die drei 1,8 Meter-Hilfsteleskope auf dem Paranal eintreffen. Wenn
das VLTI fertig ist, soll es möglich sein, alle Teleskope auf dem Gipfel
zusammenzuschalten. Mit diesem Instrument wollen die Astronomen dann beispielsweise
die
Oberflächenstruktur andere Sonnen studieren, den Massenaustausch bei
Doppelsternen oder aber die Umgebung von stellaren Schwarzen Löchern und
Neutronensternen in bislang unerreichter Detailtreue beobachten.