Der Mond hat sein Geheimnis bewahrt: Beim gezielten Crash
der NASA-Sonde Lunar Prospector in einem schattigen Mondkrater
nahe des Südpols wurde offenbar kein Wasserdampf
aufgewirbelt. Das ergaben zumindest Beobachtungen mit Weltraum- und
bodengestützten Teleskopen, die die Region nach dem Aufschlag
beobachteten.
Die Idee war originell und entsprach voll dem eigentlichen Ansatz der
Low-Cost-Mission der NASA-Sonde Lunar Prospector: Diese hatte
nämlich im Sommer ihre eigentlichen wissenschaftlichen Aufgaben erfüllt
und wäre irgendwann auf dem Erdtrabanten zerschellt. Um jedoch auch
noch mit dieser ausgedienten Sonde Wissenschaft betreiben zu können,
machten im Frühjahr Wissenschaftler der Universität Texas einen
ungewöhnlichen Vorschlag: Sie wollten die Sonde in einen schattigen
Mondkrater stürzen lassen und dann mit Teleskopen beobachten, ob in dem
dabei aufgewirbelten Staub Spuren von Wasser nachzuweisen sind.Hintergrund dieses zunächst ungewöhnliche
erscheinenden Experimentes ist ein
früheres Ergebnis von Lunar Prospector, das man als indirekten Nachweis von Wasserstoff
oder auch Wasser auf dem Mond deuten könnte.
Und eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass sich in schattigen
Mondregionen Wassereis gehalten hat, das durch urzeitliche
Kometeneinschläge auf den Erdtrabanten gelangt ist.
So ließ man also Lunar Prospector am 31. Juli in einen
Mondkrater in der Südpolregion stürzen, der in dauernder Dunkelheit
liegt. Ideale Voraussetzungen also für das Überleben von
Wassereisresten. Teleskope auf der ganzen Welt versuchten nach dem Crash
Indizien für Wasser über der Einschlagstelle auszumachen - ohne Erfolg
allerdings, wie die Texaner gestern bei einem Spezialtreffen der Amerikanischen
Astronomischen Gesellschaft mitteilten.
"Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten warum wir nicht die
geringste Spur von Wasser gesehen haben", erläutert Dr. Ed Barker
vom McDonald Observatorium der Universität Texas in Austin. "Und
keine dieser Möglichkeiten können wir zur Zeit mit Sicherheit
ausschließen." Als mögliche Gründe für das Nullergebnis nennen
die Wissenschaftler, dass die Sonde ihr Ziel verfehlt haben könnte oder aber dort
auf einen Felsen oder in trockene Erde eingeschlagen ist. Ferner könnten
die Berechnungen falsch, die Teleskope ungenau ausgerichtet oder das
Wasser nicht über den Kraterrand aufgestiegen sein. Oder aber, es gibt
wirklich kein Wasser, sondern nur Wasserstoff auf dem Mond.
Trotzdem sind die Wissenschaftler nicht zu enttäuscht. Immerhin wurde
durch die weltweite Crash-Beobachtung ein regelrechtes Netzwerk der
verschiedensten Beobachtungseinrichtungen geschaffen und zudem Daten über
die Mondatmosphäre gewonnen. Und schon vor dem Experiment waren die
Astronomen vorsichtig: Die Chance, dass mit dem Crash Wasser nachgewiesen
wird, war von der NASA mit unter zehn Prozent eingeschätzt worden.