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WELTRAUMWETTER
SWFO-L1 soll vor Sonnenstürmen warnen
Redaktion / Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V.
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22. September 2025

Als erster von drei US-amerikanischen Satelliten zur Überwachung der Sonnenaktivität soll morgen SWFO-L1 an Bord einer Falcon-9-Trägerrakete starten. Der Satellit ist als Frühwarnsystem für Sonnenstürme gedacht. Beiträge zu der Mission stammen auch aus Europa, etwa vom Grazer Institut für Weltraumforschung, das Elektronik zur Messung des Sonnenmagnetfeldes beisteuerte.

SWFO-L1

Der Satellit Space Weather Follow On - Lagrange 1 soll als Frühwarnsystem vor Sonnenstürmen dienen. Bild: NOAA [Großansicht]

Am 23. September 2025 um 13.32 Uhr MESZ startet Space Weather Follow On - Lagrange 1 (SWFO-L1) an Bord einer SpaceX-Trägerrakete vom Typ Falcon 9 vom Kennedy Space Center der NASA in Florida. Der Satellit nutzt die Mitfluggelegenheit bei der Mission IMAP der NASA. SWFO-L1 wird sein Ziel, den Lagrange-Punkt 1, im Januar 2026 erreichen und zwei Monate später mit seinen Beobachtungen beginnen. SWFO-L1 hat eine Missionsdauer von fünf Jahren, wobei die Lebensdauer des Satelliten und seiner Nutzlast auf zehn Jahre ausgelegt ist. Das SWFO-Programm wird von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) betrieben und dient als Frühwarnsystem vor Sonnenstürmen. Es besteht aus insgesamt drei Satelliten, von denen SWFO-L1 nun als erster startet, der zweite folgt 2029, der dritte 2032.

SWFO-L1 wird am Lagrange-Punkt 1 positioniert, der auf der Verbindungslinie zwischen Sonne und Erde liegt, 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Von diesem Punkt aus kann SWFO-L1 die Auswirkungen eines Sonnensturms daher zehn bis 60 Minuten vor der Ankunft bei der Erde messen und daher als Frühwarnsystem eingesetzt werden. Die Mission besteht aus einem speziellen Sonnenteleskop zur Überwachung der Sonnenaktivität sowie einer Reihe von Instrumenten zur Echtzeitmessung des Sonnenwinds. Dieser besteht aus einem Strom geladener Teilchen, der sich ausgehend von unserem Zentralgestirn in den Weltraum ausbreitet und dabei auch auf das Erdmagnetfeld trifft. Die Mission wird Echtzeitdaten an das Space Weather Prediction Center der NOAA liefern und so schnellere und genauere Vorhersagen, Beobachtungen und Warnungen ermöglichen. Diese wichtigen Informationen tragen zum Schutz von Stromnetzen sowie Kommunikations- und Navigationssystemen bei und unterstützen die Sicherheit von Astronauten und weltraumgestützten Infrastrukturen.

Auch wenn die Mission hauptsächlich US-amerikanisch ist, haben auch Forscherinnen und Forscher aus Europa wichtige Beiträge geleistet: So ist das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an dem Magnetometer (MAG) an Bord von SWFO-L1 beteiligt, das unter der Leitung vom Southwest Research Institute (SwRI) entwickelt und gebaut wurde. MAG besteht aus zwei dreiachsigen Fluxgate-Sensoren, die jeweils die drei Komponenten des interplanetaren Magnetfelds messen, das vom Sonnenwind transportiert wird. Durch die Beobachtung des Sonnenwinds liefert MAG rund um die Uhr Echtzeitdaten der auf die Erde zuströmenden magnetischen Strukturen.

MAG überwacht das interplanetare Magnetfeld auf plötzliche Veränderungen, die durch interplanetare Stoßwellen, koronale Massenauswürfe, korotierende Interaktionsregionen oder Hochgeschwindigkeits-Sonnenwind verursacht werden können. "Damit leistet es einen wesentlichen Beitrag zur operativen und gleichzeitig wissenschaftlichen Zielsetzung der Mission", betont Rumi Nakamura, Leiterin der IWF-Forschungsgruppe Weltraumplasmaphysik. "Die Magnetfelddaten von L1 sind für die Untersuchung des Sonnenwindplasmas von entscheidender Bedeutung, darunter Turbulenzen, Instabilitäten und großräumige Strukturen. Sie ermöglichen auch die Erforschung grundlegender Plasmaprozesse wie Rekonnexion und Welle-Teilchen-Wechselwirkungen und unterstützen gleichzeitig Mehrpunktvergleiche mit anderen Raumfahrzeugen, um die Entwicklung des Sonnenwinds zu verfolgen", zeigt sich die Wissenschaftlerin begeistert.

Die University of New Hampshire lieferte die Fluxgate-Sensoren für das Magnetometer. Das IWF zeichnete für die sensornahe Elektronik verantwortlich, die als zentrales Element einen miniaturisierten, strahlungsresistenten Mikrochip enthält, auf dem auch das steirische Wappentier verewigt wurde. "Wir fiebern dem Start von SWFO-L1 entgegen und freuen uns gleichzeitig, dass der Vertrag für den Bau der Magnetometer der beiden Nachfolgemissionen vor wenigen Tagen unterschrieben wurde", erläutert IWF-Projektleiter David Fischer aus der Forschungsgruppe Weltraummagnetometer.

Der für SWFO-L1 verwendete Mikrochip fliegt bereits erfolgreich auf den vier MMS-Satelliten der NASA und auf dem südkoreanischen Weltraum-Wettersatelliten GEO-KOMPSAT-2A. Er wurde unter der Leitung des IWF Graz entwickelt und ist gerade einmal vier mal fünf Millimeter groß. Bei Missionen im Weltraum zählt jedes Gramm. Die Miniaturisierung des Chips bei gleichzeitig verbesserter Messqualität war eine besondere Herausforderung bei seiner Entwicklung.

Das Weltraumwetter sorgt nicht nur für beeindruckende Lichtspiele in Form von Polarlichtern, sondern kann auch gehörigen Einfluss auf unsere modernen Technologien nehmen. Sogenannte geomagnetische Stürme können beispielsweise die Stromversorgung, GPS-Systeme und andere Kommunikationssysteme, auf die unsere moderne Gesellschaft angewiesen ist, erheblich beeinflussen. Eine Ausdehnung unserer Raumfahrtprogramme und die zunehmende technologische und auch menschliche Präsenz im Weltraum, wie auf der Internationalen Raumstation oder bald wieder auf dem Mond, setzt eine genaue Vorhersage der Sonnenaktivität voraus.

SWFO-L1 und seine beiden Nachfolgemissionen liefern in diesem Zusammenhang einen wertvollen Beitrag als Frühwarnsystem und Datenquelle für die Grundlagenforschung. Gemeinsam mit Satelliten wie MMS und THEMIS, die sich bereits im erdnahen Weltraum befinden, aber auch der Mission SMILE, die nächstes Jahr startet, lassen sich die dynamischen Prozesse in der Erdmagnetosphäre und damit die Wechselwirkung zwischen Sonne und Erde noch besser verstehen.

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