Vorgeschlagene Kürzungen bedrohen astrophysikalische Forschung
von
Stefan Deiters astronews.com
14. April 2025
Mit Spannung wurde erwartet, welche Ideen die neue
US-Regierung für die Raumfahrtbehörde NASA hat und welche Projekte fortgeführt
oder gestoppt werden. Manche Beobachter hatten Schlimmes befürchtet und ein nun
bekannt gewordener Entwurf für den kommenden Haushalt der NASA scheint ihnen
Recht zu geben: Auf die NASA kommen wohl drastische Kürzungen zu.

Gilt durch die geplanten Einsparungen bei der NASA als
gefährdet: das Nancy Grace Roman Space Telescope.
Bild: NASA
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In der vergangenen Woche war ein Entwurf des Weißen Hauses für den Haushalt
der NASA bekannt geworden, der der Raumfahrtbehörde zur Stellungnahme
übermittelt worden war. Darin sind Gesamtkürzungen des NASA-Budgets von rund 20
Prozent vorgesehen, was einer Summe von fünf Milliarden US-Dollar entspricht.
Die Kürzungen sind allerdings nicht gleichmäßig über die gesamte Behörde
verteilt: Am stärksten betroffen ist das Wissenschaftsprogramm der NASA, das die
Erforschung der Planeten, die Astrophysik und die Geowissenschaften umfasst.
Dessen Mittel wurden praktisch halbiert: Nachdem die Behörde 2025 noch 7,5
Milliarden US-Dollar erhalten hatte, sollen es im nächsten Haushalt nur noch 3,9
Milliarden US-Dollar sein.
Die Astrophysik ist dabei am stärksten betroffen: Der Mittel werden um
Zweidrittel auf 487 Millionen US-Dollar gekürzt, die Sonnenphysik und die
Geowissenschaften um rund 50 Prozent auf 455 Millionen US-Dollar bzw. 1,033
Milliarden Dollar und die Planetenerforschung um 30 Prozent auf 1,929 Milliarden
US-Dollar. Das würde die Fortsetzung der Missionen der Weltraumteleskope
Hubble und James Webb erlauben, für neue Teleskope wäre aber kein
Geld mehr da. Das beträfe insbesondere das Nancy Grace Roman Space Telescope,
das nahezu fertiggestellt ist und innerhalb der kommenden zwei Jahren starten
soll. Auch eine Mission zum Mars zur Rückführung von Bodenproben, die
gegenwärtig eifrig vom Marsrover Perseverance gesammelt und in
speziellen Behältern hinterlassen werden, steht auf der Streichliste, genau wie
die DAVINCI-Mission zur Venus, deren Start für Ende des Jahrzehnts vorgesehen
war. Auf der Agenda steht nach Medienberichten zudem die Schließung des
Goddard Space Flight Center der NASA in Maryland. Hier beschäftigt die
Raumfahrtbehörde rund 10.000 Mitarbeitende.
Auf den Budgetentwurf kann die NASA nun reagieren und anschließend hat auch
der US-Kongress noch ein Wörtchen mitzureden. Hier finden NASA-Projekte oft mehr
Unterstützung als bei der Regierung – und dies auch parteiübergreifend. Das
letzte Wort über die Kürzungen dürften damit noch nicht gesprochen sein.
Trotzdem zeigt sich die Wissenschaft alarmiert: So veröffentlichte die
American Astronomical Society eine Stellungnahme, in der vor einem Verlust
der führenden Position amerikanischer Forscherinnen und Forscher in diesem
Wissenschaftsbereich gewarnt wird. "Die Auswirkungen dieser vorgeschlagenen
Mittelkürzungen wären nicht nur verheerend für die astronomische Gemeinschaft,
sondern hätten auch weitreichende Folgen für die Nation", so AAS-Präsidentin
Dara Norman.
Nicht beteiligt an dem Haushaltsentwurf war offenbar der von der
Trump-Administration nominierte Kandidat für das Amt des NASA-Administrators.
Der Geschäftsmann und Privat-Astronaut Jared Isaacman hatte unlängst bei einer
Anhörung vor dem US-Kongress das Wissenschaftsprogramm der NASA ausdrücklich
unterstützt. Eine Rolle wird er allerdings erst spielen können, wenn er vom
Senat bestätigt ist.
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