Frühlingsboten am nächtlichen Himmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2025
Am Nachthimmel übernehmen nun endgültig die Sterne des
Frühlings das Regiment und auch erste Hinweise auf den bevorstehenden Sommer
sind bereits auszumachen. Jupiter ist weiterhin ein Glanzpunkt am abendlichen
Himmel, zieht sich aber aus der zweiten Nachthälfte zurück. Venus ist
Morgenstern und steht Ende April im größten Glanz.

Mars (oben links) und der noch immer helle Jupiter links
unterhalb der Mondsichel am Abend des 30. April 2025 über dem
Westhorizont.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Auch in der Natur wird allmählich deutlich, dass die kalte Jahreszeit hinter
uns liegt - auch wenn die Nächte zuweilen noch sehr kalt sein können. Wer noch
Zweifel hat, schaut an den nächtlichen Himmel: Die Wintersternbilder, die uns
während der letzten Monate begleitet haben, werden am Himmel immer mehr von den
Frühlingskonstellationen verdrängt: So ist das markante Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im Sternbild Jungfrau und
Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am nächtlichen Himmel zu beobachten.
Und wer die langsam wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht
zu spät beginnen, für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon
Hinweise auf den bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten erscheint das
sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild
Krebs beobachten. Darin findet sich der Sternhaufen Praesepe (M 44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man
schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von
der Erde entfernt und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe
befindet sich mit M 67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem
Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste
Sternhaufen unserer Milchstraße.
Unser Nachbarplanet Venus ist im letzten Monat vom Abend an
den Morgenhimmel gewechselt und grüßt im April somit als "Morgenstern". Die
Venus befindet sich im Sternbild Fische und steht am 27. April im größten Glanz.
Der Rote Planet
Mars zieht sich allmählich vom Morgenhimmel zurück und wird deutlich
lichtschwächer.
Er befindet sich in den Zwillingen. Jupiter steht im
Stier und beschränkt seine Sichtbarkeit mehr und mehr auf die erste Nachthälfte.
Wenn er zu sehen ist, macht er seiner Stellung als größter Planet des
Sonnensystems aber auch am Nachthimmel alle Ehre. Saturn bleibt
im April unsichtbar.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen -
zumindest ein wenig: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind ab dem 16. April aktiv. Ihr Maximum ist für den
22. April
vorhergesagt. Unter besten Bedingungen werden maximal 20 Meteore zu sehen sein. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
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