Deutschland nun offiziell Mitglied des SKA-Observatoriums
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
5. November 2024
Viele Jahre hatte man darauf gewartet, jetzt ist ein
wichtiger Meilenstein für die deutsche Radioastronomie erreicht: Deutschland
wurde zwölftes Mitglied des Square Kilometre Array Observatory. Ziel
der internationalen Astronomie-Organisation ist der Aufbau eines modernen
Radioteleskops mit Einrichtungen in Südafrika und Australien.
Künstlerische Darstellung der SKA-Antennen
für niedrige Frequenzen (rechts) und für mittlere
Frequenzen (links). Bild:
SKAO [Großansicht] |
Nun ist es offiziell: Deutschland ist dem Square Kilometre Array
Observatory (SKAO) beigetreten, das die nächste Generation von
Radioteleskopen baut. Die deutsche Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger
hatte den Beitritt Deutschlands bereits bei ihrem Besuch an einem der
SKAO-Teleskopstandorte in der südafrikanischen Nordkap-Region im März 2023
angekündigt. "In unserem Universum gibt es noch vieles zu entdecken und zu
erforschen. Das Superteleskop SKAO wird als weltgrößtes Radioteleskop-Netzwerk,
mit Standorten in Südafrika und in Australien, unser Verständnis des Universums
in den nächsten Jahrzehnten revolutionieren", so Stark-Watzinger. "Mit dem
deutschen Beitritt zu SKAO ermöglichen wir Forscherinnen und Forschern aus
Deutschland, ganz vorne mit dabei zu sein. Bei meinem Besuch in Südafrika im
März letzten Jahres konnte ich mich selbst vom enormen Potenzial des
Radioteleskops für die Wissenschaft überzeugen. SKAO wird Daten in bisher
ungekannter Menge und Komplexität liefern und so etwa dazu beitragen, neue
Methoden des Data-Mining zu entwickeln, die weit über die Grundlagenphysik
hinaus Anwendung finden werden. Grundlagenforschung wird hier zum
Technologietreiber. Von all dem profitieren auch unsere Forschungseinrichtungen
wie die Max-Planck-Gesellschaft, Hochschulen und das Deutsche Zentrum für
Astrophysik in der Lausitz."
Mehr als 30 Jahre haben unterschiedliche Akteure in Deutschland und darüber
hinaus geplant, entwickelt und verhandelt, um Teil des Square Kilometre Array
Observatory zu werden. "Es war ein langer und nicht immer einfacher Weg, der uns
zu diesem wichtigen Meilenstein für die gesamte Radioastronomie-Gemeinschaft in
Deutschland geführt hat. Umso freudiger ist dieser bedeutende Moment für alle
Beteiligten und wir danken der Ministerin und dem BMBF sehr für die
Unterstützung", sagt Prof. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für
Radioastronomie (MPIfR) in Bonn.
Das MPIfR hat in den vergangenen Jahrzehnten eine aktive Rolle bei der
Entwicklung des SKAO und seiner Teleskope gespielt und Schlüsseltechnologien mit
einzigartigem Nutzen für die Wissenschaft hervorgebracht. So ist das Institut
unter anderem maßgeblich an der Erweiterung des südafrikanischen MeerKAT-Teleskops
beteiligt. Die 14 im Aufbau befindlichen Antennen der MeerKAT+-Erweiterung
werden zunächst die 64 bereits bestehenden vom South African Radio Astronomy
Observatory (SARAO) betriebenen Antennen ergänzen werden, bevor in den
nächsten Jahren die Integration in das SKAO-Mid-Teleskop erfolgen wird. "Bereits
vor dem offiziellen Beitritt hat Deutschland großes Engagement in der
Entwicklung des SKAO gezeigt. Die Max-Planck-Gesellschaft freut sich auf die
weitere Zusammenarbeit und die Ergebnisse, die dieses internationale Großprojekt
liefern wird", sagt der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Patrick
Cramer.
Gemeinsam mit der OHB Digital Connect GmbH und dem SARAO hat das MPIfR eine
Prototyp-Antenne für das SKA-Mid-Teleskop in Südafrika zur technischen
Inbetriebnahme und wissenschaftlichen Nutzung gebaut. Die ersten Messungen haben
bereits die erwartete Datenqualität sowie die exzellenten Fähigkeiten des
Teleskops bestätigt und lassen auf einzigartige wissenschaftliche
Forschungsergebnisse sowie Antworten auf fundamentale astronomische Fragen
hoffen. Die von SKAO generierten Daten sollen in Zukunft an
Supercomputer-Einrichtungen gebündelt und verarbeitet werden, die über die
SKAO-Mitglieder verteilt sind. In Deutschland wird dies am Deutschen Zentrum für
Astrophysik (DZA) geschehen, das derzeit in Görlitz in der Lausitz als Teil des
Europäischen Datenzentrums gebaut wird.
"Die Datenmenge, die das SKAO generieren wird, ist vergleichbar mit dem
Datenvolumen des gesamten Internets. Das DZA freut sich auf die Herausforderung,
gemeinsam mit den internationalen SKAO-Partnern für eine effiziente Nutzung
dieser Datenflut zu sorgen", erklärt Prof. Stefan Wagner, Leiter der Abteilung
Astrophysik am DZA. Koordiniert und unterstützt werden die Entwicklung, der
Aufbau sowie die Vernetzung der benötigten Dateninfrastruktur durch das DZA und
den Verein für datenintensive Radioastronomie (VdR). Prof. Frank Bertoldi,
erster Vorsitzender des VdR, ergänzt: "Die Beteiligung am SKAO stellt die
deutsche Radioastronomie vor Herausforderungen, die eine enge Zusammenarbeit
aller Beteiligten erfordern. Der VdR freut sich darauf, die Institutionen sowie
deren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dabei zu unterstützen, mit dem
SKAO Spitzenforschung zu betreiben." Als erste Amtshandlung im Rahmen der
SKAO-Mitgliedschaft wird Deutschland Gastgeber der nächsten
SKAO-Wissenschaftskonferenz sein, die vom 16. bis zum 20. Juni 2025 am
DZA-Standort Görlitz stattfinden wird.
|
|