Die Gewinnung von Wasser im Weltraum ist für die Erforschung
des Sonnensystems von immenser Bedeutung. Im Rahmen des Forschungsprojekts LUWEX
wurde ein Verfahren dazu entwickelt, das jetzt in einer mehrmonatigen
Experimentierphase im großen Maßstab getestet wurde. Ziel ist es, mindestens
einen halben Liter Wasser pro Versuch zu gewinnen. Mit dem Ergebnis ist das Team
mehr als zufrieden.
Im Rahmen des Forschungsprojekts LUWEX (Validation of Lunar Water
Extraction and Purification Technologies for In-Situ Propellant and
Consumables Production) haben Forschende unter der Leitung des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Verfahren entwickelt, mit dem sie
aus eishaltigem Mondstaub (Regolith) Wasser gewinnen und reinigen können, um
zukünftig Raketentreibstoff und Trinkwasser für auf der Mondoberfläche
stationierte Astronautinnen und Astronauten zu liefern. Dieses Verfahren ist
nun erfolgreich in Experimenten erprobt worden.
Dr. Paul Zabel vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen ist mit
dem Projektergebnis zufrieden: "Unser Ziel, in jedem Versuchsdurchlauf
mindestens einen halben Liter Wasser zu gewinnen, wurde sogar übertroffen.
In den Experimenten konnten wir fast 65 Prozent des Wassers aus dem
simulierten Mondgestein extrahieren und aufbereiten. In mehreren
Experimenten haben wir so insgesamt mehr als drei Liter sauberes Wasser
produziert."
In der Thermalvakuumkammer des CoPhyLab (Comet Physics Laboratory) der
Technischen Universität Braunschweig hat das Projektteam selbst
hergestelltes Eis und synthetisches Mondregolith zu einem
Staub-Eis-Simulanten gemischt, aus dem dann in der Thermalvakuumkammer das
Wasser extrahiert werden kann. Für das Eis wird ein Nebel aus sehr feinen
Wassertröpfchen in flüssigem Stickstoff schockgefroren. So entstehen
einzelne runde Wassereisteilchen mit einem Radius von 2,4 Mikrometern, was
etwa einem Zwanzigstel eines menschlichen Haares entspricht. Anschließend
werden diese mit dem Mondregolith vermischt.
Der Mondeis-Simulant kommt dann in das vom DLR entwickelte
Wasserextraktionssystem. Dieses System befindet sich dabei innerhalb der
Thermalvakuumkammer, die mond-ähnliche Bedingungen bietet. Anschließend wird
die restliche Atmosphäre abgepumpt und der Simulant erwärmt und gerührt, um
die Wärme gleichmäßig zu verteilen. Durch den niedrigen Druck verflüssigt
sich das Eis nicht, sondern wandelt sich direkt in Wasserdampf um. Dieses
Gas sammelt sich dann an Kupferrohren, die mit flüssigem Stickstoff auf
minus 150 Grad Celsius gekühlt sind. Dort kondensiert das Gas wieder zu Eis.
Auf diese Weise erfolgt die Trennung von Eis und Mondregolith. Wenn sich
genug Eis an den Kupferrohren gesammelt hat, werden diese erwärmt und das
Eis rutscht nach unten, wo es sich zu Wasser verflüssigt. Das DLR in Bremen
hat dieses Subsystem zur Extraktion des Wassers entwickelt. Zum Abschluss
des Versuchs wird das Wasser aufbereitet und seine Qualität überprüft.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben verschiedene Proben
mit unterschiedlichen Anteilen von Mondregolith und Eis getestet, um die
optimalen Prozessparameter für die Wasserextraktion zu identifizieren. Ziel
des Vorhabens war, auf dem Mond mit minimaler Energie maximal viel Wasser zu
extrahieren. Eine Fragestellung war dabei, welche Temperatur und
Rührgeschwindigkeit dafür am besten geeignet sind. Thales Alenia Space hat
im zweiten Schritt das gewonnene Wasser aufbereitet und gereinigt. Sensoren
haben die Wasserqualität gemessen und Proben wurden im Labor genauer
analysiert und aufbereitet. "So konnten wir die Funktionsweise des
Gesamtsystems erfolgreich unter verschiedenen Bedingungen demonstrieren.
Dies ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Technologien für
zukünftige Mondmissionen", sagt Zabel.
Das interdisziplinäre LUWEX-Team aus Deutschland, Österreich, Polen und
Italien hat sich zum Ziel gesetzt, einen neuartigen Wasserextraktor zu
entwickeln. Jeder Projektbeteiligte stellt dabei eines oder mehrere
Subsysteme beziehungsweise Infrastrukturen bereit. Die neben dem DLR am
Projekt beteiligten Institutionen und Unternehmen sind die Technische
Universität Braunschweig, LIQUIFER Systems Group, Thales Alenia Space, die
Wroclaw University for Science and Technology sowie SCANWAY SPACE.