Bessere Zusammenarbeit zwischen Astronomie und Astroteilchenphysik
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
21. Oktober 2024
Die Multimessenger-Astronomie spielt eine immer größere
Rolle: Dabei werden beispielsweise Daten von Gravitationswellen- und
Neutrinodetektoren mit denen von konventionellen Observatorien kombiniert, um
mehr über exotische Objekte im All zu lernen. Durch das europaweite
"Astrophysikzentrum für Multimessenger-Studien in Europa" soll die
Zusammenarbeit künftig besser koordiniert werden.

Das APEX-Teleskop in Chile. Foto:
J. Vieira / APEX (MPIfR/ESO/OSO) [Großansicht] |
Im September fand in Paris das Kick-Off-Meeting für das Projekt
"Astrophysikzentrum für Multimessenger-Studien in Europa (ACME)" statt. Dieses
von der EU finanzierte und vom Centre National de la Recherche Scientifique
(CNRS) koordinierte Projekt zielt darauf ab, eine ehrgeizige, europaweit
koordinierte Optimierung für Zugänglichkeit und Zusammenarbeit zwischen mehreren
führenden Forschungsinfrastrukturen für die Astroteilchenphysik und die
Astronomie zu verwirklichen. Dazu gehören auch die beiden Radioteleskope des
Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) in Effelsberg und in Chile. Das
Projekt bietet Zugang zu Instrumenten, Daten und Fachwissen, die auf die neue
Wissenschaft der Multi-Messenger-Astronomie ausgerichtet sind.
Das Astrophysik-Zentrum für Multimessenger-Studien in Europa (ACME), an dem
40 Einrichtungen aus 15 Ländern beteiligt sind, bringt die Astroteilchenphysik
und die Astronomie in einer gemeinsamen Anstrengung zusammen, um unabhängig vom
Standort eine Grundlage für eine verstärkte langfristige Zusammenarbeit zwischen
diesen Forschungsinfrastrukturen zu schaffen, und die Zugangsmöglichkeiten zu
Forschungsdaten in ganz Europa und darüber hinaus zu verbessern.
Die Ziele von ACME sind die Umsetzung der Empfehlungen der Roadmaps des
Europäischen Konsortiums für Astroteilchenphysik (APPEC) und des Planungs- und
Beratungsnetzes für die europäische Astronomie (ASTRONET) sowie die Rolle als
Wegbereiter für die Ausweitung und Verbesserung des grenzüberschreitenden und
virtuellen Zugangs zu den Diensten und Daten der jeweiligen
Forschungsinfrastrukturen. Darüber hinaus sind es die Bewertung und Evaluierung
neuer Modelle für eine bessere Koordinierung und die Bereitstellung von Diensten
in großem Maßstab, die Entwicklung von Fachzentren, die Verbesserung der
Verwaltung wissenschaftlicher Datenprodukte und interoperabler Systeme für eine
rasche Identifizierung astrophysikalischer Ereignisse.
Es betrifft weiterhin die Verbreitung von Warnmeldungen zur Optimierung von
Folgebeobachtungen, die Ausbildung einer neuen und breiteren Generation von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren,
die Öffnung der Datensätze der Astrophysik und Astroteilchenphysik für andere
Disziplinen und die stärkere Einbeziehung der Bürger. Der Koordinator des
ACME-Projekts, Prof. Antoine Kouchner (CNRS/Université Paris Cité), und der
Ko-Koordinator Paolo D'Avanzo (INAF) vertreten die Forschungsgemeinschaften
sowohl der Astroteilchenphysik als auch der Astronomie, um ein Gleichgewicht zu
gewährleisten und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.
"Unser Institut ist federführend an einer Initiative beteiligt, die sich mit
den Herausforderungen einer Harmonisierung des Infrastrukturzugangs befasst,
indem sie den länderübergreifenden Zugang auf der Grundlage wissenschaftlicher
Leistungen für ein breites Spektrum von Einrichtungen der Astroteilchenphysik,
Hochenergiephysik und Astronomie erleichtert", sagt Dr. Izabela Rottmann vom
MPIfR, die für diese Aktivität verantwortlich ist. "Das Ziel dabei ist,
Infrastrukturen der Astroteilchenphysik, die eine neue offene Zeiteinteilung
entwickeln, mit astronomischen Infrastrukturen zusammenzubringen, die über eine
umfangreiche Erfolgsbilanz wie z. B. mit dem 100-Meter-Radioteleskop Effelsberg
verfügen, um das entsprechende Fachwissen bereichsübergreifend zu teilen."
ACME wird sechs Kompetenzzentren einrichten, die einen umfassenden Service
für Infrastrukturen, Beobachtungen, Datenanalyse und -interpretation für
verschiedene Messenger- und Multi-Wellenlängenbereiche in ACME anbieten werden.
"Für den Bereich der Radioastronomie bieten wir Fachwissen über
Radiowellenlängen vom Meter- bis zum Zentimeter- und Millimeterbereich an und
unterstützen dabei sowohl Einzelbeobachtungen als auch interferometrische
Beobachtungen", sagt Alex Kraus, ebenfalls vom MPIfR, der Stationsleiter des
Radioobservatoriums Effelsberg. "Wir planen die Einrichtung eines eigenen
Kompetenzzentrums für die erweiterte Nutzerunterstützung in Verbindung mit der
Softwareentwicklung für unser 100-Meter-Radioteleskop."
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn beherbergt
Rohdatenarchive für zwei leistungsstarke Radioteleskope: das
12-Meter-Submillimeter-Teleskop APEX in Chile und das 100-Meter-Radioteleskop
Effelsberg 40 km südwestlich von Bonn, die zusammen einen Frequenzbereich
zwischen 300 MHz und 1 THz abdecken. Im Rahmen der ACME-Entwicklung soll ein
besseres Zugriffsverfahren auf die Datenarchive implementiert werden. Darüber
hinaus sollen Grundlagen für eine automatische Kalibrierung der Beobachtungen
beider Teleskope über Software-Pipelines geschaffen werden, einschließlich einer
Bewertung der Datenqualität.
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