C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am Abendhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
11. Oktober 2024
Ab diesem Wochenende könnte der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)
in der Abenddämmerung am Westhorizont bereits mit bloßem Auge zu beobachten
sein. Anschließend wandert der Komet am Himmel immer höher, wird aber
gleichzeitig auch lichtschwächer. Professionelle Hilfe bei der Beobachtung gibt
es am 19. Oktober während des bundesweiten Astronomietags.
Blick auf Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) von der
Internationalen Raumstation ISS Ende September. Foto:
NASA / Matthew Dominick [Großansicht] |
Der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) wurde am 9. Januar 2023 von der
chinesischen Sternwarte am purpurnen Berg entdeckt, als er noch acht
Astronomische Einheiten (eine Astronomische Einheit entspricht der mittleren
Entfernung der Erde von der Sonne, also rund 150 Millionen Kilometern)
entfernt war. Er hatte damals eine Helligkeit von gerade einmal 18 Magnituden
und wurde für einen Asteroiden gehalten. Am 22. Februar 2023 wurde das Objekt
auch vom Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in
Südafrika nachgewiesen und gleichzeitig eine kometenähnliche Aktivität festgestellt.
Das erklärt auch den Namen des Kometen, der sich aus der englischen
Transkription des auch als Zijinshan Astronomical Observatory bezeichneten
chinesischen Entdeckungsortes und der Abkürzung ATLAS zusammensetzt.
Schon in den vergangenen Monaten war der Komet bei der Annäherung an die
Sonne von Profis und Amateurastronominnen und -astronomen beobachtet worden -
allerdings war das nur mithilfe von Teleskopen möglich. Fotografien zeigen schon seit
Längeren
einen deutlichen Schweif. Am 27. September 2024 hatte C/2023 A3 den
sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn um die Sonne erreicht und war nur knapp
0,4 Astronomische Einheiten von unserem Zentralstern entfernt. Für Kometen kann
dies ein kritischer Punkt sein, da die Sonnennähe und die damit verbundene
Wärmeentwicklung auch zu einem Zerbrechen des Kometen führen kann.
Doch C/2023 A3 hat die Passage offenbar gut überstanden und war in den
Folgetagen unmittelbar vor Sonnenaufgang über dem Osthorizont am Morgenhimmel zu
sehen. Von Mitteleuropa allerdings konnte er sich nicht aus dem horizontnahen
Dunst lösen, so dass Beobachter auf der Südhalbkugel oder auf den
Kanarischen Inseln im Vorteil waren. Aus unserer Perspektive kam der Komet der
Sonne am Himmel zu Monatsbeginn immer näher und "wechselte" schließlich an den
Abendhimmel. Heute Abend könnte es erstmals gelingen, den Kometen komplett am
Abendhimmel über dem Westhorizont zu sehen. Er steigt nun jeden Tag etwas höher,
so dass das Wochenende für eine Sichtung die besten Bedingungen bieten sollte.
Gleichzeitig wird der Komet aber auch lichtschwächer, da er sich von Sonne
und Erde entfernt. So wird er dann bald wieder nur mit Fernglas oder Teleskop zu
sehen sein. Aber auch an diesem Wochenende sollte man bloßem Auge nicht zu
viel erwarten: Insbesondere in Regionen mit hoher Lichtverschmutzung wird man
Schwierigkeiten haben, den Schweifstern überhaupt auszumachen. So eindrucksvoll
wie auf Fotografien erscheint er am nächtlichen Himmel mit bloßem Auge nicht. Er
ist vergleichsweise klein und lichtschwach.
In den zweiten Oktoberhälfte steht der Komet in den Abendstunden noch
deutlich über dem Horizont im Sternbild Schlangenträger. Wem es bis zum
kommenden Sonnabend, dem 19. Oktober 2024, noch nicht gelungen ist, C/2023 A3
selbst zu beobachten, könnte sich dann professionelle Hilfe holen: Am Tag der
Astronomie laden nämlich wieder Sternwarten, Vereine, Planetarien,
Forschungsinstitute, Museen, Schulen und astronomieinteressierte Einzelpersonen
zum bundesweiten Astronomietag ein und werden ihre Teleskope sicherlich auch auf
C/2023 A3 richten - sofern es das Wetter erlaubt.
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