Treffen der deutschsprachigen Astronomie am Rhein
von
Stefan Deiters astronews.com
10. September 2024
Die Astronomische Gesellschaft lädt in dieser Woche wieder
zu ihrer traditionellen Herbsttagung ein. Gastgeber ist 2024 die Universität zu
Köln. Höhepunkt sind wie jedes Jahr die
Preisverleihungen am Eröffnungstag. Die Karl-Schwarzschild-Medaille, der höchste
Auszeichnung der Astronomie im deutschsprachigen Raum, ging an den
Radioastronomen Prof. Dr. Anton Zensus.
Der
Schwarzschild-Preisträger Prof. Dr. Anton Zenus während der
traditionellen Schwarzschild-Vorlesung.
Foto: Stefan Deiters [Großansicht] |
Das Treffen der deutschsprachigen Astronominnen und Astronomen findet
traditionell im September statt - in diesem Jahr an der Universität zu Köln. Das Motto der Tagung lautet
in diesem Jahr "Star formation across cosmic time" und lässt damit
ausreichend Raum für nahezu jeden wissenschaftlichen Beitrag aus der
astronomischen Forschung. Traditionell beginnen die Tagungen der AG mit der Verleihung der höchsten
Auszeichnung, die die Astronomie im deutschsprachigen Raum zu vergeben hat: die
Karl-Schwarzschild-Medaille.
Die Medaille ging in diesem Jahr an Prof. Dr. Anton Zensus, Direktor am
Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Ausgezeichnet wurde seine
Führungsrolle bei der Weiterentwicklung radioastronomischer Beobachtungsmethoden
mit sehr hoher Winkelauflösung und Empfindlichkeit. Die Radiointerferometrie mit
sehr langen Basislinien (Very Long Baseline Interferometry; VLBI) hat sich,
insbesondere durch die Einflüsse von Zensus und seiner Forschungsgruppe, zu
einem Schlüssel-Beobachtungsverfahren entwickelt. Das wohl publikumswirksamste
Ergebnis dieser Beobachtungen sind die Ansichten des Event Horizon Telescope der
supermassereichen Schwarzen Löcher in Messier 87 und der Milchstraße.
Den Ludwig-Biermann-Preis für besonders vielversprechende junge
Wissenschaftler ging in diesem Jahr an Dr. Matthias Kluge, derzeit Postdoc am
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching. Mit seiner
Forschung grenzt Kluge die Entstehungsprozesse des Intracluster-Lichts ein,
einer leuchtschwachen stellaren Komponente in Galaxienhaufen. Prof. Dr. Willem
van Straten erhielt den Preis für Astrophysikalische Software für seine
maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des weltweit für die Auswertung von
astronomischen Pulsar-Daten genutzten Software Pakets PSRCHIVE. Dr. Matti Dorsch
schließlich erhielt den Promotionspreis 2024 für seine an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg absolvierte Doktorarbeit mit
dem Titel "Tracing the diversity of hot subdwarf evolution Surface composition,
magnetic fields, and populations", die er im Jahr 2023 erfolgreich abgeschlossen
hat.
Der Bruno-H.-Bürgel-Preis 2024 ging an den Astrophysiker und
Wissenschaftsjournalisten Dirk Lorenzen, der sich seit drei Jahrzehnten für die
Popularisierung von Astronomie und Raumfahrt in der breiten Öffentlichkeit
engagiert. Besonders ist er durch Hörfunkbeiträge für "Forschung aktuell" und
seine tägliche Kolumne "Sternzeit" im Deutschlandfunk bekannt. Der
Hans-Ludwig-Neumann-Preis 2024 ehrte Prof. Dr. Oliver Schwarz für seine
Verdienste der Vermittlung der Astronomie in Schulen. Mit einer Arbeit zu
Exoplaneten erlangte Anna Maria Weiss vom Einstein-Gymnasium in Neuenhagen bei
Berlin den Bundessieg und 1. Preis in den Geo- und Raumwissenschaften im
Wettbewerb "Jugend forscht" und erhielt den von der Astronomischen Gesellschaft
ausgelobten Sonderpeis für eine Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie.
Neben weiteren Vorträgen im großen Plenum wird auch diese AG-Tagung von
sogenannten Splinter-Treffen bestimmt. Sie bieten den Rahmen für Vorträge zu
spezielleren Themen. Sie sind vielfach auch ein Forum für junge Astronominnen
und Astronomen, die mit ihren Diplom- und Doktorarbeiten zum ersten Mal vor ein
größeres Fachpublikum treten und so Erfahrungen im Präsentieren von
wissenschaftlichen Ergebnissen sammeln können. Eine besonderes Splinter-Treffen
wird sich in diesem Jahr erneut mit der Zukunft der astronomischen Forschung in
Deutschland befassen. Dabei soll mit der Community die gerade laufende Fortschreibung der
sogenannten "Denkschrift" diskutiert werden, in der die
langfristigen wissenschaftlichen Schwerpunkte und die dafür wünschenswerte
Infrastruktur beschrieben sind.
Eine weitere Tradition von AG-Tagungen ist es - praktisch als Dankeschön an
die gastgebende Stadt - einen öffentlichen Abendvortrag am jeweiligen Tagungsort
zu veranstalten. In diesem Jahr berichtet Jun.-Prof. Andrina Nicola von der
Universität Bonn unter dem Titel "Eine Reise in die Dunkelheit" über Dunkle
Materie und Dunkle Energie. Der Eintritt ist frei, eine
Anmeldung ist nicht erforderlich. Termin: 12. September 2024, 20.00 Uhr, im
Uni-Hauptgebäude, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln
Die Astronomische Gesellschaft wurde 1863 in Heidelberg gegründet und war bis
nach dem Ersten Weltkrieg die einzige größere internationale astronomische
Vereinigung. Diese Rolle übernahm später die Internationale Astronomische Union
(IAU). Heute ist die AG ein Zusammenschluss von Astronominnen und Astronomen aus den
deutschsprachigen Ländern und setzt sich verstärkt für die Förderung jüngerer
Wissenschaftler, für die Vernetzung von Astronomen, die Ausbildung von Lehrern
und die Öffentlichkeitsarbeit ein.
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