Neues über den Meteoriten Ribbeck aus dem Havelland
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Münster astronews.com
2. August 2024
Zu Beginn dieses Jahres war über Berlin und Brandenburg eine spektakuläre
Feuerkugel zu sehen. In den folgenden Tagen wurden im Havelland unzählige
Bruchstücke eines Meteoriten gefunden. Nun stellte ein internationales
Forschungsteam erste Ergebnisse der Untersuchungen der Brocken vor: Der
Mutterkörper des Meteoriten dürfte eine bewegte Geschichte gehabt haben.
Ein Fundstück des Meteoriten "Ribbeck".
Foto: Dennis Harries [Großansicht] |
Zu Beginn dieses Jahres, am 21. Januar, war ein riesiger Feuerball vor allem
über dem Bundesland Brandenburg sichtbar. Er entstand, weil ein kleiner
Himmelskörper in die Erdatmosphäre eingedrungen war, zerplatzte und in
zahlreichen Bruchstücken in der Nähe von Ribbeck im Havelland zu Boden ging.
Nachdem sich in den folgenden Tagen Hunderte Menschen auf die Suche nach den
Überresten des eingedrungenen Körpers gemacht hatten, konnten Forscher unter der
Leitung von Prof. Dr. Addi Bischoff und Dr. Markus Patzek vom Institut für
Planetologie der Universität Münster jetzt die Fundstücke untersuchen - zusammen
mit Kollegen aus anderen Ländern und von anderen Einrichtungen.
In einer jetzt vorgelegten Studie beschreiben die Autoren, dass 202
Bruchstücke des Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,8 Kilogramm aufgefunden
wurden. Das Streufeld umfasste eine Größe von 1,5 mal 10 Kilometer in der Nähe
der Ortschaften Ribbeck, Berge und Lietzow. Dank der ungewöhnlich schnell
erfolgreichen Suche konnte das Team nur wenige Tage nach dem Fall mit ihrer
Untersuchung beginnen. Ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, standen die Sucher
zunächst vor einer Herausforderung. "In der Regel hält man bei der
Meteoritensuche nach schwarzen Steinen Ausschau. Aufgrund der Mineralogie und
Zusammensetzung wiesen die Bruchstücke von Ribbeck aber keine durchgängig dunkle
Schmelzkruste auf. Wahrscheinlich wurden deshalb in den ersten Suchtagen
zahlreiche Stücke übersehen, bis man diese Eigenart erkannt hatte", erklärt
Bischoff.
Bei der Analyse ermittelten die Wissenschaftler, dass der Meteorit "Ribbeck"
der eher seltenen Meteoritenklasse der Aubrite angehört. Diese Klasse ist nach
dem Meteoriten von Aubres benannt, der 1936 in Frankreich vom Himmel fiel und zu
denen weltweit nur zwölf Fälle gehören. Die Aubrite sind reich an Magnesium und
Silizium. Der Meteorit "Ribbeck" nimmt innerhalb seiner Klasse wiederum eine
Sonderstellung ein, da das Gestein über einen außergewöhnlich hohen Anteil an
Feldspäten verfügt – einem Mineral, das zur Gruppe der Silikate gehört.
Die Forscher gehen davon aus, dass der Mutterkörper des Ribbeck’schen
Meteoriten etwa 4,5 Milliarden Jahre alt ist und aus dem Asteroidengürtel
stammt. Dieser befindet sich zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Mars und
Jupiter. "Die intensive Brekziierung des Gesteins lässt auf eine bewegte
Vergangenheit mit verheerenden Einschlagsergebnissen auf dem Mutterkörper
schließen", führt Patzek aus. Bei Brekzien handelt es sich um Trümmergesteine,
die durch Einschläge auf dem Mutterkörper entstanden sind und deren Trümmer,
also Fragmente, durch einen erneuten Einschlag wieder verfestigt werden. Kleine
Schmelzbereiche innerhalb der feinkörnigen Trümmer deuten beim Meteoriten
"Ribbeck" auf mindestens einen späteren Einschlagsprozess hin, der nach den
Hauptfragmentierungsereignissen und der Brekzienbildung stattfand.
Die Meteoritenstücke fielen beim Auffinden durch einen intensiven Geruch nach
Schwefelwasserstoff auf – ähnlich dem Geruch von faulen Eiern. Obwohl die
Einzelstücke nur wenige Tage der feuchten Umgebung – Schnee mit anschließendem
Tauwetter – ausgesetzt waren, fanden unmittelbar nach dem Fall chemische
Reaktionen zwischen den Mineralphasen und der Feuchtigkeit statt, die den Geruch
verursachten und die ursprüngliche Mineralogie des Gesteins veränderten.
Bestimmte Mineralphasen im Meteoriten können unter irdischen Bedingungen nicht
gebildet werden und sind instabil, das heißt, sie reagieren mit der irdischen
Luftfeuchtigkeit und dem Wasser und zerfallen.
Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Meteoritics & Planetary
Science veröffentlicht.
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