Sommeranfang, Sommersterne und Planeten vor Sonnenaufgang
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2024
Es wird langsam Sommer - auch am nächtlichen Himmel: Die
kurzen Nächte im Juni werden mehr und mehr von den Sternen der warmen Jahreszeit
dominiert, die offiziell am 20. Juni beginnt. Planetenfreunde müssen
Frühaufsteher sein, um Planeten zu sehen, denn vom abendlichen Himmel haben sich
diese erst einmal zurückgezogen. Venus steht sogar in Konjunktion zur Sonne und
bleibt unsichtbar.
Blick nach Osten gegen 4 Uhr MESZ am 3. Juni 2024: Rechts
neben der Sichel des Mondes ist der Mars zu sehen, weiter
rechts leuchtet Saturn. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Zumindest in manchen Teilen Deutschlands hat uns der Mai schon fast mit
sommerlichem Wetter verwöhnt, obwohl doch offiziell noch Frühling ist. Höchste
Zeit für den Sommer also? Da wundert es nicht, wenn auch in diesem Jahr in
manchen Medien wieder
am 1. Juni von einer Art Sommeranfang die Rede ist, nämlich vom
"meteorologischen Sommeranfang".
Doch dieser "meteorologische Sommeranfang" ist gar keiner. Er
wurde von den Meteorologen schlicht eingeführt, um das Führen von Statistiken zu
vereinfachen: Monatsweise ist dies halt leichter, als bei einem Jahrzeitbeginn
mitten im Monat. Und so beginnt für die Statistik die jeweilige Jahreszeit
bereits zu Beginn des Monats, in dessen Verlauf auch der Kalender eine neue
Jahreszeit ankündigt. Sommeranfang ist 2024 genau am 20. Juni um 22:51 MESZ.
Im Juni werden die Nächte also zunächst noch für einige Zeit kürzer, dann
aber wieder länger. Alle Freunde des Sternhimmels wissen, dass dies nicht unbedingt
schlecht sein muss, gibt es doch am Himmel einiges zu sehen: Gegenwärtig sind es
beispielsweise die typischen Sternbilder des Sommers. Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Vega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe
im Nord-Osten aufgeht. Vega ist auch für Planetenforscher von großem Interesse,
hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach Ansicht der
Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer Million Jahren
ist.
Vega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des sogenannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Altair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Altair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2300 Lichtjahre Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent (siehe unser
Bild
des Tages vom 21. Januar 2009).
Wer sich allerdings für Planeten interessiert, muss im Juni Frühaufsteher
sein: Am abendlichen Himmel haben sich die Planeten nämlich rar gemacht: Venus
steht im Juni - von der Erde aus betrachtet - direkt hinter der Sonne, also in
Konjunktion. Mars, der im Verlauf des Monats von den Fischen in
den Widder wandert, ist vor Sonnenaufgang nur am morgendlichen Himmel zu sehen. Auch
Jupiter macht ein Comeback am Morgenhimmel, allerdings erst in
der zweiten Monatshälfte. Der Gasriese befindet sich im Sternbild Stier. Am
längsten am morgendlichen Himmel zu sehen ist der Ringplanet Saturn,
der sich im Sternbild Wassermann befindet.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. Dazu zählen
etwa die Juni-Lyriden, die aus der Leier zu kommen scheinen und
zwischen dem 11. und 21. Juni zu sehen sind. Aus dem Sternbild Bärenhüter kommen
die Juni-Bootiden, die im letzten Monatsdrittel aktiv sind.
|