In Berlin wurde jetzt die erste Open-Access-Weltkarte der
Funkfrequenzen aus dem Erdorbit vorgestellt. Sie basiert auf den Daten der
Kleinsatellitenmission SALSAT, die seit 2020 um die Erde kreist. Die Initiative
bietet eine umfassende Analyse der Frequenznutzung im All und soll Lösungen für
zunehmende Störungen in der Satellitenkommunikation bereitstellen.
Die exponentielle Zunahme von Satelliten im Erdorbit in den vergangenen
Jahren hat zu einem Anstieg von Kommunikationsstörungen der Satelliten
untereinander und zu den Bodenstationen geführt. Weil die Frequenzbänder,
die für die Kommunikation genutzt werden, begrenzt sind, stehen
Konstellationen wie Starlink von SpaceX, die eine große Anzahl von
Satelliten umfassen, aber auch Betreibern von wenigen Satelliten vor
Herausforderungen bei der effizienten Nutzung dieser Bänder.
Um dieser Problematik zu begegnen, haben Wissenschaftler der Technischen
Universität Berlin (TU Berlin) im Rahmen der SALSAT-Mission Spektraldaten im
Orbit gesammelt, analysiert und daraus die weltweit erste
Open-Access-Weltkarte der Funkfrequenzen erstellt. Alexander Burnicki,
stellvertretender Leiter des Projekts, betont die Relevanz der Initiative:
"Die frei zugängliche Datenbasis unserer Forschungsmission ist weltweit
einmalig und bietet sowohl für die Raumfahrt als auch für die Wissenschaft
immense Vorteile. Satellitenbetreiber und Bodenstationen können nun die
Auslastung der Frequenzbänder in Echtzeit verfolgen und Kooperationen zur
Vermeidung von Störungen eingehen."
Die interaktive Website ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern eine
detaillierte Analyse der Frequenznutzung im Orbit. Durch Einstellungen wie
die Auswahl der Frequenzbandbreite und die Sortierung nach Datum können sie
die Daten individuell anpassen und herunterladen, um eigene Auswertungen
durchzuführen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, über ein Formular
weitere Spektralaufnahmen anzufordern, um spezifische Regionen oder
Frequenzen zu untersuchen.
Der Kleinsatellit Spectrum AnaLysis SATellite (SALSAT) der TU
Berlin liefert seit 2020 Daten und lieferte auch unerwartete Erkenntnisse:
"Im vergangenen halben Jahr haben wir in gewissen Regionen starke Signale
empfangen, die wir gar nicht erwartet haben", so Burnicki. "Zum Beispiel in
der Nähe der nördlichen Polarregion. Die Ursache dafür konnten wir noch
nicht feststellen; dafür müssen wir noch mehr Aufnahmen machen." Die TU
Berlin ist seit über 30 Jahren in der Kleinsatellitenentwicklung aktiv und
mit 29 Satelliten weltweit führend in Bezug auf die Anzahl der universitären
Kleinsatelliten im Erdorbit.