Der Frühlingshimmel und eine Sonnenfinsternis in Nordamerika
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2024
Am nächtlichen Himmel wird es Frühling und auch die ersten
Anzeichen für den Sommer lassen sich bereits erkennen. Planeten machen sich
allerdings zunehmend rar. Sternschnuppenfans können sich über die Lyriden
freuen, die ab der Monatsmitte zu sehen sein werden. Sonnenfinsternistouristen
müssen nach Nordamerika reisen, um am 8. April eine totale "SoFi" verfolgen zu
können.
Blick nach Westen am Abend des 10. April 2024: Die Sichel
des Mondes hat sich zu Jupiter gesellt.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Auch wenn zu Monatsbeginn eher kalendertypisches Aprilwetter vorherrscht,
verrät ein Blick an den Nachthimmel, dass die kalte Jahreszeit hinter uns liegt: Die Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet
haben, werden am Himmel immer mehr von den Frühlingskonstellationen verdrängt:
So ist das markante Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im Sternbild Jungfrau und
Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am nächtlichen Himmel zu beobachten.
Und wer die langsam wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht
zu spät beginnen, für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon
Hinweise auf den bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten erscheint das
sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild
Krebs beobachten. Darin findet sich der Sternhaufen Praesepe (M 44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man
schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von
der Erde entfernt und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe
befindet sich mit M 67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem
Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste
Sternhaufen unserer Milchstraße.
Unser Nachbarplanet Venus , der uns in den letzten Monaten
als Morgenstern begleitete, hat sich vom Morgenhimmel zurückgezogen und bleibt
unsichtbar. Auch unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der Rote Planet
Mars, ist noch nicht wieder am Himmel zu sehen. Jupiter ist
nach Sonnenuntergang noch für einige Zeit am Abendhimmel auszumachen, er steht
im Sternbild Widder. Zum Monatsende verabschiedet sich der größte Planet des
Sonnensystems aber vorerst vom Nachthimmel. Saturn kehrt
zum Monatsende wieder an den
Morgenhimmel zurück, er befindet sich im Sternbild Wassermann.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen -
zumindest ein wenig: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind ab dem 16. April aktiv. Ihr Maximum ist für den
23. April
vorhergesagt. Unter besten Bedingungen werden maximal 20 Meteore zu sehen sein. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
Sonnenfinsternisfans werden vermutlich in diesen Tagen nach Nordamerika
aufbrechen: Am 8. April ist hier nämlich eine totale Sonnenfinsternis
zu beobachten. Sie bleibt von Mitteleuropa aus unsichtbar, nur in den
westlichsten Zipfeln Europas wird man von der partiellen Phase etwas
mitbekommen.
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