Die Erdbeobachtung wird für unsere Zivilisation immer
wichtiger und liefert beispielsweise Daten für Wettervorhersagen. Im Rahmen des
von der EU geförderten Projekts SURPRISE wurde untersucht, wie
Erdbeobachtungssatelliten intelligenter, aber auch sicherer gemacht werden
können - etwa durch den Einsatz von Flächenlichtmodulatoren und Compressive
Sensing.
Erdbeobachtungen werden immer wichtiger, damit wir unseren Planeten
besser verstehen und Probleme in Bezug auf Umwelt und Gesellschaft angehen
können. Die Erfassung und Verarbeitung von Daten aus dem Weltraum stößt
derzeit jedoch noch auf Hindernisse. So dauert es lange, manchmal sogar
mehrere Tage, um Informationen zu erhalten. Zudem sind die Bilder nicht
immer sehr genau, sie zeigen nur grobe Details von etwa einem Kilometer
Größe und die Erfassung des unsichtbaren Teils des Lichts ist mit den
aktuellen Technologien sehr aufwendig.
Eine Lösung bieten neue optische Systeme mit Flächenlichtmodulatoren. Sie
erfassen deutlich detaillierter Daten aus dem Weltraum und wurden im
EU-Projekt SURPRISE entwickelt und getestet. In dem dreieinhalbjährigen
Projekt, welches im Juni abgeschlossen wurde, gingen die Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten Hand in Hand mit der Einbeziehung von Interessengruppen
und Verbreitungsmaßnahmen, um eine erfolgreiche Nutzung der
Forschungsergebnisse des Projekts zu gewährleisten. Das Fraunhofer-Institut
für Photonische Mikrosysteme IPMS brachte seine langjährige Expertise auf
dem Gebiet der Flächenlichtmodulatoren in dem Projekt ein.
Die Hauptaufgaben des Instituts waren die die Erstellung einer
Machbarkeitsstudie und Entwicklungs-Roadmap für einen ersten vollständig in
Europa entwickelten Flächenmodulator (SLM), der auch im Weltraum benutzt
werden kann. Außerdem hat Fraunhofer IPMS den SURPRISE-Partners bei der
Entwicklung eines Demonstrators unterstützt. "Die Flächenlichtmodulatoren
des Fraunhofer IPMS bestehen aus Tausenden oder sogar Millionen von
einzelnen beweglichen Spiegeln mit einer Größe von jeweils nur wenigen
Mikrometern. Die größten Herausforderungen stellten dabei die
Weltraumtauglichkeit aller Komponenten sowie die Abdeckung eines breiten
Spektralbereichs vom sichtbaren bis zum mittleren Infrarot dar. Darüber
hinaus sind eine innovative Datenverarbeitungs- und
Verschlüsselungsfunktionalität an Bord erforderlich. Damit werden in Zukunft
noch bessere Erdbeobachtungsdaten möglich sein", beschreibt Sara Francés
González, Wissenschaftlerin am Fraunhofer IPMS.
Im Projekt wurde die innovative "Compressive Sensing" (CS)-Technologie
eingesetzt. Sie ermöglicht die Aufnahme eines flächenhaften Bildes mit einem
Ein-Pixel-Detektor. Dies ist insbesondere für den mittleren Infrarotbereich
interessant, da in diesem Spektralbereich keine geeigneten 2D-Detektoren zur
Verfügung stehen. Gleichzeitig bietet CS Vorteile bei der Verarbeitung
großer Datenmengen sowie eine native Datenverschlüsselung. Mithilfe von
Flächenlichtmodulatoren können variable Bildmuster mit hoher Geschwindigkeit
erzeugt werden. Diese Muster werden mit der Beobachtungsszene überlagert und
von Einzelpixeldetektoren aufgenommen.
2022 absolvierte ein SLM der aktuelle Technologiegeneration des
Fraunhofer IPMS erfolgreich einen Test unter Weltraumbedingungen. Das 256
mal 256 Pixel große Bauelement wurde besonders hinsichtlich Temperatur (von
-40 °C bis 80 °C), Vakuum (kleiner 10-5 mbar) und Vibrationen in
der X-, Y- und Z-Achse evaluiert. Kein einziger Pixel fiel aus. Diese
experimentellen Erkenntnisse bestätigen zusammen mit den
Simulationsergebnissen die Robustheit der Flächenlichtmodulatoren des
Fraunhofer IPMS und ermutigen zu weiteren Aktivitäten für die Entwicklung
einer weltraumspezifischen SLM-Technologie.
Durch die erstmalige Einführung des Konzepts einer Nutzlast mit mittlerer
räumlicher Auflösung und nahezu kontinuierlicher stündlicher Wiederholung
können die Ergebnisse des Projekts SURPRISE zu einem bedeutenden Durchbruch
in der Erdbeobachtung führen und bestehende operative Dienste ergänzen. Dies
betrifft zum einen die Brandüberwachung sowie der Überwachung der Farbe der
Ozeane.