Bevor ein Mensch seinen Fuß erneut auf den Mond oder
erstmals auf den Mars setzt, sollen Roboter die Landeregionen so gut es geht
erkunden und den Besuch von Menschen vorbereiten. Für diese Aufgabe müssen aber
auch Roboter üben. Das DLR hat dazu nun eine 1500 Quadratmeter große Anlange in
Betrieb genommen, in der die Eigenheiten von Mars und Mond nachgebildet sind.
Mond und Mars sind erklärte Ziele der europäischen und internationalen
Raumfahrt. Doch bevor Menschen die Reise antreten, sollen Roboter das
menschenfeindliche Terrain erkunden, lokale Ressourcen erschließen und die
Landung von Astronautinnen und Astronauten so umfassend wie möglich
vorbereiten. Explorationsmissionen mit autonomen mobilen Robotern werden in
den kommenden Jahren daher deutlich zunehmen.
Aus diesem Grund hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
gestern in Oberpfaffenhofen eine besondere Forschungsanlage eröffnet: Das
Mond-Mars-Testgelände des Robotik und Mechatronik Zentrums (RMC) bietet
ideale Bedingungen, um Roboter für planetare Erkundungsaufgaben fit zu
machen. Bisher fanden Erprobungen nur im Labor statt oder weit entfernt in
unwirtlichen Umgebungen wie dem Ätna-Vulkan. Nun können die Forschenden
direkt neben dem Institutsgebäude ihre Roboter testen und jederzeit "der
Realität aussetzen". Neben der effizienteren Entwicklung ermöglicht die
Anlage, die Zusammenarbeit von verschiedenartigen Robotern und komplexe
Missionsszenarien zu testen. Die wissenschaftliche Anlage wird künftig auch
Partnern aus Industrie und Forschung zur Verfügung stehen.
Mit dem neuen Testgelände baut das DLR seine langjährige Erfahrung in der
Explorationsrobotik aus, um Deutschlands führende Rolle im internationalen
Wettbewerb weiterhin zu stärken. "Ich bin überzeugt, dass das RMC
Mond-Mars-Testgelände der Explorationsrobotik einen starken Schub geben
wird. Besonders freue ich mich darauf, mit unseren Robotern in Zukunft Orte
zu explorieren, die bisher für die Menschheit unerreichbar sind", erklärt
Prof. Alin Albu-Schäffer, Direktor des DLR-Instituts für Robotik und
Mechatronik.
Den Anfang macht hier der deutsch-französische Rover IDEFIX, gebaut
zusammen mit der französischen Raumfahrtagentur CNES, der nächstes Jahr zur
Erkundung des Marsmondes Phobos im Rahmen der japanischen MMX-Mission
startet. Diese raumfahrtqualifizierte Technologie stellt die Grundlage für
die Flugmodelle weiterer fahrender, gehender oder krabbelnder Roboter dar,
die das RMC derzeit auf der neuen Anlage testet.
Auf 1500 Quadratmetern spiegeln sich die Vulkan- und Höhlenlandschaften
von Mars und Mond wider: Ein Tunnel, ein Krater, unterschiedliche Hügel,
Felsen, Gräben und Sandkuhlen bilden zu zwei Dritteln den Mond und zu einem
Drittel den Mars ab. Das Gelände erfüllt damit alle relevanten geologischen
Vorgaben und ist mit verschiedenen Untergründen wie etwa Basalt,
Lavasteinen, feinen Kies und Suevit aus dem Nördlinger Ries ausgestattet.
Darüber hinaus ist die neue Anlage mit dem bereits bestehenden "Testfeld für
planetare Rover" verbunden.
Das zum RMC gehörende DLR-Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik
hatte 2021 eine Testumgebung errichtet, um den DLR-Rover Scout für besonders
unwegsames Gelände zu trainieren (astronews.com
berichtete). Die einander gegenüberliegenden Anlagen
sind nun durch einen Pfad verbunden und werden von den
RMC-Schwesterinstituten gemeinsam genutzt. Dies eröffnet vielfältige
Testmöglichkeiten für die rad- und beinbasierte Fortbewegung von Robotern,
autonome Navigation, multimodale Objekterkennung oder der mobilen
Manipulation (bei der ein Roboter sich zu einem Ziel bewegt und dort mit
seiner Hand etwas ausführt).
In Kollaborations-Experimenten könnten die Forschenden testen, wie
Roboter mit unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam eine Karte erstellen
oder andere komplexe Aufgaben selbständig lösen. Ein optisches
Trackingsystem erlaubt Referenzmessungen, die gemeinsame Standards auch für
externe Nutzenden schaffen. Das Außenlabor ist außerdem mit der
IT-Infrastruktur des RMC verbunden. So besteht ein Link zum Deutschen
Raumfahrtkontrollzentrum und zur Internationalen Raumstation ISS. Künftig
sind Telerobotik-Experimente denkbar, in denen ein Besatzungsmitglied von
der ISS aus die Roboter auf dem Testfeld kommandiert.
Für besondere Nähe zum Mond sorgt die Zusammenarbeit mit der
Mondsimulationsanlage LUNA in Köln, einem Gemeinschaftsprojekt des DLR mit
der europäischen Weltraumorganisation ESA. Das Institut für Robotik und
Mechatronik entwickelt derzeit zwei baugleiche Rover für Tests in
Oberpfaffenhofen und in Köln.
Mit Technologien für die Raumfahrt und die Exploration von Mars und Mond
hat das DLR stets auch die Erde im Blick. So nutzt das RMC beispielsweise im
Projekt AHEAD Weltraumrobotik, um ferngesteuerte Offroad-Fahrzeuge für
humanitäre Hilfstransporte zu entwickeln. Auf dem RMC Mond-Mars-Testgelände
werden die Forschenden die Technolgieentwicklungen in der Robotik weiter
vorantreiben. Das DLR erweitert dabei sein technologisches sowie
operationelles Know-How für zukünftige Missionen und Anwendungen.