astronews.com
Der deutschsprachige Onlinedienst für Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt |
Im September beginnt der Herbst, doch bevor es soweit ist, stehen uns noch mehr als drei spätsommerliche Wochen bevor. Entsprechend sind am nächtlichen Himmel noch immer die Sternbilder der warmen Jahreszeit zu sehen, es machen sich aber auch mehr und mehr die Konstellationen des Herbstes bemerkbar. Die beiden größten Planeten des Sonnensystems sind fast die gesamte Nacht über präsent.
Mit seinem eher wechselhaften Wetter kamen im Sommer 2023 bislang kaum sommerliche Gefühle auf. Doch noch hat der Sommer eine Chance, auch wenn es im September in der Nacht schon recht kühl und herbstlich werden kann, was auch der Grund dafür sein dürfte, warum die Meteorologen den September in ihren Statistiken schon offiziell als Herbstmonat zählen. Manche sprechen daher auch von einem "meteorologischen Herbstanfang" am 1. September, obwohl es einen solchen offiziell gar nicht gibt. Für die Astronomie und den offiziellen Kalender ist auf jeden Fall noch rund drei Wochen Sommer: Tag-und-Nacht-Gleiche ist erst am 23. September um 8:50 MESZ. Ab dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar. Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch lassen sich inzwischen auch die Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern, Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda. Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel und liegt in rund 25 Lichtjahre Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch (lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte]. Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M 30. Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei - wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der sogenannten Cepheiden. Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen. Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner äußeren Hülle schwankt. Und natürlich gibt es auch Planeten im September zu sehen: Die Venus ist als "Morgenstern" an den nächtlichen Himmel zurückgekehrt und vor Sonnenaufgang im Osten zu sehen. Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, Mars, ist aktuell nicht am Himmel auszumachen. Der Gasriese Jupiter erreicht Anfang des kommenden Monats seine Opposition, ist also auch in diesem Monat praktisch die gesamte Nacht über zu sehen und der Glanzpunkt am Himmel. Er befindet sich im Sternbild Widder. Saturn stand Ende August in Opposition und befindet sich im Sternbild Wassermann. Der Planet ist deutlich leuchtschwächer als Jupiter, aber trotzdem noch ein markantes Objekt und auch praktisch die gesamte Nacht über am Himmel präsent ist. Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich vielversprechender Monat: Weder die Pisciden, die aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen, noch Ende des Monats die Tauriden mit Radiant im Stier dürften zu einer merklich erhöhten Sternschnuppenaktivität führen.
|
|
|
^ | Copyright Stefan Deiters und/oder Lieferanten 1999-2023. Alle Rechte vorbehalten. W3C |
Diese Website wird auf einem Server in der EU gehostet. |
© astronews.com / Stefan Deiters und/oder Lieferanten 1999 - 2020 |