Mit EURIALO soll ein ziviles Weltraumsystem aufgebaut
werden, das den Flugverkehr kontinuierlich, global und unabhängig überwachen
kann und so zu mehr Sicherheit im Luftraum beiträgt. Als Erstes soll nun ein
Testsystem aus vier Kleinsatelliten entstehen und die nötige Infrastruktur für
die Verteilung und die Verarbeitung der Daten.
Den internationalen Flugverkehr sicherer machen: Das ist das Ziel des
zukünftigen Weltraumsystems EURIALO. Kleinsatelliten sollen dabei alle
kommerziellen Flüge kontinuierlich und global orten können. Die europäische
Weltraumorganisation ESA hat den Vertrag für ein erstes Testsystem an die
Firma Spire Global Germany GmbH in München vergeben. "Mit EURIALO werden die
technologischen Möglichkeiten, die uns die Raumfahrt bietet, in idealer
Weise für die Luftfahrt genutzt", sagt Fabienne Spreen, Projektleiterin
EURIALO bei der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR). "Eine Konstellation aus Kleinsatelliten soll dabei
zukünftig die exakte Aufzeichnung von Flugzeugpositionen in Echtzeit
ermöglichen." Mit der Vertragsunterzeichnung beginnen nun die Arbeiten an
einem ersten Testsystem. Dieses soll aus vier Kleinsatelliten bestehen, die
im niedrigen Erdorbit (Low Earth Orbit) stationiert werden, sowie einem
Bodensegment für die Datenverarbeitung und -verteilung.
Um ein Flugzeug am Himmel zuverlässig orten zu können, werden die
Positionsdaten von zwei voneinander unabhängigen Systemen aufgezeichnet.
Erst durch die Kombination und den Abgleich dieser beiden Daten können
Fehler ausgeschlossen werden. Zum einen erfolgt die Ortung durch ein Signal,
das vom Flugzeug selbst ausgesendet wird. Es bestimmt seine eigene Position
dabei vor allem mithilfe von globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS).
Die zweite Positionskontrolle erfolgt durch am Boden installierte
Radarsysteme der Flugüberwachung. Diese Systeme haben den Nachteil, dass sie
nur innerhalb eines begrenzten Radius arbeiten und entlegene Regionen oder
den Luftraum über Ozeanen nicht ausreichend abdecken können. Die Ortung und
Kontrolle der Flugzeuge ist damit nur eingeschränkt möglich.
Langfristiges Ziel von EURIALO ist es, die Lücken in der erdgebundenen
Ortung durch eine satellitengestützte Überwachung zu schließen. Eine Flotte
von global arbeitenden Kleinsatelliten soll dabei Radiosignale nutzen, die
Flugzeuge schon heute bei der Datenübertragung an die Bodenstationen
automatisch und periodisch aussenden und die bis ins Weltall strahlen. Die
Satelliten, die im niedrigen Erdorbit stationiert werden sollen, können
diese Signale kontinuierlich mit ihren Antennensystemen empfangen. Sobald
mehrere Satelliten das gleiche Signal empfangen, wird aus den
unterschiedlichen Laufzeiten der Schnittpunkt berechnet und so die Position
des Flugzeugs zuverlässig ermittelt.
Mithilfe dieses "Multilateration" genannten Prinzips funktioniert die
Ortung unabhängig von GNSS. Um die Daten anschließend in Echtzeit übertragen
zu können, müssen die Satelliten untereinander oder über Relais-Stationen
kommunizieren. Diese Intersatellitenlinks genannten Verbindungen ermöglichen
einen stetigen Kontakt von allen Satelliten der Konstellation mit den
Bodenstationen. Das System funktioniert unabhängig von GNSS und soll durch
die Ergänzung der terrestrische Radarüberwachung eine deutlich höhere
Sicherheit im Flugverkehr sicherstellen.
Das Projekt EURIALO wird im ARTES-Programm (ARTES steht für "Advanced
Research in Telecommunications Systems") der ESA durchgeführt und von der
Deutschen Raumfahrtagentur im DLR durch die deutschen Beiträge zum Programm
gefördert.